Unternehmensnachfolge – ein Beziehungsthema? Auf jeden Fall. Mit ziemlich überraschenden Facetten. Welche das sein können, wurde auf der Bühne des beim Göttinger IHK-Jahresempfangs deutlich.
Eliza Beitzen-Heineke führt in zweiter Generation die Biocare Gesellschaft für biologische Schutzmittel GmbH im Dasseler Ortsteil Markoldendorf. Und zwar gemeinsam mit ihrem jüngeren Bruder. Beide waren, bevor sie das väterliche Unternehmen gemeinsam übernahmen, drei Wochen in Mexiko unterwegs: „Ein Test, ob wir zusammenarbeiten können“, so Beitzen-Heineke. Jedenfalls aus Sicht ihres Bruders – sie habe das erst im Nachhinein erfahren. Und ein Test mit positivem Ergebnis offenbar.
Bei Biocare funktionierte die Nachfolge in der Familie. Völlig von außen übernahm Romina Wolff die Haberland Möbelspedition GmbH in Göttingen. Eigentlich beriet sie das Transportunternehmen als Medienberaterin – die Idee entstand aus einer Laune heraus. Inzwischen führt sie das Unternehmen mit ihrem Ehemann: Erst Mitgeschäftsführer, dann die Hochzeit – „in dieser Reihenfolge“, wie Wolff betont. Und tatsächlich habe man als Ehepaar daran arbeiten müssen, die geschäftlichen von den privaten Themen zu trennen.
Eine Küche hält in Deutschland im Durchschnitt 17 Jahre: Stefan Henkel muss es wissen als Geschäftsführer der Küchen am Harz GmbH inm Hattorf. Eine Ehe dagegen 15, ergänzte er augenzwinkernd. Beides also wichtige Entscheidungen, und als Unternehmer will er mit seinem Team dafür sorgen, dass auch eine neue Küche zum nachhaltigen Erlebnis wird.
Henkel hat das Unternehmen als Mitarbeiter übernommen, steht damit für eine dritte Form der Unternehmensnachfolge. Was aus seiner Sicht dabei wichtig ist? Klarheit, Offenheit und Akzeptanz: Wissen, was man will. Offen sein für Veränderungen. Und akzeptieren, dass man im Fall der Fälle auch Hilfe annehmen muss.
Eliza Beitzen-Heineke betonte, wie wichtig Kommunikation bei einer Unternehmensweitergabe ist. Und was vielleicht insbesondere für eine Familiennachfolge gilt: Man müsse sich von vornherein darüber im Klaren sein, dass es auch Konfliktthemen geben werde.
Romina Wolff schließlich zählte die vielen formalen und bürokratischen Hürden bei einer Übernahme auf. Ihr Wunsch: Eine digitale Plattform, um diese Hürden leichter überwinden zu können. Und ein Art Handbuch mit Hinweisen, auf die man bei einer Unternehmensnachfolge zurückgreifen kann.