Die Frankfurter Allgemeine Zeitung, kurz FAZ, erschien heute vor 75 Jahren zum ersten Mal: Herzlichen Glückwunsch. Und es ist sicher kein Zufall, dass im heutigen Leitartikel der Zeitung – der wie seinerzeit noch immer an gleicher Stelle auf der Titelseite steht – die Soziale Marktwirtschaft auftaucht. Verbunden mit Hinweisen auf die liberale Ordnungspolitik, der sich die FAZ verpflichtet fühlt, und die schöpferische Zerstörung: Ein Grundgedanke des großen Ökonomen Joseph Schumpeter, der auf den ständigen Wandel der Wirtschaft zielt.
Der Begriff der Sozialen Marktwirtschaft ist nur wenig älter als die „Zeitung für Deutschland“, wie es nach wie vor unter der Titelzeile steht. Und das Frankfurter Blatt hat ohne Zweifel Ordnungspolitik, aber auch Soziale Marktwirtschaft in den Genen. Eben deshalb dürfte es kein Zufall sein, dass beide Begriffe im Geburtstags-Leitartikel ihren Platz haben.
1947 trug Alfred Müller-Armack den von ihm geprägten Begriff in die Öffentlichkeit. Im gleichen Jahr wurde die Wirtschaftspolitische Gesellschaft gegründet, eine treibende Kraft bei der Entstehung der FAZ zwei Jahre später. Einer der Wipog-Gründer: Ludwig Erhard. Für die Jüngeren: Der Wirtschaftsminister, der die Soziale Marktwirtschaft umsetzte.
Die Freiheit des Marktes, aber auch der eigenen Initiative zu verbinden mit sozialem Ausgleich und der Teilhabe am gesellschaftlichen Wohlstand zu verbinden: Das ist die Grundidee. Dafür lief in den 50er Jahren Kino-Werbung, zu sehen gerade in der IHK in einer Ausstellung zur Sozialen Marktwirtschaft. Einer der Filme stammt von Loriot. (Für die Jüngeren: Einer der großen Humoristen und Satiriker schon zu einer Zeit, als der Begriff Comedian in Deutschland noch unbekannt war.) Niemand bringt es so auf den Punkt wie er.
Und heute? In einer Zeit, in der – grob gesagt – bei Umfragen zwei Drittel der Antwortenden weder etwas mit der Sozialen Marktwirtschaft anfangen können noch an deren Zukunftsfähigkeit glauben, wäre wohl genauso eine Kampagne wieder angesagt.
Auf die kritische Begleitung der FAZ können wir uns dabei verlassen. Aber wieder in der Breite für die Soziale Marktwirtschaft zu werben: Das wäre mal ein Plan angesichts der Herausforderungen, die sich gerade abzeichnen. (pm)
Ursprünglich als Wirtschaftspolitisches Streiflicht, später in einer eigenen Rubrik „Streiflichter“: Glossen begleiten die Niedersächsische Wirtschaft von Anfang an und hatten schon in Vorgänger-Publikationen ihren Platz. An dieser Stelle finden Sie jeden Freitag eine Glosse in dieser Tradition.