Regentropfen fallen auf Wasseroberfläche – pixabay aderna regen Nach der Hitze Anfang des Sommers jetzt ein anderes Wetter-Bild. Foto: Pixabay/aderna

Klimawandel: Wie Unternehmen betroffen sind

04. August 2025 | von Klaus Pohlmann

Nachhaltiger werden, Umwelt und Klima schonen: Kein neues Thema für viele Unternehmen. Je extremer das Wetter wird, desto mehr taucht aber eine andere Frage auf: Wie sich anpassen? 

 

In kürzester Zeit lieferte dieser Sommer alle Wetterextreme, die mit dem Klimawandel verbunden werden. Innerhalb weniger Tage verwehte Bahnverkehr im Raum Berlin, stiegen die Temperaturen in ganz Deutschland rasant auf Rekordwerte. Danach kühl, mit teils heftigen Regenfällen – es ist, als ob man den Wetterbericht für die Abendnachrichten schriebe. Und wir sind noch nicht fertig mit diesem Sommer. Oder er mit uns.

Hitze, Starkregen, Trockenheit, Stürme, Fluten, kurz: Extremwetter. Selbst plötzliche Wintereinbrüche gehören dazu. Obwohl es generell eben nicht kälter wird. Ist extrem das neue normal?

Denn der Trend ist eindeutig. Hinter dem Wortungetüm Klimafolgenmonitoringbericht verbirgt sich eine 2023 veröffentlichte Studie für Niedersachsen, die eine Reihe von Wetterereignissen unter die Lupe nimmt: die Zahl der Hitzetage und Tropennächte, Frost- und Eistage, Starkregentage und Trockenperioden. Die Tendenzen sind jeweils eindeutig, und der Bericht kommt unter anderem zu dieser Einschätzung: „Des Weiteren steigt die Erwärmung in Niedersachsen deutlich stärker an als im globalen Mittel.“

Grund genug also, dass sich Unternehmen mehr und mehr damit beschäftigen, wie sich der Klimawandel auf sie auswirkt. Und wie sie sich anpassen müssen: Dieser Aspekt rückt stärker ins Blickfeld. Für Österreich formulierte es das Umwelbundesamt in Wien vor kurzem so: „Viele österreichische Unternehmen haben sich bisher eher mit Klimaschutz als mit der zweiten Säule der Klimapolitik, der Klimawandelanpassung, beschäftigt.“ Eine Einschätzung, die das deutsche Umweltbundesamt bestätigt: Die Anpassung an die nicht mehr vermeidbaren Folgen des Klimawandels drängt.

Wobei das Thema nicht ganz neu ist. Schon 2013 schrieb das Institut der deutschen Wirtschaft in seinem Umwelt-Newsletter: „Gegenwärtig fühlen sich Unternehmen in unterschiedlicher Weise vom Klimawandel betroffen. Sie müssen sich in Zukunft noch stärker auf ihn einstellen als heute.“ 

Selbsttest: Wie betroffen ist das eigene Unternehmen?

Unternehmen spüren den Wandel aber höchst unterschiedlich. Standort, Abläufe und Prozesse, das Geschäftsmodell an sich: Das alles kann durch den Klimawandel in Frage gestellt werden. Der Landkreis Osnabrück hat dazu eine Art Selbsttest entwickelt, der mit rund 80 Fragen eine erste Einschätzung ermöglicht. Das beginnt  beim grundsätzlichen Wissensstand: Sind die Auswirkungen steigender Jahresmitteltemperaturen bekannt? Gibt es Überlegungen zur Anpassung an Trockenperioden oder Wasserknappheit? Und es reicht bis in die Einzelheiten: Gibt es einen Wartungsplan für Abflüsse, sind Wasserrückstauklappen installiert? Gibt es eine Elementarschadenversicherung? Oder: Sind die Lieferketten abhängig von der Binnenschifffahrt?

Denn: Hochwasser und Sturzfluten haben unmittelbar dramatische Auswirkungen, sind aber in der Tendenz kürzer als Dürreperioden, die den Transport auf Flüssen und Kanälen trockenlegen können. Die Binnenschifffahrt sticht auch bei einer Studie des Berliner Instituts für ökologische Wirtschaftsforschung zum maritimen Logistik-Standort Bremen aus dem vergangenen Jahr hervor, zusammen mit der Bahn. Beide sind nicht nur vergleichsweise wahrscheinlich von Extremwetter betroffen: Wenn etwas passiert, sind die Folgen auch entsprechend groß.

Nicht ausschließlich belastend

Allerdings gilt auch: Die Folgen des Klimawandels sind zumindest für Unternehmen nicht ausschließlich belastend. Das Umweltbundesamt hat eine Übersicht zu einzelnen Wirtschaftszweigen und deren Betroffenheit zusammengestellt. Wenig überraschend heißt es da zur Tourismuswirtschaft: „Bis zum Ende des 21. Jahrhunderts wird erwartet, dass alpiner Wintersport in den Mittelgebirgen nicht mehr möglich sein wird.“ Aber im Sommer? Steigende Temperaturen, mehr Sonne, verlängerte Saison. Allerdings wachsen je nach Region die Risiken, etwa durch abnehmende Wasserqualität oder Erdrutschgefahren.

Ähnlich komplex die Auswirkungen auf die Energiewirtschaft oder auf Industrie und Gewerbe. Dafür bietet jeweils das Umweltbundesamt Informationen, aber ebenso das Land Niedersachsen. 2021 wurde die Niedersächsische Strategie zur Anpas sung an die Folgen des Klimawandels veröffentlicht. Sie soll im kommenden Jahr fortgeschrieben werden. Bei der Industrie heißen die Stichworte etwa Anlagensicherheit, Lieferketten, Ressourcenversorgung. Heißt: Auch der Klimawandel in anderen Teilen der Welt kann niedersächsische Unternehmen betreffen, wenn Ernten vernichtet oder Transportwege zerstört sind. Auf der Chancenseite: innovative Produkte und Lösungen oder neue Geschäftsfelder. 

Was das für die Bauwirtschaft heißt, hat gerade die Berliner Prognos AG im Auftrag der Branche mit dem Investitionsbedarf in Gebäude bis 2035 ermittelt: bei einem „leichten“ Klimawandel 137 Mrd. Euro. Fällt der Wandel stärker aus, sind es 237 Mrd. Euro.

Neue Kompetenzen nötig: Klimawandel und Berufe

Egal, ob es um Risiken oder Chancen geht: Notwendig sind Informationen und Kompetenzen. Auch die Arbeitswelt ist betroffen. Das reicht bis in die berufliche Bildung. Für drei Berufe – Dachdeckerinnen und Dachdecker, Umwelttechnologen und -technologinnen, Landschaftsarchitektur – hat das Umweltbundesamt bereits untersucht, welche neuen Qualifikationen hier erforderlich sind.

Stichwort Dachdeckerei: Die Jobs auf dem Dach gehören zu denen, die am meisten der Sonne ausgesetzt sind.

Das alles zeigt: Der Klimawandel trifft Unternehmen sehr individuell, abhängig vom Geschäftsmodell, vom Standort, von Prozessen und Abläufen, von Abhängigkeiten. 

Informationen und Daten für Niedersachsen

Informationen gibt es mittlerweile in ziemlicher Fülle. 2021 wurde das Niedersächsische Kompetenzzentrum Klimawandel eingerichtet mit der zentralen Aufgabe, Klimadaten aufzubereiten und zur Verfügung zu stellen – auch als Rohdaten zur Weiterverarbeitung. Dazu gibt es bereits verschiedene Angebote, die auch von Unternehmen genutzt werden können. Künftig soll aber die Wirtschaft dabei noch stärker in den Fokus gerückt werden. 

 

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