
KnowledgeMove: Ein Quantum Zukunft
20. Juni 2025 | von Klaus PohlmannDie Anwendungen zeichnen sich gerade erst ab. Trotzdem können Unternehmen sich schon vorbereiten: Quantum-ready, vorbereitet auf die Quantentechnologie – auch das eine Botschaft der KnowledgeMove. Im Quantum Valley Lower Saxony arbeiten bereits viele Einrichtungen und Unternehmen zusammen.
Die niedersächsische Bodenständigkeit ist ja sprichwörtlich. Und sie gilt auch für eine Zukunftstechnologie: Es geht nicht um einen Hype, machte Nazanin Pourmalek bei der KnowledgeMove in Hannover deutlich. Sondern darum, Niedersachsen auf die Quantentechnologie vorzubereiten.
Pourmalek ist Geschäftsführerin des Quantum Valley Lower Saxony (QVLS). Die mit Mitteln des Land und der Volkswagenstiftung geförderte Plattform führt seit 2020 niedersächsische Fachleute, Institutionen und Unternehmen zusammen. Allein mehr als 400 Forscherinnen und Forscher arbeiten an der Leibniz-Uni in Hannover, an der TU Braunschweig und in der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt im Bereich der Quantenforschung.
Quantencomputer aus Niedersachsen
Hinzu kommen als QVLS-Mitglieder Unternehmen wie Sartorius, TÜV Nord oder die Nord/LB. Oder die Qudora Technologies GmbH. Das Unternehmen mit Sitz in Braunschweig und einer Niederlassung in Hannover baut Quantencomputer, basierend auf Ionenfallen-Qubits. Wenn man aus dem Schwarz-weiß-Denken klassischer Computer mit Nullen und Einsen kommt, fällt es schwer, sich vorzustellen, wie ein Quantenrechner funktioniert. Sowohl-als-auch statt schwarz und weiß: Wer will, kann sich als Einstieg in die Quantenmechanik ja mit Schrödingers Katze beschäftigen, die im Gedankenexperiment gleichzeitig tot und lebendig ist. Kein schlechter Vorsatz vielleicht im Jahr der Quantenwissenschaft, als das die Vereinten Nationen 2025 ausgerufen haben.
Einfacher ist der Blick auf das, was ein Quantenrechner kann. Oder können wird: Komplexe Probleme deutlich schneller lösen. Und auf die Nutzung solcher Möglichkeiten können sich Unternehmen heute schon vorbereiten, „Quantum-ready“ werden, sagte Dr. Henning Hahn.
Hahn ist Mitgründer von Qudora. Und sagte bei der KnowledgeMove, in welchen Branchen aus seiner Sicht Quantenrechner künftig eingesetzt werden können: in der Logistik zum Beispiel, in der Produktion, im Finanzsektor oder bei Versicherungen – Optimierung ist hier das Thema.
Aber es sind nicht nur die Rechner. Oder die Unternehmen und Einrichtungen, die unmittelbar in der Quantentechnologie unterwegs sind. Die LPKF Laser & Electronis SE aus Garben etwa sieht die sich entwickelnde Hightech-Zweig als Markt, in dem hochpräzise Materialbearbeitung gebraucht wird. LPKF ist Teil des starken hannoverschen Optik- und Laser-Schwerpunkts. Auch solche Querverbindungen deutlich zu machen, ist Ziel der KnowledgeMove.
Quantentechnologie wird zunehmend auch dort ihren Platz finden, wo es ums sehr exakte Messen geht, zum Beispiel der Zeit, mit hoch genauen Uhren. Heute schon braucht man die für die GPS-Ortung. Aber es wird auch daran gearbeitet, über Quantenmessgeräte zu navigieren, wenn GPS ausfällt.
Deutschland-Zentrale der Metrologie, der Mess-Wissenschaft, und nationale Instanz bei diesem Thema ist die Physikalisch-Technische Bundesanstalt in Braunschweig. Die war mit Dr. Tara Cubel Liebisch bei der KnowledgeMove vertreten. Neben Atomuhr oder Quantenrechner spielt die Technologie auch in der Kommunikation eine Rolle, erläuterte sie. Mit der PTB verfügt Niedersachsen über ein weiteres Schwergewicht in der Quantenforschung.
Die Nase vorn gegenüber Bayern
Den Namen übrigens findet man inzwischen auch in Bayern. Das Munich Quantum Valley wurde 2022 gegründet. Ziel auch dort: Aufbau eines Zentrums für Quantencomputing und Quantentechnologie, mit Wissenschaftseinrichtung und Unternehmen ebenso ein Netzwerk wie das in Niedersachsen. Nur war der Norden in diesem Fall, wohl nicht zuletzt wegen eines starken Impulses der Volkswagenstiftung, eben zwei Jahre früher dran.