Keimzelle der Naturkost Elkershausen GmbH war eine Wohngemeinschaft, die Anfang der 70er Jahre von Göttingen aufs Land nach Elkershausen zog. Heute beliefert der Bio-Großhändler 400 Bio-Läden in Norddeutschland.
[/vc_column_text][vc_column_text]Ende der 68er, Anfang der 70er Jahre, also Ende der politischen Revolution, gab es den Trend aufs Land. Da haben sich viele WGs gegründet. Die Themen ökologischer und biologischer Landbau zogen in die Universitäten ein. Auch in Witzenhausen, wo die Universität Kassel eine Zweigstelle für Agrarwissenschaften hat. Dadurch sind Mitte der 70er Jahre die ersten Versuchsbetriebe für ökologischen Landbau entstanden“, erzählt Hermann Heldberg, Gründer und Geschäftsführer des Göttinger Bio-Großhandelsunternehmens Naturkost Elkershausen. Der heute 67-jährige Unternehmer hat die Entstehung der Biobranche in Deutschland hautnah miterlebt und ist selbst ein Teil davon.Zusammen mit seiner Freundin und zwei anderen Paaren zog Heldberg Mitte der 70er Jahre in ein Fachwerkhaus nach Elkershausen in der Nähe von Friedland. Das Ziel der alternativen Wohngemeinschaft: Eigenversorgung. „Wir hatten Schafe und Hühner, haben selbst Brot gebacken und organischen Biolandbau betrieben“, blickt Heldberg zurück. „Dann haben wir geschaut, wo bekommen wir beispielsweise Flocken her? Wir sind dann mit dem R4 nach Kimratshofen gefahren, um bei Rapunzel Mandelmus zu kaufen und auf dem Rückweg haben wir Flocken bei der Mühle Gehrsitz in Würzburg gekauft. Da wir in der Göttinger Gegend sehr viele Land-WGs hatten, hat sich das herumgesprochen.“[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row][vc_row][vc_column width=“1/2″][vc_single_image image=“6804″ img_size=“large“ add_caption=“yes“ onclick=“img_link_large“ img_link_target=“_blank“][/vc_column][vc_column width=“1/2″][vc_single_image image=“6747″ img_size=“large“ add_caption=“yes“ onclick=“img_link_large“ img_link_target=“_blank“][/vc_column][/vc_row][vc_row][vc_column][vc_column_text]1978 gründete Heldberg die Naturkost Elkershausen GmbH. Seit 2011 ist Thomas Hölscher neben ihm Geschäftsführer; der 48-Jährige verantwortet den Wareneinkauf und leitet das Schwesterunternehmen in Erfurt. Der Bio-Großhändler beschäftigt heute 140 Mitarbeiter und hat im vergangenen Jahr einen Jahresumsatz von 44 Mio. Euro erwirtschaftet. Das Sortiment umfasst rund 9000 Produkte wie Getreide, Flocken, Hülsenfrüchte, Brotaufstriche, Pasta, Tofu, Eier, Molkereiprodukte, Fisch, Wurst, Fleisch, Tiefkühlprodukte, Obst, Gemüse, Naturkosmetika oder Blumen. Kunden sind rund 400 inhabergeführte Bioeinzelhändler, Hofläden und Marktstände zwischen Fulda und den nordfriesischen Inseln, die mindestens drei Mal pro Woche beliefert werden. Auch immer mehr Kindergärten, Schulen und die Gastronomie beziehen Lebensmittel von Naturkost Elkershausen.
Obst und Gemüse bezieht das Unternehmen vorwiegend bei Erzeugern aus dem Liefergebiet. Den Großhändler und seine Lieferanten verbinden häufig langjährige Partnerschaften und Anbauverträge. Naturkost Schramm und Bio Tropic liefern ganzjährig frische Ware aus Europa und der ganzen Welt. „Selbst bei Tomaten aus Spanien kennen wir die Betriebe. Einige sind auch sozial zertifiziert in puncto Löhne und Unterbringung“, so Heldberg.
Seit 1988 hat Naturkost Elkershausen seinen Firmensitz auf dem ehemaligen Gelände einer Tuchweberei. Dort betreibt das Unternehmen auch eine öffentliche Kantine, regelmäßig essen rund 60 Gäste zu Mittag. „Nur donnerstags sind es 200 – da ist Fischtag“, schmunzelt Heldberg.[/vc_column_text][vc_single_image image=“6746″ img_size=“medium“ add_caption=“yes“ alignment=“center“ onclick=“img_link_large“][vc_column_text]Zwei Drittel des Umsatzes erzielt Elkershausen mit Kühlwaren. Den Strom für das 3000 Quadratmeter große Kühllager erzeugen Solarzellen auf dem Dach des Firmengebäudes. Ökologisch unterwegs ist auch der Fuhrpark: Ab Mai werden die ersten LKW mit Gasantrieb unterwegs sein. „Wir liefern hauptsächlich nachts aus. Neben der CO2-Reduzierung sind die neuen LKWs auch deutlich leiser“, sagt Heldberg. Ein weiteres, großes Thema für den Großhändler ist die Verpackung. „Wir verkaufen 80 Prozent unserer Milch in der Flasche, 90 Prozent unseres Joghurts im Mehrwegglas. Und wir sind die ersten, die Feinkostsalate und Suppen in Mehrweg-Pfandgläsern anbieten. Auch an der Frische-Theke bieten wir unseren Kunden statt Plastikverpackungen kleine Mehrweggläser an.“
Vor drei Jahren hat Naturkost Elkershausen die Eigenmarke „VON“ entwickelt. Die Range der Marke mit den drei anthroposophisch anmutenden Buchstaben umfasst aktuell 30 bis 40 Produkte. Das Besondere ist, dass auf jedem Produkt prominent der Hof genannt wird, auf dem das Produkt erzeugt wurde.
Zusammen mit Carsten Bauck vom Bauckhof nahe Uelzen hat Hermann Heldberg 2012 die Bruderhahn-Initiative gegründet. Die Initiative will dem Töten von jährlich 40 Millionen männlichen Eintagsküken etwas entgegensetzen. „Wir verkaufen über eine Million Eier jährlich. Eine Henne legt rund 250 Eier in ihrer Legeperiode. Das bedeutet, dass 4000 männliche Küken mit aufgezogen werden müssen. Wegen der langen Mastzeit ist das Fleisch teurer und schwieriger zu verkaufen. Daher subventionieren wir das“, so der Firmenchef.
„Es gibt durchaus die Meinung, dass inhabergeführte Naturkostläden nur noch wenige Jahre am Leben sein werden. Das ist aber unsere Existenz. Daher versuchen wir, die Läden auf verschiedenen Ebenen zu unterstützen. Viele Bioladengründer sind Quereinsteiger. Deswegen bieten wir auch Standortanalysen und Beratung bei der Erstellung eines Business-Plans an“, berichtet Heldberg. In eine ähnliche Richtung geht ein weiteres Projekt, das in den Startlöchern steckt: Zusammen mit den Biounternehmen Voelkel, Bauck, Bohlsener Mühle und Ökoland will Naturkost Elkershausen noch in diesem Jahr eine Genossenschaft gründen, die kleine Betriebe erhalten und unterstützen soll. Der Name „Fairbio“ steht schon fest. Zielgruppe sind die Endverbraucher. „Viele landwirtschaftliche Betriebe sind zu klein, um Aldi oder Lidl zu bedienen. Die Aufgabe der Genossenschaft ist die Erhaltung regionaler Strukturen. Denn viele, die im ökologischen Landbau tätig sind, gehen jetzt in Rente. Den Nachfolgern fehlt aber das Geld. Das gleiche gilt für kleine handwerkliche Betriebe wie Bäcker oder Tischler“, erklärt Heldberg.[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row]