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Wirtschaftsminister Peter Altmaier hat in Hannover und in der Wedemark bei Sennheiser in der Wedemark seine Mittelstandsstrategie vorgestellt. Kernpunkte: Entlastung des Mittelstands bei Steuern, Abgaben und Bürokratie sowie Hilfen gegen den Fachkräftemangel. Ebenso Unterstützung bei Innovation und Digitalisierung und auf Auslandsmärkten. Ein Ziel der Strategie: Die Bedeutung des Mittelstand bewusst machen.
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Was aus Sicht eines mittelständischen Unternehmens in einer Mittelstandsstrategie des Bundes stehen sollte, konnte sich Peter Altmaier auf der ersten Station seiner Mittelstandstour in der Wedemark ziemlich detailliert anhören. Andreas Sennheiser listete auf, was er sich als Chef eines international renommierten Familienunternehmens von der Politik wünscht. Als „fast unser größtes Anliegen an die Politik“ stellte er eine andere Innovationskultur ganz nach oben: „Wenn wir jeden Tag etwas Neues schaffen, müssen wir keine Angst haben, dass uns jemand etwas wegnimmt – denn wir sind schon einen Schritt weiter.“ Dazu sei aber wichtig, die Chancen von Innovationen stärker zu betonen und nicht insbesondere die Risiken in den Vordergrund zu stellen. Andreas Sennheiser war beim Altmaier-Besuch für den politischen Part zuständig, sein Bruder Daniel stellte dem Wirtschaftsminister samt Tross – darunter etwa 20 Wirtschaftsjournalisten bundesweit verteilter Medien – das Unternehmen vor. Bei der Innovationskultur hatten beide ihren Part: Andreas Sennheiser mahnte Unterstützung aus der Politik an, um das Klima für Entwicklung und Fortschritt zu verbessern, und bezog sich direkt auf eine Grundeinstellung, die Daniel Sennheiser erwähnt und als wesentlich für das Unternehmen herausgestellt hatte: einen Zustand „kreativer Unzufriedenheit“. Schon ihr Großvater und Sennheiser-Gründer Fritz hat das als wesentlichen Antrieb, Neues und Besseres zu entwickeln, formuliert.

Die Verbesserung des Innovationsklimas war keineswegs der einzige Punkt auf der Wunschliste Sennheisers. Zuvor hatte er bereits ausufernde Bürokratie angeprangert und Konzentration auf „sinnvolle Regulierung“ angemahnt. Im Bereich der Steuern forderte er, neben Innovationen auch Investitionen zu begünstigen, und das ohne weitere bürokratische Hürden. Netzausbau bei den Infrastrukturinvestitionen und mehr Bildung sowie ein gezielte Einwanderungspolitik, um den Fachkräftemangel zu begegnen, sieht der Unternehmenschef ebenfalls auf der Agenda. Und er hat, wie Ende August in Hannover und in der Wedemark deutlich wurde, den Bundeswirtschaftsminister im Wesentlichen auf seiner Seite.

In der von Peter Altmaier vorgestellten Mittelstandsstrategie finden sich diese Punkte neben einer Fülle weiterer. Kein Wunder also, dass es vom Familienunternehmer-Verband unmittelbar Lob für die Initiative gab: „Endlich stellt die Bundesregierung den Mittelstand wieder ins Zentrum ihrer Überlegungen“, sagte Verbandschef Reinhold von Eben-Worlée. Wenn Altmaier, der in der Wedemark selbst die mindestens zwiespältigen Reaktionen auf seine Industriestrategie ansprach, Balsam für die Ministerseele brauchte: Hier hat er sie bekommen.

Nur einige Punkte aus der Katalog der Maßnahmen: Die steuerliche Forschungsförderung kommt 2020, heißt es im Papier. Man wolle Deutschland und Europa zu führenden Standorten für die Anwendung Künstlicher Intelligenz machen und dazu die Mittelstand-4.0-Kompetenzzentren einspannen. Auf der dreitätigen Rundreise Altmaiers in Sachen Mittelstand, die durch Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen bis nach Sachsen-Anhalt führte, machte er auch in den Kompetenzzentren „It’s OWL“ in Paderborn sowie „Mit uns digital“ in Hannover Station.

Altmaier mit Daniel (l.) und Andreas Sennheiser.

Altmaiers Mittelstandsstrategie sieht unter anderem vor, das Netz der Auslandshandelskammern auszubauen, und er kündigte ein Wirtschaftsnetzwerk Afrika an. Der Minister sieht regional verwurzelte mittelständische Unternehmen als wesentliches Mittel, um gleichwertige Lebensverhältnisse in Deutschland zu erreichen. Natürlich fehlt in diesem Zusammenhang der Hinweis auf die Notwendigkeit des Ausbaus der Breitband- und Mobilfunknetze nicht. Erleichterte Zuwanderung qualifizierte Fachkräfte und Anpassungen bei der Aus- und Weiterbildung werden ebenso als Ziel genannt wie Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt. Altmaier will sich für eine Flexibilisierung bei der Arbeitszeit stark machen: Das Arbeitszeitgesetz mit seinen täglichen Höchstarbeitszeiten sei nicht mehr zeitgemäß.

Es sind aber nicht nur die konkreten Punkte der Mittelstandsstrategie mit dem plakativen Titel #Champions von hier, die Altmaier zu seiner Tour durch bewegt haben. Er sieht sich auch auf einer Bewusstmachungsmission, um die Bedeutung des Mittelstandes in Deutschland hervorzuheben. Den Bogen der Unternehmen, die dazu gehören, spannte der Wirtschaftsminister bewusst weit: Von Technologie-Weltmarktführern wie Sennheiser bis zum Blumenladen und zum Würstchenstand. Die will er in ihrer Gesamtheit in den Blick nehmen und ihre Bedeutung in die Köpfe bringen: Schließlich sind, so die Zahl des Wirtschaftsministeriums, 99 Prozent der deutschen Unternehmen mittelständisch. Sie stellen über 80 Prozent der Ausbildungs- und knapp 60 Prozent aller sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätze.

Beim Rundgang durch die Sennheiser-Produktion

Und dann zog Altmaier, um die Bedeutung des Mittelstandes hervorzuheben, noch ein bemerkenswerte Parallele. Auf dem Sennheiser-Gelände werden Besucher auch zu einem Fachwerkhaus geführt: Der Keimzelle des Unternehmen mit seinen heute weltweit 2800 Beschäftigten, davon rund 1200 in der Wedemark. Hier war Fritz Sennheisers Labor, wo die ersten Mikrofone des Unternehmens entstanden und an die sich dann eine Perlenschnur immer neuer Innovationen reihte: vom ersten offenen Kopfhörer über unter anderem, drahtlose Mikrofone bis zur heutigen 3D-Akustik. „Wie in einer Garage im Silicon Valley“, sagte Altmaier, und tatsächlich hatte Andreas Sennheiser an anderer Stelle auch vom „Garagenmythos“ gesprochen. Diese Innovationskraft des Mittelstandes will der Bundeswirtschaftsminister mit seiner Strategie für Deutschland erhalten: Die internationale Wettbewerbsfähigkeit ist zentrales Motiv auch für der jetzt vorgestellten Mittelstandsstrategie.

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Klaus Pohlmann

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