
Sennheiser: Innovationen und 80 Jahre Audiogeschichte
20. Juni 2025 | von Barbara DörmerWeniger Umsatz, weniger Gewinn, aber gute Stimmung wegen einiger wichtiger Neuprodukte. So lässt sich das, was Dr. Andreas Sennheiser (50) und sein Bruder Daniel Sennheiser (52) heute zum Geschäftsjahr 2024 der Sennheiser-Gruppe und den weiteren Plänen vorstellten, zusammenfassen. Das von ihrem Großvater Fritz sehr kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs als „Laboratorium Wennebostel“ gegründete Unternehmen begeht in diesem Monat sein 80-jähriges Bestehen. Sennheiser feiert dies am heutige mit rund 1000 Beschäftigten aus den deutschen Standorten an seinem Stammsitz in Wennebostel.
Nach drei Jahren Wachstum in Folge hat die Sennheiser-Gruppe 2024 einen Gesamtumsatz von rund 492 Mio. Euro erzielt - das entspricht einem Rückgang von 6,6 Prozent. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) liegt mit 35,8 Mio. Euro deutlich unter dem Vorjahreswert von 55,4 Mio. Euro. „Wir sind in den letzten Jahren sehr fulminant gewachsen“, erklärte Daniel Sennheiser, „unter anderem, weil nach der Corona-Pandemie sehr viel gekauft worden ist“. Geografisch betrachtet sei im vergangenen Jahr der schwierigste Markt die Region Amerika mit einem Umsatzrückgang um rund 16 Prozent auf 150,5 Mio. gewesen. Hier hätten sich die politischen und wirtschaftlichen Unsicherheiten in den USA sowie einem verhaltenen Konsumklima negativ auf die Nachfrage ausgewirkt. Ergebnisschmälernd für die Unternehmensgruppe waren die in allen Bereichen gestiegenen Kosten. Insgesamt zeigten sich die beiden Firmenchefs mit dem Ergebnis aber „zufrieden“.
„Wir sind ein Unternehmen, das einen sehr großen Anteil seines Umsatzes investiert“, erklärt Daniel Sennheiser. So wurden 2024 mit rund 49 Mio. Euro 10 Prozent des Gesamtumsatzes in die Forschung und Entwicklung neuer Audiotechnologien investiert. Zusätzlich sind rund 3 Mio. Euro in die digitale Transformation geflossen. Weitere knapp 14 Mio. Euro hat das Unternehmen in seine Produktionsstandorte in Deutschland und Rumänien investiert, davon rund 12 Mio. Euro in das Werk in der Wedemark.
Seit etwa zehn Jahren hat Sennheiser an einer neuen Funk-Breitband-Lösung geforscht. Im vergangenen Herbst ist nun das weltweit erste bidirektionale, breitbandige Wireless-Ecosystem „Spectera“ auf den Markt gekommen. Damit adressiert Sennheiser gezielt die wachsende Bedeutung vernetzter, digitaler Lösungen im Bereich Pro Audio. „Spectera ermöglicht nicht nur eine gleichzeitige Übertragung von Audio- und Steuersignalen in Echtzeit, sondern schafft auch die Voraussetzungen für eine nahtlose Interaktion zwischen Geräten – ein zentraler Fortschritt für vernetzte Workflows in anspruchsvollen Produktionsumgebungen“, erklärt Dr. Andreas Sennheiser. Auch im Bereich Mobility hat Sennheiser seine Marktpräsenz gestärkt: Mittlerweile sind über 70.000 Audiosysteme in Fahrzeugen der Marken Cupra, Smart und Morgan Motors im Einsatz.
„Wir hatten auch Mißerfolge - sind aber immer drangeblieben“, erklärt Dr. Andreas Sennheiser mit Blick auf ein im Showroom ausgestelltes Sound-Ungetüm, das Gamern in den 90igern den passenden Sound bringen sollte. Und erzählt über einige Meilensteine der Sennheiser-Geschichte – darunter etwa das erste drahtlose Mikrofonsystem (1957) oder der Kopfhörer HD 25 (1988). Man habe übrigens bereits damals nachhaltig produziert und könne die Produkte auch heute noch reparieren.
Am heutigen 20. Juni will Sennheiser sein 80-jähriges Bestehen feiern. „Jetzt wollen wir ´Danke´ sagen. Es ist nicht immer einfach für die Mitarbeitenden, ständig vor Veränderungen zustehen“, so Daniel Sennheiser. Mit Jørgen Wengel ist auch der neue Finanzchef dabei. Er kommt übrigens aus Dänemark, und kennt auch das dänische Unternehmen Demant sehr gut. Aber keine Sorge. Dr. Andreas und Daniel Sennheiser wollen noch lange weiter machen.