
Der Name des Schnitzels? „Keine Bevormundung“
13. Oktober 2025 | von Georg ThomasHitzige Debatten vorprogrammiert: Wie dürfen vegane oder vegetarische Lebensmittel heißen? Nach Fleisch klingen soll es jedenfalls nicht, so das EU-Parlament. In Wachenhausen, einem Ortsteil von Katlenburg-Lindau, stellt die Walowsky GmbH unter der Marke GöVegan Alternativen zu Brat- und Currywurst her: Geschäftsführer Roy Walowsky im Interview.
Herr Walowsky, eine Mehrheit im Europäischen Parlament will Bezeichnungen wie „Schnitzel“ oder „Wurst“ für vegane oder vegetarische Produkte verbieten. Was sagen Sie zu diesen Plänen?
Roy Walowsky Das Urteil ist: Quatsch. Es geht um Vielfalt, Genuss und Wertschätzung – nicht um ideologische Grabenkämpfe. Hier ist ein Appell zum Miteinander statt Gegeneinander wichtig. Viele sehen in dem Vorstoß im EU-Parlament weniger den ernsthaften Wunsch, den Verbraucher zu schützen, sondern vielmehr Symbolpolitik und ein Entgegenkommen gegenüber der Agrar- und Fleischlobby, die ihre traditionellen Märkte schützen möchte. Die Debatte wird daher oft als ein Beispiel für unnötige Bürokratie und eine überzogene Bevormundung der Bürger angesehen.
Sie bieten vegane Bratwurst und Currywurst an – geschrieben allerdings mit doppeltem vv statt w. Also Bratvvurst und Curryvvurst. Können Sie schon abschätzen, ob Sie mit solchen Bezeichnungen auch von den EU-Regelungen betroffen wären?

Walowksy Obwohl die Schreibweise "vv" theoretisch eine Abgrenzung zum ursprünglichen Begriff darstellt, ist es zum jetzigen Zeitpunkt völlig unmöglich, eine verbindliche Aussage darüber zu treffen, ob diese Bezeichnungen rechtlich sicher sind. Wir müssen die endgültigen Regelungen und deren juristische Auslegung abwarten.
Haben Sie bislang Rückmeldungen von Verbraucherinnen oder Verbrauchern erhalten, die sich beim Kauf vergriffen haben und eigentlich gar keine vegane Wurst wollten?
Walowsky Uns ist kein einziger Kunde bekannt, der sich im Supermarktregal vergriffen und versehentlich eine vegane Wurst gekauft hätte, obwohl er eigentlich ein herkömmliches tierisches Produkt wollte. Dieses Ergebnis ist ein starker Beleg dafür, dass der durchschnittliche Verbraucher, die Verbraucherin mündig ist und eine klare Unterscheidung treffen kann. Die Gefahr, die die EU-Debatte konstruiert, scheint in der Realität schlichtweg nicht zu existieren. Der Grund dafür liegt in der eindeutigen Kennzeichnung und der Markenführung. Unsere Produkte tragen immer die Zusätze "vegan". Unsere eigene Firmenbezeichnung "GöVegan" wirkt zudem als sofort erkennbarer, klarer Hinweis, der jegliche Verwirrung im Regal ausschließt.
Wenn die EU-Entscheidung umgesetzt wird: Wie viel würde Sie das kosten?
Walowsky Wir führen nur eine begrenzte Anzahl von Produkten, die von der Regelung betroffen wären, was den notwendigen Aufwand für Neugestaltung und Druck begrenzt. Aber wir befürchten einen Orientierungsverlust bei den Konsumentinnen und Konsumenten durch neue, unverständliche Fantasienamen, was das Wachstum des gesamten Marktes für pflanzliche Alternativen bremsen könnte.
Seit knapp einem Jahr hat die IHK Hannover einen Bürokratiemelder auf ihrer Website: Sind die EU-Pläne ein Fall dafür?
Walowsky Die Pläne lösen kein echtes Problem, schaffen aber neuen Aufwand – ein klares Signal für den Einsatz eines Bürokratiemelders.
Roy Walowsky steht gemeinsam mit Karl-Heinz Koithahn hinter der Anfang 2024 gegründeten GöVegan. Die beiden bringen Lebensmitteltechnik und traditionelles Fleischerhandwerk zusammen. Das Ziel: Produkte auf pflanzlicher Basis, die zunächst sie selbst überzeugen. Und dann auch andere. Denn von Brat- oder Currywurst auf Fleischbasis umzusteigen auf Produkte auf pflanzlicher Grundlage, das geht nur über den Geschmack. So die Meinung der beiden.
Die Fragen stellte Klaus Pohlmann.