Frerk Aggregatebau: Notstrom-Experten
22. Mai 2025 | von Georg ThomasWeltweit sind Anlagen zur Notstromversorgung gefragt. Die Frerk Aggregatebau GmbH aus Schweringen investiert daher 18 Mio. Euro in eine Erweiterung. Mit der Kapazität würde Frerk zu Deutschlands größtem Hersteller von Notstromaggregaten und Netzersatzanlagen.
Früher stellte Frerk für einen Kunden ein bis drei Netzersatzanlagen her, heute umfasst ein Auftrag oft 20. Die Nachfrage nach den Anlagen, die bei einem Ausfall der Stromversorgung in maximal 20 Sekunden anspringen und Strom erzeugen, ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Neunzig Prozent seines Umsatzes erwirtschaftet die Frerk Aggregatebau GmbH aus Schweringen aktuell mit Anlagen, die in Kombination mit Batterien die Stromversorgung in Rechenzentren unterbrechungsfrei absichern. „Niemand möchte riskieren, dass es dort zu Ausfällen kommt, die zu extrem teuren Konventionalstrafen führen würden“, erklärt Geschäftsführer Marc Hiller. Die Namen seiner Kunden kann er nicht nennen, aber es seien einige bekannte Internetkonzerne aus den USA dabei. Frerk hatte, wie viele Fachleute auch, bereits vor Jahren den stetigen Ausbau von Rechenkapazität erwartet. „Allerdings war - anders als erwartet - nicht das Autonome Fahren der Wachstumstreiber, sondern die Erfolge der Künstlichen Intelligenz."

KI sorgt für Wachstum
Die Produktionshallen des Sondermaschinenbauers mit rund 200 Beschäftigten aus dem Landkreis Nienburg sind voll ausgelastet. „Wir mussten schon etliche Aufträge absagen“. Deswegen ist der Geschäftsführer froh, dass sich die Gesellschafter für die Erweiterung für 18 Mio. Euro entschieden haben. Neben einer 8000 Quadratmeter großen Fertigungshalle wird auch ein neuer Bürotrakt gebaut. Mit den zwei weiteren Produktionslinien und acht Prüfplätzen kann Frerk nach Fertigstellung im ersten Quartal 2026 mit dann insgesamt 19 Systemtestständen aufwarten und seine
Kapazität nahezu verdoppeln. „Dann sind wir der größte Hersteller von Notstrom- und Netzersatzanlagen in Deutschland.“ Frerk investiert zudem 4 Mio. Euro in einen neuen Service-Standort in Lemke, von dem das Wartungs- und Kundendienstgeschäft in der Region betreut wird.
Wenn sich keine Standardlösung aufdrängt, dann kommen wir ins Spiel.“
(Marc Hiller, Geschäftsführer)
Das Unternehmen hat sich auf die Konstruktion von Anlagen für die individuellen Bedürfnisse seiner Kunden spezialisiert. „Wir arbeiten mit allen großen Motorenherstellern zusammen und können auch die Produkte mehrerer Marken zu einer optimierten Stromerzeugungslösung kombinieren“, erklärt Hiller. Seit der Gründung des Unternehmens 1964 hat sich Frerk auf die besonderen Aufträge spezialisiert. „Wenn die kundenspezifischen Erfordernisse komplex sind und sich keine Standardlösung aufdrängt, dann kommen wir ins Spiel.“ Frerk hat Vorteile gegenüber manchen Wettbewerbern gerade im Service- und Wartungsgeschäft, da mit allen Komponentenherstellern zusammengearbeitet wird. Zudem profitiert das Unternehmen inzwischen von seiner konsequent umgesetzten Digitalisierung. Alle 3D-Pläne werden seit Jahren in einem Zeichnungssystem abgelegt und können nun für ähnliche Anlagen „recycelt“ werden, wie es der Geschäftsführer nennt. „Und wir recyclen immer öfter.“ Wenn ein bereits einmal entwickelter Anlagenbau nur etwas angepasst werden müsse, senke das die Kosten natürlich enorm.

Von Krise ist bei Frerk nichts zu spüren
Der Spezialanlagenbauer ist landesweit eines der wenigen Unternehmen, das in den herausfordernden Zeiten investiert. „Zumindest haben wir bei der Beantragung der Fördermittel bei der NBank diesen Eindruck gewonnen“, sagt Hiller. Auch im Kreis Nienburg dominierten zuletzt eher die Standortschließung eines Autozulieferers und weitere Stellenstreichungen die Nachrichten.
Frerk sieht sich aufgrund der vielen Einsatzmöglichkeiten seiner Aggregate für die Zukunft gut gerüstet. In den letzten sechs Jahrzehnten kamen die Frerk-Aggregate, die aus Dieselmotor, Kupplung, Generator, Startbatterien und einem Treibstofftank bestehen, schon bei Industrieanlagen im Permafrost, Ölförderanlagen auf See oder in der Wüste und in zahlreichen Krankenhäusern oder auch bei Stadtwerken zum Einsatz. Den größten Teil seines Umsatzes erzielt Frerk mit Anlagen, die in Deutschland und Europa installiert werden. „Etwa 15 bis 20 Prozent entfallen auf das internationale Geschäft außerhalb Europas", sagt Hiller.
Nicht nur die Anlagen für Rechenzentren baut Frerk heute meist platzoptimiert in Container. „Bei einer Breite von vier Metern arbeiten wir dort bei der Endmontage wirklich auf engstem Raum – höchstens zu zweit“, erklärt der Geschäftsführer. Auch bei der Auslieferung ist viel Aufwand für die Genehmigung der Sondertransporte nötig. „Aber das OK haben wir inzwischen in sechs bis acht Wochen – deutlich früher noch als vor ein paar Jahren.“ Doch die Installation der Anlagen vor Ort wird immer komplexer. So hat Frerk im dicht besiedelten Frankfurter Raum Notstromaggregate auf dem Dach eines Rechenzentrums angeschlossen. Aufgrund der langen Auslegung brauchte es dafür einen 1200 Tonnen-Traglast-Kran, von dem es europaweit nur eine Hand voll gibt. Für einen Tag lagen die Kosten allein dafür bei mehreren zehntausend Euro. „Wir haben das bis ins letzte Detail geplant, alle Leistungen bis zur schlüsselfertigen Übergabe aus einer Hand erfüllt und den Zeitplan voll eingehalten“, berichtet der Geschäftsführer. Aufgrund der Nähe zum deutschen Internetknoten gibt es eine starke Konzentration von Rechenzentren im Großraum Frankfurt, wo auch Frerk inzwischen eine Serviceniederlassung betreibt, allein für die Wartung der zahlreichen Anlagen dort. Die Konzentration beeinflusst dort schon die Konstruktion der Netzersatzanlagen. Wenn viele dicht beieinander stehen, müssen die Schornsteine bis zu 40 Meter hoch sein - trotz Abgasreinigung. Denn: Monatlich werden die Anlagen getestet - um im Fall der Fälle zu funktionieren.

Frerk macht Tankstelle krisensicher
Neben dem Wachstum der Rechenzentren rechnet Frerk auch mit steigender Nachfrage nach Anlagen zur Versorgung der kritischen Infrastruktur. So wurde zusammen mit der Christian Lühmann GmbH (Classic-Tankstellen) die erste Tankstelle im Kreis mit einem Standard-Notstromaggregat ausgestattet. Die Kosten haben sich beide Unternehmen geteilt.
Sorgen, dass Frerk im Jahr 2026 keine Mitarbeitenden für die bis zu 60 neu entstehenden Arbeitsplätze findet, macht sich der Geschäftsführer nicht. Frerk tritt jetzt bereits in der Region viel mehr in die Öffentlichkeit. Das zeigt sich auch auf den eigenen Social-Media-Kanälen. Und die guten Nachrichten eines niedersächsischen Unternehmens wirken sicher auch anziehend auf Fachkräfte.
Internetseite der Frerk Aggregatebau GmbH