Auch Schausteller trifft die Corona-Krise hart. Glück im Unglück haben die, die auch allein funktionieren. Ein Riesenrad braucht nicht unbedingt ein Volksfest. Der Asendorfer Schaustellbetrieb Landwermann sucht daher nach weiteren Standplätzen in touristischen Orten, wo der Betrieb wieder möglich ist.
Seit Mitte Mai sieht die Welt nicht mehr nur noch schwarz aus: „Der Lockdown ist ein bisschen lockerer geworden“, findet Ludwig Landwermann. Eine Woche zuvor habe die Welt für ihn noch viel düsterer ausgesehen, erklärt der Geschäftsführer des Schaustellerbetriebs Landwermann-Henschel GbR aus Asendorf. Mit drei Riesenrädern und 15 Festangestellten gehört es zu den größeren Unternehmen der Branche. „Jetzt scheint es, als gebe es Licht am Ende des Tunnels“. Gewissheit wo er seine Fahrgeschäfte in den nächsten Monaten aufstellen kann, hat der Unternehmer aus dem Landkreis Diepholz allerdings auch noch nicht.
Der Lockdown hat das Unternehmen vier Tage vor dem Start in die Saison getroffen. Alles war vorbereitet, der TÜV abgenommen, die LKW angemeldet, Aushilfen waren angeheuert – und dann kamen die Absagen. Erst das Würzburger Frühjahrsvolksfest, dann der Hamburger Hafengeburtstag und immer so weiter. Die Rechnungen für die Vorbereitungen kamen trotzdem, ohne dass der Schaustellbetrieb Einnahmen erzielen konnte. „Wir haben Soforthilfe bekommen, mussten aber trotzdem an unsere Rücklagen“, sagt Ludwig Landwermann, der wie seine Frau Daniela einer Schausteller-Familie entstammt: Seine Vorfahren verdienten bereits Ende des 19. Jahrhunderts in Nienburg mit dem Verkauf von Honigbrot ihr Geld, von ihren Großeltern übernahmen die beiden das Geschäft mit den Riesenrädern.
Dass bei den beiden die Zuversicht zurückkehrt ist, liegt auch daran, dass sie mit ihren Riesenrädern nicht nur auf Festplätzen Station machen. Sie sind daher nicht allein von Volksfesten abhängig, „die es in ihrer bekannten Form wohl so schnell nicht wieder geben wird“. Etwa die Hälfte ihres Geschäfts machen die Landwermanns durch das Aufstellen eines Riesenrads als Einzelattraktion, zum Beispiel in der Nähe einer Sehenswürdigkeit. Als es sich im Mai abzeichnete, dass es wieder eine Perspektive geben könnte, hatte sich Ludwig Landwermann direkt ins Auto gesetzt, um mögliche Standplätze in Deutschland, Österreich oder der Schweiz zu finden. „Die Voraussetzung dafür ist natürlich, dass der Tourismus wieder möglich ist.“ So steht ein Riesenrad des Unternehmens seit Jahren im Sommer mehrere Wochen in Titisee-Neustadt im Schwarzwald.
Wie im „Gefühlskarussell“ hätten sie die Zeit seit Mitte März erlebt. Als sie im Frühjahr 2019 den Bau eines neues Riesenrads für rund 4 Mio. Euro in Auftrag gaben, konnten sie nicht ahnen, dass die Welt anderthalb Jahre später ganz anders aussehen wird. Die Besonderheit des neuen Riesenrads sind die Panorama-Glasgondeln. In der Mitte des Rads gibt es eine große LED-Wand und der Einstiegsbereich schützt besonders gut vor heftiger Sonneneinstrahlung wie Regen. In wenigen Wochen wird es ausgeliefert. Dann ist die Frage, wann und wo die Familie es nutzen kann.
Bereits seit Ende der 1990er Jahre ist der Schaustellbetrieb über die Adresse riesenraeder.de im Internet vertreten. „Über die Seite bekommen wir viele Anfragen, aus denen häufig Aufträge werden“, erklärt Landwermann. In den letzten Wochen waren es nochmal deutlich mehr Nachfragen. „Man merkt, dass ganz viele neue Ideen entwickelt werden“. Es sei spannendes dabei, aber mehr dürfe derzeit noch nicht verraten werden. Und es wird ganz sicher mit Abstand von statten gehen. Soviel ist klar.
Landwermann lobt in diesem Zusammenhang auch die Verantwortlichen in den Städten und die Politik. „Die meisten Feste und Termine wurden in das nächste Jahr verschoben. Bei einigen haben wir uns auch auf Augenhöhe auf ein bisschen Entschädigung geeinigt“, sagt der Unternehmer, der auch Politiker angeschrieben hat um auf die Lage der Branche aufmerksam zu machen. „Da kam durchaus etwas zurück, zum Teil mit konkreten Ideen und Vorschlägen, die wir gebrauchen konnten“.
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Georg Thomas
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