Viel zu tun in den nächsten Jahren: Das war eine zentrale Botschaft des IHK-Auftakts 2020 mit Ansprachen von IHK-Präsident Dr. Christian Hinsch, Ministerpräsident Stephan Weil und als Gast Frank Sportolari.
Vielleicht war das der Spruch des Abends: „Deutschland ist seit Jahren das Funkloch Europas“, sagte Frank Sportolari vor den über 900 Teilnehmern des IHK-Auftakts 2020. Bei diesem Neujahrsempfang der IHK Hannover sprach der Chef von UPS Deutschland als Präsident der AmCham Germany. Das ist der weit über 2000 Mitglieder starke Zusammenschluss von Unternehmen mit Geschäft und Interessen sowohl in Deutschland und als auch in den USA. Was Sportolari deutlich machte, war dies: Präsidenten-Tweets und Schlagzeilen hin oder her – zwar sind die Eskalationsfristen kurz, aber die grundsätzliche Verbundenheit zwischen deutschen und US-amerikanischen Unternehmen ist stark.
Der US-Amerikaner mit italienischen Wurzeln, der sich als transatlantischen Redner bezeichnet, nutzte vielmehr die Chance und zählte auf, was aus Sicht der AmCham-Unternehmen in Deutschland passieren muss. In diesem Zusammenhang fiel der Hinweis auf das Funkloch Deutschlands, Sportalari nannte beispielsweise Infrastruktur und Bürokratie als weitere Baustellen – auch wenn US-Unternehmen in Deutschland „grundsätzlich glücklich“ sind.
Vor Sportolari hatten bereits die Reden von IHK-Präsident Dr. Christian Hinsch und Ministerpräsident Stephan Weil mehr als deutlich gemacht, was im gerade heraufdämmernden Jahrzehnt auf Niedersachsen und Deutschland wartet: Arbeit, Arbeit, Arbeit.
Christian Hinsch zählte in seiner letzten Neujahrsansprache als IHK-Präsident die Bereiche auf, in denen etwas passieren muss. Im Schulterschluss mit AmCham-Chef Sportolari nannte er Infrastruktur und Bürokratieabbau. Hinsch forderte aber auch eine Reform der Unternehmensbesteuerung und mehr Effizienz in der Energiepolitik. Der IHK-Präsident mahnte leistungsfähige Daten-, Verkehrs- und Energienetze als Voraussetzung einer leistungsfähigen Wirtschaft an. Und weniger Bürokratie nannte er ein teils kostenloses, schnell umsetzbares Konjunkturprogramm. Damit traf er einen Nerv seiner Zuhörer: Hinsch musste nur das Wort „Bürokratieabbau“ aussprechen, um den Applaus der Unternehmen im Saal hinter sich zu haben. Der scheidende IHK-Präsident – Anfang Februar 2020 wird sein Nachfolger gewählt – mahnte aber auch zu einem sachlichen und respektvollen Umgang mit der Wirtschaft an und ebenso den Erhalt unternehmerischer Freiheit. Und er stellte sich ausdrücklich an die Seite des Ministerpräsidenten, der bereits Anfang des Jahres eindringlich zur Verteidigung einer freien und toleranten Gesellschaft aufgerufen hatte.
Stephan Weil sieht allen Grund für ein „realistisches Selbstbewusstsein“ in Niedersachsen, wie er beim IHK-Auftakt betonte. Er wies auf die wirtschaftliche Lage mit einem vergleichsweise guten Wachstum des Landes hin. Und tatsächlich hatte am gleichen Tag die Nord/LB ihre Konjunkturprognose vorgelegt, nach der auch 2020 Niedersachsen etwas schneller wächst als Deutschland insgesamt. Der Betonung einer guten Ausgangsposition folgt aber gerne auch ein umfassendes Aufgabenpaket. Nicht anders bei Ministerpräsident Weil: In einer Zeit stürmischer Herausforderung mit nie gekanntem Veränderungstempo sprach auch er die Aufgaben in der Infrastruktur an und setzte auch die Herausforderungen auf die Tagesordnung, die sich bei der Veränderungen in der Arbeitswelt ergeben. Einen besonderen Schwerpunkt legte er jedoch auf den Kampf gegen Klimawandel und für Dekarbonisierung, also eine möglichst kohlenstoffarme Wirtschaft und Gesellschaft. Weil warf den Begriff einer ökologischen Industrie in den Raum – ein Ziel, das die Aufgaben in diesem gerade angebrochenen Jahrzehnt nicht gerade weniger anspruchsvoll macht.
Und hier weitere Impressionen vom IHK-Auftakt 2020 in Hannover:
Noch mehr Bilder der Veranstaltung auf der Website der IHK Hannover.