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Continental: Auf Kurs auch ohne Rückenwind

04. März 2025

Ein Ergebnis auf Vorjahresniveau bei niedrigerem Umsatz: Das prägt die Continental-Geschäftszahlen für das vergangenen Jahr. Und ist für Vorstandschef Nikolai Setzer Ergebnis einer auf „Wertschaffung“ ausgerichteten Strategie. Die soll auch 2025 fortgesetzt werden, im zweiten Jahr des Konzernumbaus.

 

Das Reifengeschäft weiter ertragsstark, der Bereich Automotive im Plus und der ContiTech-Gewinn im Plan, aber ausbaufähig: Das zusammen führte beim Automobilzulieferer zu einem Nettoergebnis von 1,2 Mrd. Euro, ganz leicht mit einem Prozent über dem Vorjahr. Der Umsatz dagegen sank um gut vier Prozent auf 39,7 Mrd. Euro. Für das laufende Jahr strebt Continental vergleichbare Zahlen an mit einem Umsatz zwischen 38 Mrd. und 41 Mrd. Euro sowie einer Ebit-Marge von 6,5 bis 7,5 Prozent. Positive Entwicklung beim operativen Gewinn: Das Ebit stieg im vergangenen Jahr um 6,6 Prozent auf 2,7 Mrd. Euro, was einer Ebit-Marge von 6,8 Prozent entspricht.

Finanzchef Olaf Schick bezeichnete die Continental-Bilanz als „robust“ mit einem Eigenkapital von 40 Prozent und einer rückläufigen Verschuldung. 

Automotive-Abspaltung bis Jahresende

Die Zahlen sind aber 2025 nur das ein. Continental befindet sich im Jahr zwei des Konzernumbaus. Und das in einem wirtschaftlichen Umfeld ohne Rückenwind, dafür aber mit Umbrüchen in jeder Hinsicht. Trotzdem sei „genau jetzt“ der richtige Zeitpunkt für die Abspaltung der Automotive-Sparte. Die soll als eigenständige Unternehmen bis Ende dieses Jahres ausgegliedert und an die Börse gebracht werden.

Bei den Vorbereitungen sei man im Plan, hieß es in Hannover Anfang März bei der Bilanzpressekonferenz. Nach dem Beschluss der Hauptversammlung sollen im Sommer die Details vorgestellt werden und der Spin-off bis Jahresende abgeschlossen sein. Die Sparte setzte im vergangenen Jahr 19,4 Mrd. Euro um bei einer auf 2,3 Prozent verbesserten Ebit-Marge.

Veränderungen bei ContiTech 

Zum Vergleich: Das Reifengeschäft verzeichnete 2024 einen Umsatz von 13,9 Mrd. Euro und eine Ebit-Marge von 13,7 Prozent. Die ebenfalls im Konzern verbleibende ContiTech setzte 6,4 Mrd. Euro um bei einer Ebit-Marge von 6,2 Prozent. Der Bereich soll aber noch in diesem Jahr verkleinert und auf stärker auf Industriekunden ausgerichtet werden. Neben dem Verkauf von Teilen des Geschäfts gehören dazu auch Werksschließungen. Für die Restrukturierung hat Continental einen niedrigen dreistelligen Millionenbetrag zurückgestellt.

Für 2025 formulierte Konzernchef Setzer damit diese drei Ziele: die Abspaltung der Automotive-Sparte, die Eigenständigkeit der verbleibenden Bereiche Reifen und ContiTech sowie die „finanzielle Verbesserung“, sprich: Gewinnsteigerung.

Dazu will der Konzern weiter an seiner Effizienz arbeiten. Beispiel: Innovation. Hier sei man im Vergleich mit anderen Unternehmen zu teuer gewesen, machte Nikolai Setzer deutlich. Die Kostenquote von über 12 Prozent für Forschung und Entwicklung wurde bereits gesenkt. Sie soll nach den Worten Setzers in zwei Jahren unter 10 Prozent liegen – ohne die Innovationskraft zu schwächen. Dafür werden unter anderem Forschungsstandorte gebündelt. 

Auswirkungen der US-Zollpolitik

Der Konzern mit seinen weltweit rund 190.000 Beschäftigten ist damit ebenso im Wandel mitten in einer sich dramatisch wandelnden Welt. Spürbar wurde das unmittelbar nach der Bilanzpressekonferenz: Mit Blick auf die am gleichen Tag in Kraft tretenden US-Zölle unter anderem gegenüber Mexiko geriet das Engagement von Continental mit mehr als 20 Werken in den Blick. Dort wird für die Autoherstellung im Land, aber auch für die USA produziert. Die Continental-Aktie ging auf Talfahrt. Noch am Morgen hatte Nikolai Setzer einen erhöhten  Dividendenvorschlag von 2,50 Euro genannt und auch eine Erfolgsprämie für die gesamte Belegschaft angekündigt.  

Setzer wies auch darauf hin, dass Continental sowohl in den Vereinigten Staaten als auch in China in den vergangenen Jahren jeweils rund 3 Mrd. Euro investiert hat.

Innovationsfreundliche Industriepoliktik gefordert

Der Continental-Chef forderte aber auch, in der aktuellen Situation Europa und insbesondere Deutschland wettbewerbsfähiger zu machen. Hier sei die Politik gefordert. Setzer nannte Energiepreise und Arbeitskosten, betonte aber noch mehr die Bürokratielast. Grundsätzlich forderte er eine zukunftsgerichtete Industriepolitik, die insbesondere Innovationen ermöglicht.