Niedersachsens Sparkassen zufrieden mit 2024
06. März 2025 | von Klaus PohlmannTrotz des wirtschaftlich schwierigen Umfelds ein zufriedenstellendes Ergebnis für die niedersächsischen Sparkassen: Die Zahlen stellte der Sparkassenverband Anfang März vor.
Auch wenn es um die Jahresbilanz der 37 niedersächsischen Sparkassen ging: Cord Bockhop, Präsident des Sparkassenverbandes Niedersachsen, stand erkennbar unter dem Eindruck aktueller Entwicklungen. Am Vortag war in Berlin beschlossen worden, wie sowohl Verteidigung als auch Sanierung der Infrastruktur aus Sicht der möglichen Regierungskoalition finanziert werden sollen. Außerdem wies Bockhop mit Nachdruck auf die von der US-Regierung ausgehenden Unsicherheit hin, die Deutschlands ohnehin angeschlagene Wirtschaft treffe.
In einer handfesten Strukturkrise
„Wir befinden uns in einer handfesten strukturellen Wirtschaftskrise“, erklärte Bockhop, der seit rund acht Monaten an der Verbandsspitze steht und nannte als Beleg die steigenden Insolvenzzahlen. Die Milliardenpläne für Verteidigung und Infrastruktur-Erneuerung wertete er als „gutes und wichtiges Signal.“
Auch Niedersachsens Sparkassenpräsident forderte verlässliche Rahmenbedingungen für die Wirtschaft sowie weniger Bürokratie und Regulierung. Ärgerliche Blüten treiben die Vorschriften nach den Worten Bockhops, der als Landrat des Kreises Diepholz-Syke die Agrarwirtschaft im Blick hat, zum Beispiel Vorgaben bei der Tierhaltung, die sich so schnell ändern, dass eigentlich gewollte Investitionen für bessere Haltungsbedingungen damit nicht Schritt halten können und deshalb ganz unterbleiben.
Impulse für den Wohnungsbau gefordert
Bockhop forderte insbesondere auch Impulse für den Wohnungsbau und eine stärkere Förderung von Wohneigentum: für die Sparkassen ein wichtiger Teil des Geschäfts. Zwar hat sich des Geschäft nach den Anfang März vom Verband vorgelegten Zahlen 2024 etwas stabilisiert. Waren die Neuzusagen 2023 um mehr als 40 Prozent regelrecht eingebrochen, stiegen sie von diesem niedrigen Niveau im vergangenen Jahr um 25 Prozent auf 4,7 Mrd. Euro. Konkrete Vorschläge des Sparkassenverbands: Keine Grunderwerbssteuer für Erstkäufer von Immobilien oder steuerliche Erleichterungen für Investoren wie bei denkmalgeschützten Gebäuden.
Über den Bereich der Wohnungsbaukredite hinaus man beim Verband mit den Zahlen des Jahres 2024 zufrieden, wie Verbandsvizepräsident Guido Mönnecke in Hannover sagte. Das gesamte Neukreditgeschäft der niedersächsischen stieg um rund 1,7 Mrd. Euro auf 15 Mrd. Euro. Der Kreditbestand erhöhte sich damit um 1,6 Mrd. Euro auf 103 Mrd. Euro. Beleg für die stagnierende Wirtschaft allerdings: Das Neukreditgeschäft mit Unternehmen und Selbstständigen kam nach Angaben des Verbandes noch nicht wieder richtig in Gang. Immerhin, so Mönnecke, ein leichtes Plus und kein Rückgang.
Höher verzinste Anlageformen gefragt
Auf der Einlagenseite verzeichneten die Sparkassen einen Bestandszuwachs von rund 3 Mrd. auf gut 104 Mrd. Euro. Dabei gab es einen Trend weg von Sparbuch zu höher verzinsten Anlageformen. Den Löwenanteil stellen Sichteinlagen, die im vergangenen Jahr noch einmal um gut zwei Prozent auf 71 Mrd. Euro zulegten. Deutliche Zuwächse gab es bei Termingeld (+ 26 %) und Eigenemissionen der Sparkasse (+ 50 %), die aber mit insgesamt rund 17 Mrd. Euro deutlich hinter den Sichteinlagen liegen.
Weitere Rahmendaten: Die niedersächsischen Sparkassen führen insgesamt gut 5,1 Millionen Girokonten und etwas über 3 Millionen Online-Girokonten. Die Zahl der Sparkonten liegt bei rund 2,4 Millionen.
Nach zwei Fusionen - Diepholz und Syke Mitte 2024 sowie Hannover und Wunstorf Anfang dieses Jahres - sieht man beim Verband aktuell keinen Fusionsdruck. Die Regulatorik belastet aber die kleineren Institute überproportional.
Demografie spürbar - mehr Azubis eingestellt
In Niedersachsen arbeiten rund 19.000 Menschen bei den Sparkassen. Die müssen sich bei der Suche nach Fachkräften auch nach der Decke strecken: Die Institute spüren die demografische Entwicklung. Man habe aber 2024 nicht nur die Mitarbeiterzahl insgesamt erhöht, sondern auch wieder mehr neue Azubis einstellen können und damit einen Trendwechsel geschafft. Im vergangenen Jahr beschäftigten die Sparkassen mehr als 1200 Auszubildende und Trainees.
Während die Personalkosten im vergangenen Jahr insgesamt gestiegen sind, konnten die Sachkosten verringert werden. Insgesamt für das zu einer Cost-Income-Ration von 53,9 Prozent und damit leicht unter Vorjahr. Damit zeigte sich Guido Mönnecke äußerst zufrieden, für Bankverhältnisse geradezu euphorisch: Wenn man bedenke, dass die Cost-Income-Ratio 2019 noch bei fast 69 Prozent gelegen habe, müsse man aktuell nicht über weitere Senkungen nachdenken. Sondern könne den jetzt erreichten Stand „einfach mal genießen.“