
Expo 2000: Hannovers Weltsommer
02. Juni 2025 | von Klaus PohlmannDie erste Weltausstellung in Deutschland fand in Hannover statt. Die IHK Hannover organisierte das Engagement der Wirtschaft bei der Expo 2000.
An der Stadtbahnlinie 6 von der hannoverschen Innenstadt zur Ostseite der Messe – und damit zum ehemaligen Expo-Gelände – liegt die Haltestelle Feldbuschwende. Was für ein merkwürdiger Zufall. Markierte doch der Einsatz von Verona Feldbusch, heute mit dem Nachnamen Pooth, und der Schauspieler-Legende Sir Peter Ustinov, tatsächlich eine Wende – bei der Werbung für die Weltausstellung Expo 2000.
Nach gut einem Monat die Reißleine
Die hatte am 1. Juni begonnen. Allerdings blieben die Besucherzahlen zunächst hinter den Erwartungen zurück. Der Expo-Aufsichtsrat zog am 7. Juli die Reißleine, Feldbusch und Ustinov kamen, jagten als gegensätzliches Paar übers Gelände und betonten eine Seite der Ausstellung, die bis heute die Erinnerung vieler Expo-Fans prägt: Spaß.
Sommerabende inmitten einer von über 150 teilnehmenden Ländern geprägten Ausstellung, mit eigenen Pavillons oder in den Messehallen, Musik und Veranstaltungen, insgesamt rund 15.000 Auftritte: Wer an diese Seite der Expo zurückdenkt, hat schnell ein Leuchten in den Augen. Fröhlich und gut drauf waren die Menschen in diesem hannoverschen Sommermärchen.
Schlussendlich wollten sich rund 18 Millionen Besucher das Ereignis Expo nicht entgehen lassen. Trotz Feldbusch und Ustinov wurden die im Vorfeld immer wieder genannten Besucherzahlen nicht erreicht.
Eine Jahrhundertchance
Unabhängig davon: Die erste Weltausstellung in Deutschland war zugleich die Jahrhundertchance für Hannover. Was für die Stadt drin war, mal ganz abgesehen von einem unvergesslichen Sommer: ein besseres Image. Bekannter werden. Infrastruktur ausbauen. Internationale Kontakte ausbauen.
Nach einer knappen Entscheidung des Pariser Weltausstellungs-Büros Mitte 1990 für die Landeshauptstadt – und gegen Toronto – tat man sich aber auf vielen Ebenen schwer, diese Chancen auch zu ergreifen. Noch lange hatte man den Eindruck, dass an der Spitze der Stadt die Expo mit spitzen Fingern angefasst wurde.
Gerade-so-eben-Mehrheit
„Aller Anfang war schwer“, hieß es auch unmittelbar vor der Eröffnung in einem Kommentar in dieser Zeitschrift, der Niedersächsischen Wirtschaft. Nicht allein, dass die Stadt Hannover erst nach einer Gerade-so-eben-Mehrheit in einer Bürgerbefragung den Weg zur Expo freimachte: „Die Bundesregierung brauchte zunächst ,Bedenkzeit‘, ob sie den Zuschlag für die EXPO-Bewerbung Hannovers annehmen sollte“, so der NW-Kommentar.
Wichtig für die Regierungsentscheidung war, dass sich die deutsche Wirtschaft hinter das Vorhaben stellte. Und hier kommt die IHK Hannover ins Spiel. Sie gründete die EXPO-Beteiligungsgesellschaft der Deutschen Wirtschaft, die einen Anteil von 20 Prozent an der Trägergesellschaft der Weltausstellung übernahm. Die IHK warb bundesweit dafür, dass Unternehmen über die Beteiligungsgesellschaft die Expo unterstützten, und brachte so das nötige Geld zusammen.
Aber nicht nur das. Neben den vielen Beiträgen von Unternehmen, sogar mit eigenen Pavillons, entstand in der Beteiligungsgesellschaft auch der zentrale Expo-Beitrag der deutschen Wirtschaft. Und auch hier ging es um Spaß. Fuchs und Gans waren die Hauptfiguren kurzer Geschichten, die wirtschaftliche Grundlagen erzählten. Wobei die sechs Themen überraschend aktuell klingen: Deregulierung, Unternehmergeist, Strukturwandel und Anpassungsfähigkeit, Innovation, Globalisierung, Rentensicherheit. Die Geschichten wurden auch als Comics gedruckt und erreichten, übersetzt in Bahasa Indonesia, sogar den ostasiatischen Inselstaat.
Leicht sollte der Zugang zu diesen Themen sein: Die Entwürfe für die Comic-Figuren – ein menschenähnlicher Fuchs und eine gansähnliche Gans, wie jemand schrieb - kamen aus Hollywood, sie bewegten sich im Deutschen Pavillon in Pepper’s-Ghost-Kästen als Spiegelbilder durch eine reale Umgebung. Eine Technik, die seit dem 19. Jahrhundert in Freizeitparks auftaucht. Denn dass Spaß wichtig ist, um Menschen für die Expo zu gewinnen, hatte die IHK immer wieder betont.
Womit wir wieder bei der Feldbuschwende wären. Die hieß aber schon vor der Expo so, genauer seit 1997. Man findet auch keinen Ustinov-Weg. Der Name geht schlicht und einfach zurück auf einen Baumbestand, den es ursprünglich mal am hannoverschen Kronsberg gab, wo die Expo stattfand.