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Die letzten Wochen haben einmal mehr deutlich gemacht, wie verästelt die Verkehrswende ist und wo überall Veränderungen aufbrechen.
[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row][vc_row][vc_column][vc_column_text]Falls noch jemand glaubt, die Mobilitätswende wäre im Kern so etwas wie der Umstieg aufs Fahrrad, sollte sie oder er sich nur mal die letzten Wochen ansehen. Da demonstrieren bundesweit die Taxifahrer mit Existenzsorgen auf dem Beifahrersitz und dem Argument, dass die digital getriebene Konkurrenz nur unter gleichen Bedingungen fahren dürfe. Einer dieser neuen Dienste darf laut Gerichtsentscheid in Hamburg nur weniger als die Hälfte der eigentlich geplanten Fahrzeuge an den Start bringen: Die Kleinbusse, die computergestützt auf flexiblen Routen Passagiere einsammeln, sind irgendwo zwischen Taxi und Bus oder Bahn angesiedelt. Angesiedelt irgendwo zwischen Zu-Fuß-gehen und Fahrrad sind die aus dem Boden schießenden E-Scooter und andere rollerähnliche Gefährte; die haben nicht nur gerade ein rechtliche Grundlage gekriegt, sondern auch eine eigene Messe, die in wenigen Tagen in Hannover startet. Die Stiftung Warentest hielt es für an der Zeit, die Leihfahrradservices unter die Lupe zu nehmen. In Niedersachsen wurde kurz vor Ostern eine neue App vorgestellt, mit der man die Nahverkehrsnutzung besser planen können soll. Und damit haben wir die Automobilbranche bislang nur gestreift. Die kommt jetzt. Gerade erst hat Continental-Chef Elmar Degenhart nochmals betont, dass die Autoindustrie den grundlegendsten Wandel ihrer Geschichte durchläuft. Er sagte das genau zu dem Zeitpunkt, an dem die Diskussion um die Umweltvorteile des Elektroantriebs einen vorläufigen Höhepunkt erreichte – mit der vor kurzem noch kaum vorstellbaren Wendung, dass der weltgrößte Autobauer den E-Motor verteidigte. Continental äußerte sich ziel- und kompromissorientiert mit einem Fahrplan, der saubere Verbrenner und andere Antriebe kombiniert. Tags zuvor hatte sich die Nummer drei unter den weltweit größten Zulieferern, ZF Friedrichhafen, am Entwicklungsstandort am Dümmer zu Wort gemeldet: Das automatisierte Fahren werde höhere Anforderungen an das Fahrgestell, an Laufruhe und Stabilität stellen, ebenso wie durch Batteriezuladung längere Fahrzeuge mehr Lenkunterstützung brauchen. Schon diese nur beispielhaften Details zeigen, wie verästelt die Mobilitätswende sich gerade entwickelt. Und dabei ist noch nicht einmal klar, ob das batteriegetriebene Elektroauto überhaupt die eine Zukunftslösung ist. Oder das eigene Auto: Unser Produkt sind nicht Stühle, sondern es ist das Sitzen – hieß es schon vor Jahren bei einem bedeutenden niedersächsischen Büromöbelhersteller. Das hört man heute ähnlich von den Fahrzeugherstellen: Sie wollen mehr und mehr Mobilität anbieten, nicht bloß Autos verkaufen. Über allem, egal ob app-gestütztes Teilen von Fahrrädern oder Autos oder autonomes Fahren mit möglichst geringer Umweltwirkung, hängt, natürlich, die Wolke der Digitalisierung. Die Verkehrswende entpuppt sich gerade als Gleichung mit sehr, sehr vielen Unbekannten – soziale, technische und ökologische. Die hängen auch noch voneinander ab, das ganze Gebilde ist in ständiger Bewegung. Es ist eine Umwälzung auf breiter Ebene. Was tun? In der Ruhe liegt die Kraft, und im nüchtern Blick. Und damit lassen wir dem Continental-Chef den Schluss, der bezogen auf die Verkehrswende einen Satz sagte, den man sich grundsätzlich hinter die Ohren schreiben kann: „Populismus vermehrt nur die Emotionen. Er verringert nicht die Emissionen.“ pmUrsprünglich als Wirtschaftspolitisches Streiflicht, später in einer eigenen Rubrik „Streiflichter“: Glossen begleiten die Niedersächsische Wirtschaft von Anfang an und hatten schon in Vorgänger-Publikationen ihren Platz. An dieser Stelle finden Sie jeden Freitag eine Glosse in dieser Tradition.[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row]