
Streiflicht, die Freitags-Kolumne: Die fünfte Revolution
19. September 2025 | von Klaus PohlmannFreitagnachmittag, die Woche ist gelaufen. Zeit, noch ein paar Sachen durchzusehen. Und ich bleibe hänge bei einem Artikel, in dem es darum geht, welche Fähigkeiten, welche Begabungen im KI-Zeitalter bestand haben werden. Zugegeben: Eigentlich war der eigentliche Anlass, den Artikel zu lesen, die Bildunterschrift, die klar machte: Hier wird, unter anderem, eine Expertin für Zukunftsskills zitiert.
Was für ein Wortgeklingel! Gibt es Menschen, die aus der Verwendung solcher Begriffe Kompetenz ableiten? Aber immerhin: Trotz – oder vielleicht auch wegen - des ärgerlichen Sprachgebrauchs habe ich den Artikel gelesen. Und es stimmt ja: KI stellt nicht nur alles in Frage, sondern scheint auch alles zu können. Busse lenken. Schreiben sowieso. Krankheiten diagnostizieren, sie vielleicht sogar verhindern. Börsengewinne machen. Musik schreiben. Auch sonst kreativ sein. Meinungen beeinflussen. Erpressen.
Nur tiefe zwischenmenschliche Interaktion kann KI nicht, sagt die Zukunftsskillsexpertin. Sie muss es wissen, ist ja Wissenschaftlerin. Trotzdem mache ich ein Fragezeichen dahinter angesichts jüngster tragischer Ereignisse. Und sollte nicht auch schon in Videokonferenzen analysiert werden, wie die Teilnehmenden dabei sind: aufmerksam, gelangweilt, amüsiert, spöttisch, kritisch, höhnisch? Zwischenmenschliche Interaktion eben.
Es ist Freitagnachmittag. Der Blick richtet sich nach vorn. Irgendwie scheint es nichts zu geben, was KI nicht kann. Schon heute, oder irgendwann.
Die Frage wird aber sein: für wen? Hier werden sich gesellschaftliche Fragen stellen, in der Dimension sicher nicht kleiner als, zum Beispiel, in der ersten industriellen Revolution. Danach kamen weitere. Wir hatten zuletzt die vierte, sie ging von Hannover aus unter der Marke Industrie 4.0. Im Rückblick erscheint sie harmlos gegen das, was jetzt auf uns zukommt. KI wird vieles bringen, aber auch die die fünfte gesellschaftlich-industrielle Revolution.
Um so mehr wird ein Satz Bedeutung haben müssen: Es ist der Menschen, der im Zentrum der Wirtschaft steht. Sonst ist alles nichts. (pm)