Benedikt Hüppe, Daniela Behrens und Maike Bielfeldt (v.l.).

Verwaltung digitalisieren - jetzt und schnell

30. April 2025

Fortschritte bei der Digitalisierung der Verwaltung? Für manche Unternehmerinnen und Unternehmer kaum vorhanden. Um es positiv zu sagen. Das wurde bei der Veranstaltung in der IHK Hannover erneut deutlich.  

 

Klare Worte von Maike Bielfeldt, Hauptgeschäftsführerin der IHK Hannover: „Die Erwartungshaltung der Wirtschaft an die Verwaltung ist groß, genauso wie die Unzufriedenheit mit dem bisherigen Status Quo bei der Umsetzung von Verwaltungsdigitalisierung.“ Zumal Digitalisierung der entscheidende Schlüssel für weniger Bürokratie und mehr Geschwindigkeit sei. Was, so die IHK-Chefin, vor allem das bedeutet: „Ein Fortschritt in Trippelschritten reicht bei weitem nicht aus. Verwaltungsdigitalisierung muss endlich ganzheitlich für den gesamten Staat gedacht werden.“ 

Bielfeldt sprach vor über 100 Teilnehmenden beim zweiten Dialog zur Verwaltungsdigitalisierung Ende April, zu dem die Unternehmerverbände Niedersachsen (UVN) und die IHK Hannover eingeladen hatten. 

Volles Haus: Die Zahl der Teilnehmenden zeigt, wie sehr das Thema Verwaltungsdigitalisierung drängt.

Dass Unternehmerinnen und Unternehmern das Thema auf den Nägeln brennt, ist angesichts von durchschnittlich 200 Verwaltungskontakten jährlich nur allzu klar. Darauf wies auch UVN-Hauptgeschäftsführer Benedikt Hüppe hin. Und er formulierte ein klares Ziel: „Ich wünsche mir, dass die niedersächsischen Unternehmen standardisierte und zentral bereitgestellte, digitale Verwaltungsleistungen nutzen können - am besten gebündelt über einen einzigen Zugang."

Mehr zentrale Software

Immerhin: „Das Land stellt immer mehr Software für die Kommunen zentral zur Verfügung und steht in intensiven Gesprächen, um die vielfältige Softwarelandschaft so weit wie möglich zu vereinfachen und zu vereinheitlichen“, sagte Niedersachsens Innenministerin Daniela Behrens. In der Analyse gibt es jedenfalls keine zwei Meinungen: Die mangelnde Standardisierung von Bearbeitungsprozessen, Schnittstellen und Software mache die Digitalisierung des öffentlichen Sektors unnötig langsam und teuer, so Behrens. Daran arbeite man. 

Entscheidend ist das Tempo

Wobei aus Sicht der Wirtschaft ganz klar ein Punkt entscheidend ist: Geschwindigkeit. Bei der Verwaltungsdigitalisierung müsse man „mit mehr Tempo auf die Straße kommen“, forderte IHK-Chefin Bielfeldt. Mark Lohweber, Vorstandsvorsitzender des hannoverschen IT-Dienstleisters adesso SE: „Die Zeit drängt!“ Und das auch mit Blick auf die Cybersicherheit der öffentlichen Hand angesichts der geopolitischen Krisen. „Wichtig ist, dass wir jetzt Fahrt aufnehmen,“ sagte auch UVN-Vertreter Benedikt Hüppe.

Der Mensch  macht's - oder eben nicht

Dritter Aspekt neben IT-Standardisierung und schneller Umsetzung: Zusammenarbeit und der menschliche Faktor. Professor Tatjana Sabljo, Landesvorsitzende des Bundes Deutscher Architektinnen und Architekten: „Die Digitalisierung der Verwaltung erfordert nicht nur technische Lösungen, sondern vor allem eine neue, interdisziplinäre Zusammenarbeit.“  Auch Ann Cathrin Riedel, Geschäftsführerin von NExT, einer als Verein organisierten Beratungseinrichtung für die öffentliche Verwaltung: „Technik, Standards und Strukturen funktionieren nicht ohne Menschen. Und Menschen funktionieren besser in Netzwerken.“ Der Austausch unter Verwaltungsmitarbeitenden sei ein unterschätzter Schlüssel für den Erfolg der Verwaltungstransformation. Und genau in die gleiche Richtung zielte Professor Dr. Peter Daiser, Professor für Digitalisierungsmanagement „Es geht nicht um Technik. Es geht um Menschen, die abgeholt und zu neuen Abläufen und Verhaltensweisen motiviert und befähigt werden müssen – und die mutig sein dürfen. Verwaltungsdigitalisierung muss weg von dem angestaubten Veränderungsimage. Es geht nicht um Veränderung, sondern um Innovation.“