Classic Car Sharing Fahrzeug in Martfeld mit Werbeaufschrift 'Miet mich!' Lea Ney und Colin Hein, Mitarbeitende von Classic Carsharing, beim offiziellem Start der Station in Martfeld. Foto: Classic Carsharing

Carsharing auf dem Land: Auto auf Abruf

03. Dezember 2025 | von Georg Thomas

Carsharing gibt es auch auf dem Land. Hier sind es oft kommunale Initiativen mit anderen Startvoraussetzungen als in der Großstadt. Das Beispiel von Classic Carsharing zeigt, wie es funktionieren kann.

 

Beim Start vor sieben Jahren hat die Christian Lühmann GmbH aus Hoya mit ihrem Classic Carsharing Mut bewiesen. Denn bis dahin gab es nur wenige vergleichbare Angebote im ländlichen Raum – anders als in Städten, wo der Gedanke schon Anfang der 1990er Jahre erstmals aufkam, wie etwa in Hannover, wo TeilAuto 1992 gegründet wurde.

Nicht alles lief, wie geplant
„Nachhaltige, innovative Mobilitätskonzepte auch auf dem Land einzuführen – das war unsere Idee“, erklärt Lea Ney, die bei der Lühmann Gruppe das Classic Carsharing verantwortet. „Wenn sich Menschen Fahrzeuge teilen, werden die Ressourcen nachhaltig geschont. Günstig und bequem zahlt man nur die Zeit der Nutzung“, erklärt das Unternehmen den Grundgedanken auf seiner Internetseite. „Natürlich haben wir im Laufe der Jahre Erfahrungen gesammelt, nach der großen Euphorie am Anfang. Und es hat auch nicht alles funktioniert, wie wir uns das gedacht haben.“ So wurde das Angebot beispielsweise in Eystrup nicht ausreichend stark angenommen – anders als erwartet. Heute gibt es insgesamt sieben Standorte, neben Hoya unter anderem in Nienburg, Syke und Stemwede, an denen insgesamt 18 Fahrzeuge vom Kleinwagen bis zum Neunsitzer oder Transporter zur Verfügung stehen. Mehr als 3000 Menschen haben sich für das Carsharing registriert, um über die App ein Auto buchen zu können. Nach einer Registrierung für 25 Euro kann so im Basistarif ein Kleinwagen für 10 Euro die Stunde gebucht werden. Die ersten zwölf Kilometer sind dann inklusive, je weiterem Kilometer fallen 40 Cent an. Bei einem etwas höheren Grundpreis verringern sich die Kosten. 

In den letzten sieben Jahren hat Classic einige Erfahrungen mit dem Teilen und Verleihen der Autos gemacht. „Ganz wichtig, es braucht ein Zusammenspiel, beispielsweise Kooperationspartner wie Unternehmen oder auch Kommunen, die durch die Mitnutzung des Systems für eine gewisse Grundauslastung sorgen“, sagt Lea Ney.

Samtgemeinde als Ankernutzer
So ist die Samtgemeinde Grafschaft Hoya bereits seit 2019 nicht nur Kooperationspartner, sondern auch Ankermieter eines Elektrofahrzeugs. „Von 7.30 bis 13 Uhr ist das Fahrzeug für uns geblockt. Nachmittags, abends und am Wochenende ist es über die Carsharing-App auch für die Bevölkerung buchbar“, erklärt Matthias Brosch, Wirtschaftsförderer der Samtgemeinde. Die Verwaltung konnte so auf ihren Dienstwagen, mit dem die Mitarbeitenden zu Bauabnahmen oder Terminen in Hannover fahren, komplett verzichten. „Wir sind jetzt viel flexibler als früher“. So könnten die Beschäftigten über das System bequem auch andere Fahrzeuge im Voraus reservieren – zwei Termine gleichzeitig sind genauso möglich wie einen Neunsitzer zu buchen. Die Verwaltung spart sich den gesamten Aufwand für die Reinigung der Fahrzeuge und muss sich auch nicht mehr um Reparaturen oder den Versicherungsschutz kümmern. Dazu ist durch die Nutzung der Buchungsplattform die eigene Organisation und Schlüsselverwaltung nicht mehr nötig – und im Preis als Ankermieter ist der Ladestrom inklusive. Zudem habe die Verwaltung mit der Nutzung des Renault Zoé seit 2019 auch einen kleinen Beitrag dafür geleistet, dass sich die Elektromobilität durchsetzt. Classic bewirbt seine Fahrzeuge auch als „günstige Mietwagen“. Gerade die Transporter, die auch für Umzüge geeignet sind, werden besonders häufig gebucht. So gehört auch der Hagebau-Markt von Thies+Co aus Hoya zu den Ankerkunden. Der Opel Movano, der dort stationiert ist, wird sowohl durch den Baumarkt als auch von Kunden gern genutzt. „Wir wollen mit dem Angebot weiter wachsen“, sagt Lea Ney. Die Möglichkeit, verschiedene Fahrzeuge per App zu buchen, mache Carsharing auch auf dem Land attraktiv. 

Erste Schritte im Leinebergland
Auch im Leinebergland haben sich in den letzten Jahren Kommunen intensiv mit Carsharing befasst, nachdem dies als Maßnahme der Mobilitätsentwicklung im Regionalen Mobilitätskonzept 2019 verankert wurde. Die Erarbeitung eines Carsharingkonzeptes wurde von Alfeld, Delligsen, der Samtgemeinde Leinebergland, Elze, Freden, Lamspringe und Sibbesse zusammen mit dem Verein Region Leinebergland angestoßen. Das Beratungsunternehmen EcoLibro hat das Konzept Anfang 2025 vorgestellt. Es schlägt ein stationsbasiertes Carsharing vor. Für die Umsetzung sind finanzielle Zuschüsse in Form einer Anschubfinanzierung durch die Kommunen notwendig, auch werden Kooperationen mit Unternehmen, die als Ankerkunden fungieren, angestrebt. Zurzeit liegen noch nicht in allen Kommunen die nötigen Beschlüsse zur Umsetzung vor.

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