Porträt einer Frau mit kurzen Haaren in Schwarz-Weiß Jehona Kicaj. Foto: Carl Philipp Roth

Wallstein-Autorin Jehona Kicaj erhält Auszeichnung

23. Juni 2025 | von Barbara Dörmer
Schwarzer Buchstabe E auf weißem Hintergrund

HANNA – der Literaturpreis der Landeshauptstadt Hannover geht 2025 an Jehona Kicaj für ihren Roman „ë“.  Die Autorin wurde 1991 im Kosovo geboren, wuchs in Göttingen auf und studierte Germanistik und Philosophie in Hannover. Nach literaturwissenschaftlichen Publikationen erscheinen von ihr seit 2020 auch literarische Texte. Sie ist außerdem Mitherausgeberin der Anthologie „Und so blieb man eben für immer. Gastarbeiter:innen und ihre Kinder (2023)“ und der Literaturzeitschrift Echo&Narziss. Der Roman „ë“ ist ihr Debüt, das Buch erscheint am 23. Juli im Göttinger Wallstein-Verlag

In der Begründung der Jury heißt es: Ein Mädchen gelangt nach Deutschland und entkommt damit dem Kosovokrieg. Es kann nur Albanisch, die Sprache mit dem kaum hörbaren Buchstaben „ë“. In diesem winzigen Zeichen ist Jehona Kicajs Debütroman verdichtet. Dieser handelt von traumatisierenden Kriegsfolgen, von einer gegen die kyrillische Schrift des Feindes verteidigten eigenen Kultur, vom Lernen der deutschen Sprache in Kindergarten und Schule, vom Stigma fremd wirkender Worte, Namen und Zeichen. Jehona Kicaj stellt Szenen alltäglicher Ausgrenzung und Beschämung scharf beobachtend dar. Ihre leise Prosa eröffnet Innenperspektiven geflüchteter Menschen mit sprachlicher Intensität, doch ohne Anklage.

Der mit 10.000 Euro dotierte Literaturpreis der Landeshauptstadt Hannover wurde erstmals 2017 vergeben und fördert Literatinnen und Literaten, die noch am Anfang ihres künstlerischen Schaffens stehen und deren ausgezeichnetes Werk möglichst nicht älter als zwei bis vier Jahre ist. Der Preis wird im jährlichen Wechsel mit dem bundesweit höchstdotierten Lyrikpreis, dem Hölty-Preis verliehen. Die Verleihung findet am 4. Dezember 2025 im Literarischen Salon der Leibniz Universität Hannover statt.