
Streiflicht - die Freitags-Kolumne: Leo
09. Mai 2025 | von Klaus PohlmannEs wäre vermessen und anmaßend, schlicht falsch, hier Erwartungen oder Vorstellungen über das noch nicht einmal einen Tag junge Pontifikat des neuen Papstes zu äußern.
Erlaubt oder vielleicht sogar angebracht ist ein Blick zurück. Denn mindestens ebenso, wie die erstens Friedensworte des Neuen mit Bedacht gewählt waren, dürfte es der Name sein: Leo XIV.
Also lohnt der Blick auf seinen Namensvorgänger: Die Amtszeit des dreizehnten Leo fiel die von der industriellen Revolution ausgelöste gesellschaftliche Zeitenwende. Mit seiner Enzyklika Rerum Novarum nahm der 1891 diese soziale Frage auf und legte damit den Grundstein für einen jahrzehntelangen Austausch der katholischen Kirche mit der Wirtschaft, insbesondere in Deutschland. Die Säulen dieser Soziallehre: Die Person, der Mensch steht im Mittelpunkt des Wirtschaftens. Solidarität als zweites Element erklärt sich von selbst. Und dann Subsidiarität, vereinfacht gesagt: Nur die sollen entscheiden, die auch von der Entscheidung betroffen sind. Was man als ein Baugesetz gegen Bürokratie verstehen kann. Subsidiarität, geprägt unter anderem vom langsam in Vergessenheit geratenden Oswald von Nell-Breuning, gehört auch zu den Grundlagen der EU. Und auch Nachhaltigkeit ist inzwischen Teil des Kanons der katholischen Soziallehre. Die – ebenso wie die protestantische Sozialethik – bis heute spürbar Einfluss auf Grundlagen und Gestaltung der Sozialen Marktwirtschaft hatte. Deren Stimme aber zuletzt immer leiser geworden ist.
Ob der neue Papst auch diese Aspekte bei seiner Namenswahl bedacht hat? Es wäre vermessen, darüber zu spekulieren. Das wird sich zeigen. Dialog jedoch, der respektvolle Austausch von Meinungen, wie auf katholischer Seite von Nell-Breuning oder, nur als ein weiteres Beispiel vom promovierten Volkswirt und Kardinal Joseph Höffner geprägt wurde, ist immer positiv. Wie zuletzt auch in der IHK Hannover anlässlich des Kirchentages. Auch vor diesem Hintergrund darf man gespannt was, was Rom künftig spricht.