+++ Update 10. März 2020: Premiere der Halal auf September verschoben. +++
Auf dem hannoverschen Messegelände findet Anfang März erstmals eine auf das Thema Halal konzentrierte Messe statt – ursprünglich im März geplant, soll sie jetzt vom 11. bis zum 13. September stattfinden. Die IHK Hannover kann dazu einiges an Erfahrung beisteuern.

Iin einem Monat wird es erstmals in Deutschland eine Messe rund um das Thema Halal geben: In Hannover geht es um Lebensmittel und Kosmetik, aber auch um Reisen. Halal kommt aus dem Arabischen, wird mit „erlaubt“ übersetzt und bezeichnet das, was nach den im Islam geltenden Regeln zulässig ist.

Bisher ein Randthema anderer Messen

Die großen internationalen Lebensmittelmessen haben in der Vergangenheit vereinzelt Halal am Rande berücksichtigt. Mit der Halal Hannover will die Deutsche Messe jetzt eine darauf konzentrierte Veranstaltung aufbauen. Die dreitägige Messe, ursprünglich vom 6. bis zum 8. März und wegen des Coronavirus auf den 11. bis 13. Septemberverschoben, wird von einem Kongressprogramm begleitet – und beides wurde offenbar auch in der islamischen Welt mit Interesse verfolgt, etwa in den 56 Staaten der Organisation für islamische Zusammenarbeit. Der Kongress der Messe wird nun auch vom Dubai Islamic Economy Development Center (DIEDC) offiziell unterstützt. Am ersten Messetag wird es einen Round Table des Global Islamic Economy Summit (GIES) geben. Damit finden die internationalen Round-Table-Gespräche zur islamischen Wirtschaft zum ersten Mal im deutschsprachigen Europa statt.

Arbeitsgruppe Halal und Koscher bei der IHK Hannover

Nicht nur die Messe sieht einiges Potenzial: Knapp ein Viertel der Weltbevölkerung sind Muslime. Davon leben fast sieben Prozent in Europa. Bei der IHK Hannover gibt es eine Arbeitsgruppe Halal und Koscher – dieser Begriff beschreibt die Verhaltensvorgaben, die für Menschen jüdischen Glaubens gelten – mit bundesweit rund 120 Mitgliedern. Hinzu kommen noch einmal fast ebenso viele Interessenten, die ebenfalls an den zwei jährlichen Treffen teilnehmen können. Diese Zusammenkünfte finden in ganz Deutschland statt, bislang etwa bei den Industrie- und Handelskammern in München oder Stuttgart, im Landwirtschaftsministerium in Bonn und Berlin oder bei Unternehmen. Zudem werden Seminare zu „Halal und Koscher im Produktionsprozess“ angeboten – ehrenamtlich durchgeführt von Mitgliedern.

Anregung von Unternehmen stand am Anfang

Bei der Halal Hannover ist die Arbeitsgruppe mit einem Gemeinschaftsstand vertreten. Die Deutsche Messe hatte im Vorfeld mit der IHK Hannover Kontakt aufgenommen – und dort mit der Arbeitsgruppe Halal und Koscher, deren Entstehung rund zehn Jahren zurückreicht. Nach dem Ende der Centralen Marketing-Gesellschaft der Deutschen Agrarwirtschaft (CMA) 2009 rief die Bundesregierung die Initiative „Exportförderung Agrar- und Ernährungswirtschaft“ ins Leben. Die IHK Hannover, mit Blick auf Niedersachsens starke Agrar- und Ernährungswirtschaft, brachte sich früh als Kooperationspartner der neuen Initiative ins Spiel und stellte im April 2010 zusammen mit dem Ministerium die neue Initiative bundesweit in der IHK Hannover vor. Im Februar 2011 standen dann in der IHK Hannover beim Lebensmittel-Exportforum die Themen Bio, Halal und Koscher auf der Agenda: Noch während dieser Veranstaltung sammelte die IHK Stimmen aus teilnehmenden Unternehmen.

Halal-Siegel.

Denn: Die nötigen Zertifikate für den internationalen Vertrieb von – damals vorrangig noch – Lebensmitteln, werden oft von privaten Anbietern beider Religionsgemeinschaften angeboten. Diese erstellen Zertifikate nach unterschiedlichen Vorgaben, Strenge und Zertifizierungspreisen. Und je nachdem, wohin die Ware exportiert wird, in die Golfstaaten, nach Malaysia, Indonesien, Nordafrika oder die Türkei, haben mitunter die Einfuhrländer ebenfalls bestimmte lokale Vorgaben, die berücksichtigt werden müssen. Um in dieser Gemengelage wirtschaftlich und sicher produzieren zu können, benötigt die Industrie Transparenz bei der Zertifizierung und den angebotenen Zertifikaten.
Schon gegen Ende des hannoverschen Exportforums 2011 war klar, dass die IHK Hannover eine Plattform für den Unternehmensaustausch einrichten wird. So kamen zeitnah zehn bis 15 Unternehmensvertreter – vorrangig aus der Lebensmittelindustrie – in der IHK zusammen, um die mögliche Struktur und Inhalte zu besprechen und vor allem auch um die nötige Halal- und Koscher-Expertise für die Zukunft sicherzustellen. Mit dabei war auch das Bundeslandwirtschaftsministerium.

Gemeinsame Suche nach Lösungen

Ziel der Arbeitsgruppe ist der intensive Austausch der Industrie zum Thema Halal und Koscher – das Aufgreifen von Fragestellungen und Problemen, der gemeinsamen Suche nach Lösungen, über internationalen Vertrieb und Vermarktung, bis hin zum Aufbau eines starken Netzwerks in Richtung Zertifizierungsgesellschaften und Politik. Neben der Lebensmittelindustrie engagieren sich heute auch immer mehr Unternehmen aus der Pharmazie, Chemie und der Logistik in der Arbeitsgruppe.

… aber auch Reisen gehören zu den Themen, die die neue Messe abdeckt. Foto: ©flowertiare – stock.adobe.com

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