Muss man noch darüber diskutieren, ob die vierte industrielle Revolution tatsächlich eine ist, wie es die erste war? Es gibt viele Parallelen. Hier vielleicht eine weitere: Beide entwickeln ihre eigene ethische Diskussion.
[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row][vc_row][vc_column][vc_column_text]Man traut sich kaum noch, es zu schreiben. Nochmal zu schreiben. Wir leben in revolutionären Zeiten. Wenn man die Idee der Industrie 4.0 für bare Münze nimmt: die vierte industrielle Revolution. Jaja, die Digitalisierung stellt alles auf den Kopf. Die Art und Weise, zu produzieren. Zu kommunizieren. Des Zusammenlebens. Des Wirtschaftens insgesamt. Unsere Vorstellung von Arbeit, von Freizeit, von Kunst, von Sport.
Aber man könnte auch auf die Idee kommen, dass es noch eine weitere Parallele zwischen der ersten und der vierten industriellen Revolution geben könnte. Den Umwälzungen, die einst durch die Erfindung der Dampfmaschine ausgelöst wurde, folgte eine umfassende sozialethische Debatte, deren Kern damals die Arbeiterfrage genannt wurde und in deren Folge nicht nur Sozialismus und Sozialgesetzgebung entstanden, sondern Arbeiternehmervertretungen, auch Unternehmensformen wie die Genossenschaft, eine im Wesentlichen akademische Bewegung wie die Katholische Soziallehre und, oft motiviert von diesen Entwicklungen, ein soziales Engagement vieler Unternehmer.
Was wir aber gerade erleben, ist eine neue Ethik-Diskussion, die längst auch in vielen Unternehmen angekommen ist. In deren Mittelpunkt steht natürlich nicht die Arbeiterfrage des 19. Jahrhunderts. Sondern: Nachhaltigkeit. Keine Debatte über unternehmerische Ethik kommt daran vorbei. Die Erklärung der 200 US-amerikanischen Top-Unternehmer im Sommer passt ebenso in das Bild wie die Forderung des Kardinals Reinhard Marx nach einem neuen Fortschrittsbegriff. Und auch das „Ok, Boomer“, mit der eine junge Generation ihre geburtenstarke Eltern- und Großelterngeneration herausfordert. Die Diskussion um die soziale Frage des 19. Jahrhunderts hat auch große Errungenschaften gebracht. Die aktuelle Diskussion hat ebenso das Zeug dazu: Es wäre eine gute Parallele. pm
Ursprünglich als Wirtschaftspolitisches Streiflicht, später in einer eigenen Rubrik „Streiflichter“: Glossen begleiten die Niedersächsische Wirtschaft von Anfang an und hatten schon in Vorgänger-Publikationen ihren Platz. An dieser Stelle finden Sie jeden Freitag eine Glosse in dieser Tradition.[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row]