Wenn Unternehmen im Ausland Geschäfte machen, kann das risikoreich sein. Absichern kann man sich über Hermesdeckungen, Investitionsgarantien und Finanzierungshilfen. Ein Überblick.
[/vc_column_text][vc_column_text]Je stärker das Wachstum, desto größer die Risiken. Eine Behauptung, in der aber viel Wahrheit steckt: Geschäfte in Wachstumsmärkten sind oft risikoreicher. Und damit auch schwieriger zu finanzieren und abzusichern. Doch es gibt Schützenhilfe. Von ganz oben: Mit Exportkreditgarantien und Investitionsgarantien hat der Bund Instrumente, die insbesondere kleine und mittlere Firmen bei Auslandsengagements unterstützen sollen. Unternehmen wie die Hänsel Processing GmbH aus Hannover: Der Mittelständler hat eine Exportquote von 95 Prozent; Kunden nahezu überall auf der Welt. Hänsel liefert Maschinen für die Süßwarenindustrie. „An afrikanische Bonbon-Hersteller, zum Beispiel“, erzählt uns Geschäftsführer Frank Temme. Für sie ist eine Finanzierung vor Ort oft nicht möglich. Entweder gibt es gar kein Geld oder die Kreditzinsen sind viel zu hoch. Deutschen Banken ist die Sache vielleicht zu heiß, das Risiko zu groß. „Über die Hermesdeckungen können wir aber eine Finanzierung darstellen. Sicherlich belasten die langen Laufzeiten unsere Liquidität. Aber unterm Strich bleibt Wachstum in einem aussichtsreichen Markt. Das zählt.“Oliver Tatic von der Saaten Union GmbH aus Isernhagen ergänzt: „Mit Hermesdeckungen und der Ausfuhr-Pauschal-Gewährleistung, kurz APG, können wir unsere Verkäufe nicht nur absichern, wenn private Kreditversicherer aussteigen, sondern uns zusätzlich gegen politische Risiken schützen.“ Wir wollen es konkret wissen und fragen nach: „Unser Verbund ist in Ost-Europa, insbesondere den GUS-Staaten sehr geschäftig. Die Märkte sind wichtig – für die Weiterentwicklung unseres Saatgutes, aber auch für die Zukunft unserer deutschen Standorte. Dennoch haben wir es hier auch immer mit Unwägbarkeiten zu tun. Das haben uns die Entwicklungen in der Ukraine gezeigt. Der starke Kursverlust des Griwna 2014 und 2015 hat unsere Geschäfte sehr stark belastet. Mit den Hermesdeckungen konnten wir die Auswirkungen dieser Risiken eingrenzen.“
Unwägbarkeiten handhabbar machen: Herwig Maaßen von der Pricewaterhouse-Coopers GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft hat damit zu tun, wenn es um Geschäfte in Entwicklungs- und Schwellenländern geht. „Investitionen in Ländern mit unsicheren rechtlichen Rahmenbedingungen haben ein erhöhtes Risiko. Aber sie sind beherrschbar. Die Investitionsgarantien des Bundes bieten hier einen effektiven Schutz gegen politische Risiken – initiieren sogar oft erst eine Investition und tragen wesentlich dazu bei, sie in Krisenzeiten wirksam zu schützen. China, Russland, Indien, die Türkei und die Ukraine werden seit Jahren stark nachgefragt. Aktuell werden viele Anträge für den Iran, Belarus oder Mexiko gestellt.“
Garantiefähig sind alle Formen einer Direktinvestition: VW etwa hat so seine Investitionen für das russische Werk in Kaluga abgesichert. Also doch eher ein Instrument für die Großen? „Nein. Auch eine Investition von 2500 Euro ist okay – sofern das Projekt förderungswürdig ist und ausreichender Rechtsschutz gegeben ist.“ Wer denn da so anfragt, wollen wir wissen. „Betriebe aus der chemischen und pharmazeutischen Industrie, der Kraftfahrzeugindustrie sowie dem Baugewerbe vor allem. Zukünftig erwarten wir mehr Erneuerbare-Energien-Projekte.“ Beispiele aus Niedersachsen? „Die Fruit Processing Partners GmbH aus Buxtehude. Das Unternehmen hat in den letzten Jahren eigene Produktionslinien für die Verarbeitung von tropischen Früchten in Guatemala und Südafrika aufgebaut. Eine nachhaltige Investition, die nicht nur lokale Arbeitsplätze schafft, sondern auch die Beschäftigung in Deutschland sichert.“
Darlehen, Garantien und Beteiligungen für Investitionen in Entwicklungs- und Schwellenländern bekommen deutsche Unternehmen auch bei der DEG – Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft mbH. Unter einer Voraussetzung: Die Projekte müssen entwicklungswirksam, rentabel, sozial- und umweltverträglich sein, denn die DEG ist ein Entwicklungsfinanzierer. Und bietet in Ergänzung zu Finanzierungen aus eigenen Mitteln auch Fördermittel. Für Machbarkeitsstudien, die Qualifizierung von Mitarbeitern oder innovative Geschäftsmodelle. Und eine Beratung im Markt selbst, vor Ort – in Zusammenarbeit mit den Auslandshandelskammern und lokalen Banken. Über die German Desks zum Beispiel.
Erfolgsgeschichten gibt es viele. Vom Start-Up Mobisol, das durch eine Kofinanzierung der DEG aus develoPPP. de-Mitteln 2000 Solar-Home-Systeme für Ostafrika vorfinanzieren konnte. Oder vom Hamburger Unternehmen Bio-Lutions, die im Rahmen des Up-Scaling-Programms 500 000 Euro für den Aufbau eines Werkes in Indien, in dem biologisch abbaubare Verpackungen aus Pflanzenresten, Ananas oder Tomaten produziert werden, einsammeln konnte. Oder vom Baustoffproduzenten Knauf, bei dem die DEG als Gesellschafterin mit 10 Mio. Euro in die Finanzierung eines neuen Werks auf den Philippinen einstieg. Oder, oder, oder.
Je stärker das Wachstum, desto größer die Risiken. Vielleicht ist das so. Dennoch lassen sich viele Risiken kontrollieren. Und ist es nicht das größte Risiko, gar keine Risiken einzugehen?[/vc_column_text][vc_separator][vc_column_text]Veranstaltungshinweis
Einzelberatung zu Hermesdeckungen (INT035 ) und zu den Investitionsgarantien des Bundes (INT036 ) am 30. Oktober in Hannover.
Kontakt: IHK, International, Pia Homann, Tel. 0511/3107-289, homann@hannover.ihk.de[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row]