Mit 75.000 Besucherinnen und Besuchern vor Ort und 15.000 digital deutlich weniger als vor der Pandemie. Das war aber so erwartet worden. Mit seinen Themen und der Ausstrahlung auf die Politik trifft der Industriegipfel in Hannover voll den Nerv der Zeit.
 

Nach vier Tagen Hannover Messe steht ein dreigeteiltes Fazit unter dem Neustart der Hannover Messe. Grundsätzlich aber meinen die Messemacher: Geglücktes Comeback zum richtigen Zeitpunkt.

Besucherinnen und Besucher: Rund 75.000 kamen nach Hannover, 15.000 waren digital dabei. Insgesamt weniger als die Hälfte verglichen mit dem Vor-Corona-Jahr 2019. Damit wurden aber die Erwartungen der ausstellenden Unternehmen wohl noch übertroffen, wie Messechef Jochen Köckler und vom Ausstellerbeirat Gunther Kegel deutlich machten. China fehlte fast komplett, weniger als 100 statt rund 1300 Unternehmen, was natürlich in mehrfacher Hinsicht auf die Besucherzahl drückt. Eine Messe ohne Globalisierung, die weitaus meisten Unternehmen kamen aus der EU. Das soll aber schon im nächsten Jahr wieder anders werden. Ziel ist eine Hannover Messe, bei der auch der mittlere Teil des Geländes genutzt wird. In diesem Jahr waren es lediglich die Außenbereiche. Angepeilt wird für 2023 wieder eine fünftägige Messe (17. – 21. April) mit der Hoffnung auf 140.000 Besucherinnen und Besucher.

Stimmung: Die war besonders, in einer besonderen Zeit, sagte Jochen Köckler. Nicht euphorisch, trotz aller Freude über die Rückkehr auf das Messegelände. Aber zupackend, grundsätzlich optimistisch und technologieüberzeugt. Die ausstellenden Unternehmen sind ähnlich zufrieden wie 2019, das ergab die Umfrage des Ausstellerbeirats, waren aber im Vorfeld der Messe aber auch eher zurückhaltend. Köckler jedenfalls spricht von einem Neustart zur richtigen Zeit: Die Verschiebung vom April in den Juni, um auf jeden Fall die Messe in Präsenz veranstalten zu können, sei richtig gewesen. Und er ist sich sicher: „Das Format Messe hat die Pandemie überlebt.“ Zwei von drei Ausstellern wissen schon heute, dass sie im nächsten Jahr wiederkommen wollen.

Themen: Das große Pfund, mit dem die Messe wuchern kann. Energie steht dabei im Zentrum, angesichts des Klimawandel und einer Versorgungssicherheit auf dünnem Eis seit Ausbruch des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine. Noch mehr Druck für die Energiewende – die dazu erforderliche Technologie ist in Hannover gezeigt. Davon überzeugte sich auch Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck bei seinem Rundgang und sprach danach von einem Lichtblick, den die Messe bietet. Habeck: „Mit den Technologien, die auf der Messe gezeigt werden, können wir auf jede der aktuellen Krisen eine Antwort geben.“ Olaf Scholz setzte eine langjährige Tradition fort, indem er als Bundeskanzler die Messe eröffnete. Zusammen mit seinem portugiesischen Amtskollegen, Premierminister António Costa. Portugals Wirtschaftsminister António Costa Silva übergab den Staffelstab des Partnerlandes an Agus Gumiwang Kartasasmitab, den indonesischen Industrieminister. Für den Dialog zwischen Wirtschaft und Politik sei die Hannover Messe unersetzbar, sagte Gunther Kegel, der nicht nur Ausstellerbeirat, sondern auch ZVEI-Präsident und im Hauptberuf Chef des Automatisierungsspezialisten Pepperl+Fuchs. Jochen Köckler hatte bereits im Vorfeld erklärt, die Industriemesse sei relevant wie noch nie, und sah sich durch den Verlauf bestätigt: „Die großen Themen müssen wir nicht erfinden, sie sind da“, sagte er. Und Gunther Kegel ergänzte, dass diese Themen ja nicht allein für Unternehmen, sondern für die Gesellschaft insgesamt bedeutsam sind. Und abgesehen von den Energiethemen bietet die Hannover Messe ja auch weiter die Plattform für die digitale Transformation der Industrie. Für 2023 erwartet Messechef Köckler aber insbesondere, dass der in diesem Jahr bereits starke Bereich Wasserstoff noch weiter an Bedeutung gewinnt.

Hannover Messe: Abschluss-Pressekonferenz mit Luís Filipe de Castro Henriques von der Portuguese Trade & Investment Agency, Messechef Dr. Jochen Köckler, Ausstellerbeirat Dr. Gunther Kegel (ZVEI/Pepperl+Fuchs) und Messesprecher Onuora Ogbukagu (v.l.).

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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