Wie legen wir fest, wie wir mit Algorithmen umgehen? Und das möglichst, bevor die entscheiden, wie mit uns umgegangen wird.
[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row][vc_row][vc_column][vc_column_text]Man kann zumindest die Hoffnung haben, dass sich Gesetzgebung und Ethik diesmal auf Augenhöhe mit der technischen Entwicklung befinden. Oder vielleicht sogar die Nase vorn haben. Wie auch immer die Bundeskanzlerin den Begriff „Neuland“, bezogen auf das Internet, gemeint hat: Die Technik lief eigentlich immer vorneweg und steckte des Terrain ab. Dieses immer weiter wachsende Feld galt es zu erobern – gesellschaftlich, persönlich, rechtlich, politisch. Und natürlich unternehmerisch und ökonomisch.
Noch spüren wir nicht mit aller Wucht, welche Wirkung Algorithmen – und eng verbunden damit Maschinenlernen – haben können. Es ist noch mehr eine Ahnung. Aber die rechtliche und ethische Diskussion darüber kommt auf Touren. Schon die von vielen ungeliebte DSGVO verbietet vollständig automatisierte Entscheidungen, die rechtliche Relevanz haben oder erhebliche Auswirkungen haben könnten. Die Diskussion dreht sich auch um ethische Fragen: Nach welchen Kriterien entscheiden Algorithmen zum Beispiel beim autonomen Fahren? Aber allein schon in den Griff zu kriegen, wie Algorithmen überhaupt funktionieren: Tut er eigentlich genau das, was von ihm erwartet wird? Oder glauben wir einfach nur, dass die Ergebnisse richtig sind, weil der Algorithmus diese richtigen Ergebnisse ja liefern soll? Selbst für IT-Experten scheinen Algorithmen in mancher Hinsicht noch eine Black Box zu sein. Immer wieder liest man den Vergleich mit Alchemie: Man sieht, dass etwas passiert, weiß aber gar nicht genau, warum. Und das ganze wird noch verschärft, wenn die Software regelmäßig aktualisiert wird. Oder sogar selbst lernt.
Kein Wunder, dass der TÜV in Hannover gerade deutlich die Forderung nach einem Algorithmen-TÜV augenommen hat. Das ist eine Facette der aktuellen Diskussion. Die vielleicht diesmal mit der Technik Schritt hält. Und dass es gerade die technischen Überwacher sind, die heute vor schwer zu durchschauenden Fehlfunktionen schützen wollen, hat durchaus auch eine historische Parallele: So wie man heute ratlos manchen Ergebnissen gegenübersteht, die Algorithmen liefern, war vor 150 Jahren, als in Norddeutschland die TÜV-Vorläufer gegründet wurden, oft genug völlig unklar, warum gerade wieder ein Dampfkessel explodierte. pm
Ursprünglich als Wirtschaftspolitisches Streiflicht, später in einer eigenen Rubrik „Streiflichter“: Glossen begleiten die Niedersächsische Wirtschaft von Anfang an und hatten schon in Vorgänger-Publikationen ihren Platz. An dieser Stelle finden Sie jeden Freitag eine Glosse in dieser Tradition.[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row]