Streiflicht - die Freitags-Kolumne: Ganz toll
28. Februar 2025Immer schön, gelobt zu werden. „Sie machen das großartig auf LinkedIn“, steht in der E-Mail. Natürlich von LinkedIn, im Zweifel hat Eileen geschrieben, deren Name taucht manchmal als Absenderin auf.
Liebes LinkedIn, aber ich habe doch gar nichts gemacht. Jedenfalls nicht in den letzten gut zwei Wochen, da war ich nicht bei der Arbeit: Resturlaub wegdrücken, jedenfalls den größten Teil. Denn, LinkeIn, Du bist ein berufliches Netzwerk. Also keine Beiträge. Auch keine Urlaubsfotos, die wegen der „Work-Life-Balance“ ja noch etwas mit der Arbeit zu tun haben könnten. Aber wohin verreisen und warum?
LinkedIn scheint’s ohnehin egal zu sein, ob ich arbeite oder nicht: „Sie machen das großartig auf LinkedIn.“ Immerhin bleibt Eileen – oder wer oder was auch immer – beim Sie. Ist ja schon mal was.
Na klar: Das Lob in der Betreff-Zeile der Mail ist ja nur der Köder, um nach ein paar anderen Beiträgen zu schnappen, die das Netzwerk gerade für mich ausgewählt hat.
Aber Lob ist eine flüchtige Währung und zudem äußerst inflationsempfindlich. Man muss nicht knauserig sein wie in Schwaben, wo es heißt: Nicht geschimpft ist genug gelobt. Aber zuviel schadet auch: Wenn ein Lob selbstverständlich wird, ist es nichts mehr wert. Auch wenn der Zeitgeist - und LinkedIn – das anders sehen mögen.