Die Premiere der neuen Cebit ist gelaufen. Es war, wie versprochen, eine große Veränderung. Während und nach der Messe gab es viel Zuspruch. Für 2019 bleibt aber noch genug zu tun.
Halten wir fest: Die neue Cebit hat gewichtige Fürsprecher. Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier nannte beim Messeauftakt die Cebit ein Geschenk, das es zu bewahren und auszubauen gilt: „Und ich möchte Sie alle ermuntern: Machen Sie diese Cebit zu dem bedeutendsten Platz in der Welt, wo über digitale Innovationen diskutiert wird.“ Aus gut informierten Kreisen hörte man, dass Altmaier sich nach seinem Besuch in Hannover auch am Kabinettstisch für die neue Cebit stark gemacht hat. Zumindest soll sich das Bundeskanzleramt noch während der laufenden Veranstaltung sehr detailliert über die Cebit informiert haben – ob das ein Vorbote für eine erneute Teilnahme der Kanzlerin ist, wollte indes niemand kommentieren.
Vielleicht machte die neue Cebit auch deshalb einen so starken Eindruck, weil sie so jung ist. Darauf wies Oliver Frese hin, Messevorstand und Kopfhinhalter für die Überarbeitung des hannoverschen Messeflaggschiffs. Jung – und weiblich, sagte Frese und nannte ein Durchschnittsalter von 35 Jahren auf dem Gelände, jedoch ohne Vergleichszahl zu den bisherigen Veranstaltungen. Freses positive Sicht auf die fünf Tage im Juni ist sicher keine Überraschung: „Gelungene Premiere“, sagte er. Gäbe es so etwas wie verhaltene Euphorie, dann könnte man genau damit Frese am Schlusstag der Cebit 2018 beschreiben. Das neue Konzept, die Verbindung von Geschäft und Festival, funktioniert. Das ist seine Botschaft. Aber auch die Aussteller und der IT-Verband Bitkom warfen positive Bewertungen in die Waagschale. Von Heiko Meyer, Vorsitzender des Cebit-Messeausschusses und einer der Chefs von Hewlett Packard in Deutschland, gab es Glückwünsche: „Die neue Cebit war ein voller Erfolg.“ Und beim Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder lohnte sich das genaue Hinhören: Er hatte bereits die Cebit-Ausgaben bis 2021 im Blick. Schon sein Präsident Achim Berg räumte im Vorfeld des IT-Businessfestivals – der Veranstaltung, die früher meist Computermesse genannt wurde – dem neuen Konzept Zeit ein. Der Termin der nächsten Cebit steht jedenfalls fest: vom 24. bis zum 28. Juni 2019. Bei der Pressekonferenz zum Ende der Cebit präsentierte die Deutsche Messe AG auch schon eine Liste von Unternehmen, die bereits für das kommende Jahr zugesagt haben.
Man kommt aber auch bei der neuen Cebit nicht daran vorbei, über Zahlen zu sprechen. Mehr als 2800 Aussteller, rund 120 000 Besucher. Das sind die Fakten. Und: Die Veranstaltung habe sich unter dem Strich für die Messe gerechnet, so Oliver Frese. Einmal mehr unternahm er den Versuch, Vergleiche mit den hohen Besucherzahlen früherer Jahre abzustellen. Und es spricht einiges dafür, 2018 als eine Art Stunde Null für die Cebit zu sehen, oder, im IT-Jargon, als Cebit 1.0 natürlich. Kein Blick zurück: „Diese Cebit vergleichen wir mit der nächsten und der übernächsten.“[/vc_column_text][vc_single_image image=“3737″ img_size=“medium“ add_caption=“yes“ alignment=“center“ style=“vc_box_rounded“ onclick=“img_link_large“ img_link_target=“_blank“][vc_column_text]Aber wie war nun „diese Cebit“? Nicht nur jung und weiblich, sondern auch diskussionsfreudig: Über 30 000 Teilnehmer in den Talk-Formaten. Der Auftakt am Montag – noch kein Ausstellungstag, sondern als so genannter Take-off Monday Konferenzen und der Presse vorbehalten – war ausgebucht. Täglich habe die Cebit mehr als 500 000 Menschen in den Sozialen Netzwerken erreicht, und am Dienstag und Mittwoch der Cebit-Woche sei die Messe Nummer 1 bei Twitter gewesen – noch vor US-Präsident Trump. Top-Themen auf dem Gelände: Künstliche Intelligenz, selbstlernende Systeme, natürlich Blockchain, Drohnen, Robotik, das Internet der Dinge, Mobilität. Auch sonst Cebit-typische Nachrichten: Der Deutsche Startup-Verband hat zusammen mit Intel während der Messe eine Plattform Künstliche Intelligenz auf den Weg gebracht. Die Deutsche Messe AG startet im März 2019 mit der Cebit Russia in Moskau. Beim Digital-Dialog zwischen Deutschland und Japan – Partnerland der letzten CeBIT alten Typs im März vergangenen Jahres. Und vielleicht muss man es auch einfach nochmal sagen: Zwar mussten nahezu alle Aussteller, die bereits in den Vorjahren dabei waren, auf dem Messegelände umziehen. Aber in vielen Hallen sah es eigentlich so aus wie immer – nur etwas luftiger vielleicht in einigen Bereichen. Allerdings könnte sich daran etwas ändern: wenn nämlich bislang eher klassisch auftretende Unternehmen sich dem neuen Konzept anpassen. Ohnehin lassen sich manche Aussteller nur schwer in bekannte Kategorien fassen: Was ist mit denen, die gar nicht mehr mit einem eigenen Stand, sondern mit Veranstaltungen oder mobil auf dem Gelände dabei sind? „Sie tragen zur Qualität der Veranstaltung bei“, so Cebit-Pressesprecher Hartwig von Saß. Aber in das übliche Bild eines Ausstellers mit Stand und Anwesenheit von morgens bis abends passt das nicht mehr. Hinzu kommt, dass auch Nicht-IT-Unternehmen in unterschiedlichster Weise als Cebit-Teilnehmer in das neue Konzept passen.[/vc_column_text][vc_single_image image=“3735″ img_size=“medium“ add_caption=“yes“ alignment=“center“ style=“vc_box_rounded“ onclick=“img_link_large“ img_link_target=“_blank“][vc_column_text]In diesem Jahr war die Veränderung noch vor allem draußen sichtbar. Dort spielte die Musik – vor allem, als Jan Delay mit seiner Band 7000 Menschen vor die Bühne zog (siehe Seite 23). Hier vor allem musste sich das neue Cebit-Konzept bewähren – und das hat es nach Ansicht der Cebit-Macher und vieler Beobachter, insbesondere auch in den sozialen und sonstigen Medien: „Darf man da jetzt Spaß haben?“ Das fragten die Redakteure der renommierten Online-Plattform (und Cebit-Partner) Heise online. Nein, man darf nicht nur. Man soll. Und das passt gut zum Geschäft. Heißt es bei den Messemachern.
Nach der Premiere der neuen Cebit muss man, neben der gewichtigen Unterstützung aus Politik und Verbänden, noch etwas festhalten: Die Cebit wurde wie versprochen umgekrempelt. Man erkennt sie noch wieder. Aber trotzdem war es die angekündigte Disruption, die sprunghafte Veränderung. Was die Branche prägt, darf die Cebit nicht scheuen, wenn es nötig ist. Und es war nötig. Mit diesem Zweiklang sind Oliver Frese und sein Team unterwegs, seit vor mehr als einem Jahr die ersten Informationen über das neue Konzept in die Öffentlichkeit getragen wurden. Für den Mut, diesen Sprung zu wagen, wurden die Cebit-Macher immer wieder gelobt. Dieser Mut wurde aber auch belohnt, wie Messechef Frese betonte.
Und 2019? Gesprächsstoff im Messeausschuss und bei den Cebit-Machern dürfte es genug geben. Natürlich ist noch Luft nach oben. Bei den Ausstellern. Bei den Besuchern. Was soll also anders werden im nächsten Jahr? Oliver Frese spricht von Nachjustieren: Bleibt es bei den Öffnungszeiten von 10 bis 19 Uhr? Oder doch wieder ab neun und bis sechs, um mehr Zeit für die Abendveranstaltungen zu haben? Der Campus – also der Treff-punkt-Bereich vor der Show-Bühne, sagte der Cebit-Chef, müsse besser strukturiert werden. Aber auch über ein Partnerland dürfte gesprochen werden. Selbstkritisches ist zu hören, ob man vielleicht im Vorfeld den Festival-Charakter der neuen Cebit streckenweise zu sehr betont habe. Und auch von Fokussierung auf Botschaften ist die Rede: Bei den Topthemen war es vor den zehn über die Hallen verteilten Bühnen voll. Aber wenn die Cebit nach außen wirken soll, müssen die Ergebnisse auch – stärker – nach außen dringen.
Denn der Anspruch der neuen Cebit bleibt oben: Europas Business-Festival für Innovation und Digitalisierung. Oder, um noch einmal Wirtschaftsminister Peter Altmaier zu zitieren, der bedeutendste Diskussionsort für digitale Innovationen.
Mehr zur Digitalisierung mit einer eine Einordnung ‚Wo stehen wir?‘ lesen Sie in unserem Fokusthema Die Zukunft ist digital.[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row][vc_row][vc_column width=“1/3″][vc_single_image image=“3738″ add_caption=“yes“ style=“vc_box_border_circle“ onclick=“img_link_large“ img_link_target=“_blank“][/vc_column][vc_column width=“1/3″][vc_single_image image=“3740″ add_caption=“yes“ style=“vc_box_border_circle“ onclick=“img_link_large“ img_link_target=“_blank“][/vc_column][vc_column width=“1/3″][vc_single_image image=“3739″ add_caption=“yes“ style=“vc_box_border_circle“ onclick=“img_link_large“ img_link_target=“_blank“][/vc_column][/vc_row][vc_row][vc_column][vc_column_text]Klaus Pohlmann kommentiert die neue Cebit:
Alles gut? Natürlich nicht. Das war aber auch ernsthaft nicht zu erwarten. In diesem Jahr ging es darum, zu zeigen, dass das neue Konzept grundsätzlich funktioniert. Ausstellern und Besuchern die Möglichkeit zu geben, die Verbindung von Geschäft und Spaß überhaupt erst einmal zu erleben. Und das hat geklappt. Immerhin: Eine Reihe Aussteller haben schon angekündigt, im nächsten Jahr wiederzukommen. Bei anderen ist wahrscheinlich noch Überzeugungsarbeit nötig. Vor Oliver Frese und seinem Team liegt eine Menge Arbeit. Natürlich ist sowohl bei den Aussteller – wie auch bei den Besucherzahlen – Luft nach oben. Frese selbst hat das angesprochen: Er will die Cebit endgültig nicht mehr mit den Zahlen der Vergangenheit verglichen wissen. Sondern die nächsten Veranstaltungen an 2018 messen. Das heißt aber nicht anderes als das: Die Cebit wird auf dem Fundament 2018 weiter entwickelt und auch größer werden müssen – nicht nur, damit Aussteller und Besucher zufrieden sind. Sondern auch, um immer mehr dem Anspruch zu genügen, den die Cebit an sich selbst hat. Und den immerhin Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier formulierte: Eine, nein: die Diskussionsplattform zu sein für digitale Innovationen, und das weit über die Region hinaus.[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row]