Markus Glaubitz im 24grad. Foto: Insa Hagemann

Porträt: 24grad - Kaffeeduft über dem E-Damm

04. Februar 2025 | von Barbara Dörmer

Mit einer Kaffeerösterei und zwei Cafés auf dem Engelbosteler Damm in Hannovers Nordstadt hat Markus Glaubitz einen besonderen Ort geschaffen. Wenn im „24 Grad“ nach dem Rösten gelüftet wird, liegt für kurze Zeit Kaffeeduft über dem Viertel. 


Markus Glaubitz (51) muss in diesen Tagen noch mehr Geduld aufbringen:  Ende Januar wird der Geschäftsführer der 24grad Kaffeerösterei GmbH in Hannovers  Stadtteil Nordstadt seine neue Röstmaschine in Betrieb nehmen. Es ist eine Loring aus den USA, Neupreis 140 000 Dollar. Die Maschine, die er durch einen Zufall gebraucht in Zürich gefunden hat, soll seine beiden anderen Maschinen ersetzen. Seit Herbst lagert sie in einem Container in Linden-Fischerhof. Wegen „Installationsproblemen“ konnte  sie nicht eher in Betrieb genommen werden. Doch nun gibt es Hoffnung. „Das war mein Gasmensch, der gerade da war. Am 27./28 Januar soll die Maschine eingebaut werden“, so Glaubitz erleichtert.

Vor knapp 15 Jahren, im Dezember 2009, hat der studierte Ökotrophologe und Umweltökonom zusammen mit Dr. Jürgen Piechaczek, einem promovierten Agrarökonomen, am Engelbosteler Damm 52 das „24grad“ – eine Kaffeerösterei mit Café – eröffnet. Der Firmenname spielt auf die Anbaugebiete von Kaffee – den sogenannten Kaffeegürtel – an, der in etwa zwischen dem 23. und 27. Breitengrad liegt. Da beide an einem 24. Geburtstag haben, einigten sie sich auf den Firmennamen 24grad. Eine riesige, schwarze, mit Kreide bemalte Tafel an einer Wand im Café zeigt eine Weltkarte mit den entsprechenden Breitengraden. Noch stärker wirkt beim Betreten des Cafés allerdings der Duft von frischem Kaffee und Espresso. Sowohl beim Mobiliar als auch beim Geschirr haben die Unternehmer auf die 50er und 60er Jahre gesetzt. Aus Nachhaltigkeitspunkten einerseits. Und weil in den 50er Jahren die erste Blütezeit von kleinen Röstereien war, die Kunden in ihrer Umgebung mit frischem Kaffee belieferten. Dieses Gefühl sollte mit der Einrichtung wiederbelebt werden. Vier Jahre später konnten die beiden Unternehmer direkt nebenan weitere Räumlichkeiten anmieten. Platz genug, um  die Rösterei zu erweitern sowie eine Brew Bar und ein Schulungsbereich für die Kunden einzurichten. 

 

Kaffeerösten im 24grad. Foto: Insa Hagemann

Seit 2017 ist Markus Glaubitz alleiniger Geschäftsführer des 24grad. Zum Team gehören heute mehr als 20 Festangestellte, plus etwa ebenso viele Minijobber und Werksstudenten. „Das Team ist das A und O. Wir haben letztes Jahr viel umgebaut und die Mitarbeiter haben viel auf sich genommen“, so der gebürtige Saarländer. Im Herbst hat er auf der anderen Seite der Straße, direkt gegenüber, einen zweiten Standort eröffnet. Hier soll die neue Röstmaschine Kaffeebohnen aus Kolumbien, Brasilien, Nicaragua oder Costa Rica rösten. In der modern und hell eingerichteten Brew Bar können sich die Kundinnen und Kunden über Kaffee- und Espressobohnen beraten lassen und Kaffee oder Espresso in unterschiedlichen Brühmethoden bestellen. Oder frisch geröstete Bohnen – es gibt zwölf Kaffee- und sieben Espresso-Röstungen – sowie Kaffeemaschinen, Espresso- und Wasserkocher inklusive Zubehör wie Ersatzteile, Mühlen oder Tamper für die Zubereitung zuhause mitnehmen. Im neuen Schulungsraum blitzen neue Kaffeemaschinen. In den regelmäßig angebotenen Schulungen können Kaffeefans unterschiedliche Arten der Zubereitung ausprobieren oder lernen, wie sie barista-like einen perfekten Cappuccino oder Latte Macchiato zubereiten. 

Im vergangenen Jahr hat das 24grad einen Umsatz im niedrigen einstelligen Millionenbereich erwirtschaftet. Die Umsatzanteile von Rösterei und Café teilen sich in etwa gleich auf. 2024 wurden rund 40 Tonnen Kaffeebohnen geröstet. Jede Kaffeesorte hat ihren eigenen geschmacklichen Charakter, der durch die schonende Konvektionsröstung besonders zur Geltung kommt. Geröstet wird in kleinen Chargen. „Das Röstvolumen der neuen Maschine wird mit maximal 35 Kilogramm angegeben. Theoretisch. Ich schätze, dass wir mit 25- Kilo-Chargen fahren werden. Das wäre dann fast eine Verdopplung.“ Die neue Maschine ist ein geschlossenes System, das die Luft vom Rösten wiederverwendet. Das bedeutet: weniger Emissionen und weniger Energieverlust. Vor ihrer Inbetriebnahme will Glaubitz mit der alten Röstmaschine vorproduzieren. Sicher ist sicher. 

Blick von der Rösterei ins Café. Foto: Insa Hagemann

Besonderen Wert legt das 24grad auf Nachhaltigkeit und ein faires Miteinander mit seinen Erzeugern. Das Unternehmen hat sich von Anfang an für den Bezug von Strom aus 100 Prozent erneuerbaren Energien entschieden. Aber warum kauft es keine direkt im Anbauland gerösteten Bohnen? „Gerösteter Kaffee verliert recht schnell an Aroma“, erklärt Glaubitz. Außerdem gibt es bei Lagerung und Transport Vieles zu beachten. Daher werden die Kaffeebohnen von Lieferanten bezogen, die das garantieren. „Auf einem Schiff muss zum Beispiel darauf geachtet werden, dass die Bohnen nicht den Geruch  des Schweröls annehmen. Auch Hitze wirkt sich sensatorisch negativ aus.“

Viele Kaffeebauern kennt Glaubitz persönlich: „Wir versuchen, den Kontakt zu halten.“ Seine letzte Kaffeereise hat er 2023 unternommen. Bei der von der guatemaltekisch-deutschen Handelskammer organisierten Reise hat er sich mit anderen deutschen Röstereien Kaffee-Anbaugebiete angesehen und Farmer in Guatemala und Honduras besucht. Im Februar geht es wieder los, diesmal nach Panama. „Ich freue mich schon auf den Austausch mit den Farmern!