Der aeu-Empfang im Rahmen des Deutschen Evangelischen Kirchentags lädt ein zum Austausch zwischen Unternehmerinnen und Unternehmern sowie Vertreterinnen und Vertretern der Evangelischen Kirche – über aktuelle gesellschaftliche Themen und gemeinsame Herausforderungen. Hier kommen Sie zum vollständigen Programm und zur Anmeldemöglichkeit.

Kirchentag: Mit der Wirtschaft sprechen - oder über sie?
11. April 2025Hannover, Stadt des Kirchentages. Einmal mehr: Vom 30. April bis zum 4. Mai werden in diesem Jahr insgesamt rund 100.000 Menschen erwartet. Der Deutsche Evangelische Kirchentag ist damit nicht nur zum fünften Mal in der niedersächsischen Landeshauptstadt zu Gast - er hatte hier 1947 auch Premiere. Im Vorfeld betonten die Verantwortlichen ausdrücklich, auch mit der Wirtschaft ins Gespräch kommen zu wollen. Wie sieht es damit aus? Kirchentags-Pressesprecher Mario Zeißig im Interview.
+++ Aktuell: Kirche und Wirtschaft am 2. Mai in der IHK Hannover. Empfang des Arbeitskreises Evangelischer Unternehmer mit einem Impuls von Martin Kind und einer Diskussion mit Regionalbischöfin Regina Bahr und Unternehmerin Jasmin Arbabian-Vogel. Mehr am Schluss dieses Beitrags. +++
Dialog mit der Wirtschaft – das hat sich der Kirchentag auf die Fahnen geschrieben. Wie zeigt sich das konkret? Sind zum Beispiel Unternehmen dabei? Oder wird mehr über die Wirtschaft gesprochen als mit ihr?

Mario Zeißig: Dem Kirchentag ist es als Dialogplattform wichtig, zu einem Thema alle Perspektiven einzubeziehen. Deshalb sind Unternehmerinnen und Unternehmer, Verbandsvertretungen, Gewerkschaften, Mitglieder von Betriebsräten, Forschende, aber auch Fachjournalistinnen und -journalisten in Veranstaltungen rund um Aspekte der Wirtschaft vertreten. Bestes Beispiel dafür ist das Hauptpodium “Zwischen Wohlstand und Gewinnmaximierung”, bei dem Stavros Christidis, Betriebsratsvorsitzender bei VW Nutzfahrzeuge, und die Unternehmerin Sarna Röser ins Gespräch gebracht werden.
Moderiert wird es vom Geschäftsführer der InfraLeuna, um sicherzustellen, dass ökonomische Aspekte neben sozialen und politischen Fragen fachgerecht und praxisnah einfließen.
Um den Herausforderungen im Hinblick auf den Klimawandel gemeinsam gerecht werden zu können, wurden Veranstaltungen zu den Themen Umwelt und Ressourcen in der Podienreihe “Umwelt und Wirtschaft” sehr bewusst mit Perspektiven auf wirtschaftliche Notwendigkeiten gekoppelt. Hier wird unter anderem Tobias Bischof-Niemz, Vorstand der Enertrag SE, das Gespräch mit Wirtschaftsstaatssekretärin Franziska Brantner suchen.
Außerdem nutzen kleinere und große Unternehmen die Möglichkeit, sich auf den Messeformaten des Kirchentages und auf dem Abend der Begegnung zu präsentieren und ins Gespräch zu kommen. So zum Beispiel der VW-Konzern, der beim großen Straßenfest am 30. April sogar eine Bühne an der Leinewelle ermöglicht.
Wenn man durch das Kirchentagsprogramm streift, geht es oft darum, wie sich die Wirtschaft verändern muss mit Blick auf soziale und ökologische Nachhaltigkeit. Das in einer Situation, in der Unternehmen mehr und mehr unter wirtschaftlichen Druck geraten. Für die Mitarbeitenden ebenso wie für Unternehmerinnen und Unternehmer bedeutet das: Angst um Job und Existenz. Nimmt der Kirchentag das auf?
Mario Zeißig: Zukunft und Aufschwung sichern wir nur gemeinsam. Der Kirchentag wird über den 1. Mai veranstaltet und nutzt in enger Absprache mit dem DGB die Chance, die unsichere Zukunftslage des Standortes Deutschland zu beleuchten. Sorgen und
Ängste aller Beteiligten sollen dabei bewusst nebeneinander gestellt und in Verbindunggebracht werden. Hubertus Heil, aktuell Bundesarbeitsminister, wird als maßgeblicher politischer Akteur dabei in Veranstaltungen präsent sein. Auch Kirchentagspräsidentin Anja Siegesmund, hauptberuflich Präsidentin des Bundesverbandes der deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Kreislaufwirtschaft wird auf der zentralen Veranstaltung der Maidemonstration sprechen.
Vermehrt wird eine Rückbesinnung auf die Soziale Marktwirtschaft gefordert. Aus den christlichen Kirchen flossen bei ihrer Entstehung Gedanken ein. Wäre das nicht auch ein Thema für Hannover gewesen?
Mario Zeißig: Die christlichen Grundgedanken bei der Ausgestaltung einer Sozialen Marktwirtschaft werden von etlichen Kirchenvertretern und Theologinnen natürlich in den Dialog einfließen. Dass andere Themen wie der Erhalt unserer Demokratie, das transatlantische Verhältnis, die christliche Friedensethik, die Regierungsbildung in unserem Land oder der Nah-Ost-Konflikt auch beim Kirchentag zentraler ins Blickfeld und ins Programm rücken, ist den jüngsten Ereignissen geschuldet, die von den Programmverantwortlichen des Kirchentages viel Flexibilität abverlangten – verbunden mit einem stärkeren Fokus auf eben jene Themen.
Die vielen Fragen rund um die Probleme des Wirtschaftsstandortes Deutschlands und den Änderungsbedarf bei wirtschaftspolitischen Fragen werden aber mit Sicherheit auch bei folgenden Kirchentagen programmrelevant bleiben.
Die Fragen stellte Klaus Pohlmann.