Die vom Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) in der Region Hannover angestoßene Diskussion zu Übernachtungszahlen und Tourismusförderung geht in eine neue Runde. Vertreter der Hotellerie hatten auf gestützt auf Zahlen verwiesen, die eine vergleichsweise geringe Zimmerauslastung in Hannover belegen und mehr Förderung für den Tourismus angemahnt. Von Seiten der hannoverschen Tourismusgesellschaft HMTG wird dagegen auf durch steigende Übenachtungszahlen, aber noch stärker wachsende Hotelkapazitäten hingewiesen.

Nach Daten des Informationsanbieters CoStar, die auf Anfgaben zur Hotellerie in 18 bundesdeutschen Destinationen im ersten Halbjahr 2024, beruhen, kommt die Region Hannover auf eine Zimmerauslastung von 55 Prozent und belegt damit den letzten Platz. Spitzenreiter Hamburg bringt es auf knapp 74 Prozent. Gegenüber dem Vorjahr ist die Belegung in Hannover laut CoStar noch gesunken. Unter den in der Erhebung berücksichtigten Reisezielen weist außer Hannover sonst nur noch Rostock ein Minus aus.

Die Hannover Marketing & Tourismus GmbH (HMTG) hatte darauf verwiesen, dass die reinen Übernachtungszahlen in der Landeshauptstadt Hannover zuletzt höher waren als im Jahr 2019, also vor Corona. „Das ist aber nur die halbe Wahrheit“, sagt Cord Kelle, Direktor des Hotels am Stadtpark und Vorsitzender der Fachgruppe Hotellerie beim Dehoga Region Hannover. Zum einen richtet er den Blick auf den Bundesvergleich von CoStar. Zum anderen beträfen die Zuwächse nur die Landeshauptstadt, nicht aber das Umland. „Die Gesamtregion steht im nationalen Bereich sogar deutlich schlechter da“, erklärt Kelle. Die HMTG sei aber auftragsgemäß nur für die Stadt Hannover zuständig, betont HMTG-Chef Hans Nolte.

Er weist zum einen darauf hin, dass die Daten der offiziellen Statistik noch fehlen. Zum anderen sieht er einen deutlichen Zuwachse bei den Hotelkapazitäten in der Stadt. Die Übernachtungszahlen würden weiter steigen, allerdings sei die Zahl der Hotelbetten in Hannover nach Corona um rund 20 Prozent gestiegen. Aus seiner Sicht ein Beleg für die Attraktivität Hannovers für Hotelinvestitionen, allerdings ebenso Ausdruck eines Verdrängungswettbewerbs.

Mehr tun für mehr Gäste

Der Dehoga über auch Kritik an der Tourismusförderung seitens der Verwaltung von Stadt und Hannover sowie der beauftragten HMTG: „Dort ist jeweils nichts passiert. Andere sind schneller und besser.“ Dabei stünden finanzielle Mittel durchaus zur Verfügung. Die HMTG erhält laut Ratsbeschluss für das laufende Jahr 1,5 Mio. Euro und für das kommende 2 Mio. Euro aus der Beherbergungssteuer, die die Stadt Hannover zu Jahresbeginn eingeführt hat. Außerdem hat die Stadt ein sogenanntes Akquise-Budget in Höhe von 1,25 Mio. Euro zur gezielten Einwerbung von Messen, Kongressen und Veranstaltungen aufgelegt.

Tourismuschef Nolte weist im Gegenzug darauf hin, dass die aus der Beherbergungssteuer stammenden Mittel von der Verwaltung bereits zur Aufrechterhaltung bestehender Angebote verplant seien.

Nach Dehoga-Angaben sind ausweislich einer Informationsvorlage für den Rat bisher lediglich etwas mehr als 85.000 Euro von einem verwaltungsinternen Gremium bewilligt worden – für eine Surfveranstaltung auf der Leinewelle am Rand der Altstadt und für eine Radlogistik-Konferenz auf dem Messegelände im Rahmen einer Großmesse. Beide Veranstaltungen sind unter dem Aspekt zusätzlicher Wertschöpfung aus Dehoga-Sicht nicht relevant.

Werbung auf Grundlage einer Strategie

Der Dehoga fordert schon seit langem eine Destinationsstrategie für Hannover unter Beteiligung der Tourismuswirtschaft. „Es muss endlich eine handlungs- und umsetzungsorientierte Tourismusstrategie geben. Kurzfristige Kampagnen oder isolierte Aktionen verpuffen, wie die schlechten Ergebnisse der letzten Jahrzehnte schonungslos offenlegen“, sagt Hotelier Alexander Rüter. Andere Städte und Regionen mit klarer Tourismus-Vision machten es Hannover vor, erklärte Rüter.

Der Dehoga vertritt in Stadt und Region Hannover rund 500 Mitgliedsbetriebe mit etwa 30.000 Beschäftigten.

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