
Mit deutlichem Ausruf-Zeichen: Casala!
02. Oktober 2025 | von Klaus PohlmannWenn man über Firmennamen spricht, kommt man an Casala nicht vorbei. Schon mal gehört? Vorsicht: Vielleicht im TV, in Sendungen, die gerne als Format bezeichnet werden und nicht eben als hoch intellektuell gelten. Dort könnte man es gehört haben, anders geschrieben, aber umso lauter gebrüllt. So laut, dass sich der „Spiegel“ vor Jahren der Sache annahm und die Bedeutung klärte. „Jetz gibbet Kasalla“ (rheinisch, wahlweise: Casalla), im Sinne von: Es droht Ärger, eine Abreibung. Oder: Gleich setzt es was.

Womit wir beim Thema wären: „Setzen. Sechs.“ Die schlimmste Form der Abreibung in der Schule. Und wer sich dann hinsetzt, landete früher mit einiger Wahrscheinlichkeit auf einem Casala-Stuhl. Tatsächlich führte das Magazin aus Hamburg anlässlich des RTL-Dschungelcamps 2016 die Entstehung des Begriffs genau darauf zurück: Viele ältere Rheinländer – wir ergänzen: und Rheinländerinnen – kennten den Spruch aus ihrer Schulzeit, „was wohl mit der Möbelfirma Casala zusammenhängen könnte. Sie belieferte früher viele Schulen im Rheinland mit Schulmöbeln, unter anderem auch mit Tischen, auf denen ein Schild der Firma befestigt war.“
Weitab vom Dschungelcamp
Die Spiegel-Erkenntnis geht aber bereits auf sprachwissenschaftliche Studien im Kölner Raum zurück, die gut 20 Jahre älter sind. Das weiß Jürgen Schröder, der Jahrzehnte bei Casala gearbeitet hat und die Geschichte des Unternehmens kennt wie kein anderer. Er sei Anfang der 1990er Jahre gefragt worden, ob denn Casala überhaupt Schulmöbel in die Region geliefert habe. Ja – und nicht nur dorthin. Das Unternehmen hatte zeitweise nahezu 1000 Mitarbeitende. In Lauenau, im Schaumburgischen, also weitab von jedem Dschungelcamp.
Hier also die komplette Auflösung des Firmennamens: Casala ist ein Kofferwort, gepackt aus dem Namen des Gründers Carl Sasse und dem Ort, eben Lauenau. Wenn es jetzt klingelt: Ja, Haribo entstand ebenso. Hans Riegel, Bonn. Oder Trigema, was für Trikotwarenfabrik Gebrüder Mayer steht. Und, um nach Niedersachsen zurückzukehren: Ekaha wurde zur Marke der Druckerei Edler und Krische in Hannover.
In der Möbelregion Deister-Süntel
Also Casala: Es begann 1917, mit Holz-Schuhsohlen. Dann kamen Möbel, wie in der ganzen Deister-Süntel-Gegend. Etwa in Eimbeckhausen, wo es heute ein Stuhlmuseum gibt. In Bad Münder, in Springe. Jedenfalls wurden Schulstühle aus Lauenau zum Renner.
Nachfolger von Carl Sasse an der Spitze des Unternehmens wurde in den 1950er Jahren sein Schwiegersohn Dietrich Grönemeyer. Nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Bruder des Sängers Herbert Grönemeyer: Der Casala-Geschäftsführer war der Onkel der beiden.
Unter Grönemeyers Leitung wuchs das Unternehmen weiter. Mitte der 90er Jahre aber wurde die Luft zu dünn. Mit einem Konkursverfahren begann eine zunächst wechselvolle Geschichte, die 2001 in einem Insolvenzverfahren endete.
Bis heute weitergeführt
Der Marke Casala aber lebt. Und das international. Der Hauptsitz des Unternehmens für Designmöbel, das die Marke weiterführt, befindet sich heute in Culemborg in den Niederlanden. Es gibt Standorte in England, in Frankreich. Und am Ursprungsort des Unternehmens, das auf Carl Sasse aus Lauenau zurückgeht, gibt es unter anderem einen Ausstellungsraum für die heutigen Casala-Möbel. Die Fabrikgebäude werden allerdings längst anders genutzt: Im Kesselraum zum Beispiel finden Konzerte statt.
Amts- und Fleckenmuseum Lauenau
Casala Meubelen Nederland/Casala Objektmöbel