Die leichte Aufwärtsbewegung der vergangenen Monate ist vorerst gestoppt. Niedersachsens Wirtschaft kommt nicht voran. Das geht aus den jetzt vorgestellten Ergebnissen der IHK-Konjunkturumfrage hervor. Allerdings: Richtig und schnell umgesetzt, könnte die Wachstumsinitiative der Bundesregierung etwas bringen.

 

Der IHK-Konjunkturklimaindikator für Niedersachsen verharrt im zweiten Quartal bei 84 Punkten: Keine Verbesserung also: „Die erhoffte Veränderung ist ausgeblieben“, erklärte Maike Bielfeldt, Hauptgeschäftsführerin der IHK Niedersachsen in Hannover.

Gesetzt hatten die IHK-Konjunkturfachleute dabei insbesondere auf den Konsum, angetrieben vielleicht durch die Fußball-Europameisterschaft. Rückläufige Inflation und steigende Einkommen hätten eine Grundlage geboten.

Konsum schwächelt weiter

Der Schub allerdings kam dann nicht, im Gegenteil: Die Konsumneigung in Niedersachsen ist im zweiten Quartal sogar noch abgeflaut. Ausnahme ist nur die IHK-Region Hannover, möglicherweise durch das Gewicht der Landeshauptstadt. Insgesamt legten im aktuellen Umfeld nur die Ausgaben für Reisen und Lebensmittel zu.

 Viele Ergebnisse weisen eher nach unten

Für die kommenden Monate geben weitere Ergebnisse der IHKN-Umfrage Anlass zur Sorge, soforn es nicht doch zu einer Entlastung der Unternehmen kommt. Angesichts der hohen Energiepreise hatten die Industrie- und Handelskammern immer wieder auf die schwierige Situation der energieintensiven Industriezweige hingewiesen. Hier hat sich angesichts einer stabilen Energieversorgung die Situation in den vergangenen Monaten etwas entspannt, allerdings auf sehr niedrigem Niveau. Gleichzeitig verschlechterte sich aber die Geschäftslage bei wichtigen Branchen wie dem Automobilbau, dem Maschinenbau und der Elektrotechnik.

Auch die leichte Verbesserung bei den Auftragseingängen der Industrie hat sich zuletzt nicht weiter fortgesetzt. Das passt auch zu den Zahlen, die zuletzt vom Statistischen Bundesamt veröffentlicht wurden. Insofern ist es kaum überraschend, dass laut IHKN-Umfrage bei den Investitionsplänen der Unternehmen der minimale Aufwärtstrend vom Jahresbeginn ebenfalls zunächst gestoppt ist.

Top-Risiken für die Konjunktur

Schließlich zeichnet sich auch bei den Risiken, die Unternehmen in Niedersachsen für die konjunkturelle Entwicklung sehen, eine weitere Zuspitzung ab. Fehlende Inlandsnachfrage wird von 60 Prozent der Unternehmen als mögliches Problem gesehen. Das liegt noch leicht über den Umfrageergebnissen vor Jahresfrist und passt sowohl zur schwächelnden Konsumneigung und als auch zu den stagnierenden Investitionsplänen.

Ganz oben bei den Risiken stehen aber die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen: Die Zahl der Unternehmen, die hier Probleme sehen, lag schon im Frühjahr auf Rekordniveau und wurde jetzt mit einem Anteil von 69 Prozent noch einmal übertroffen. IHKN-Hauptgeschäftsführerin Maike Bielfeldt sieht dafür zwei Ursachen. Zum einen die Bürokratie: Der Aufwand bei der Erfassung von Lieferketten und künftig auch bei der Nachhaltigkeitsberichterstattung sind wesentliche Beispiele für enorme Belastungen der Unternehmen. Bielfeldt wies aber auch auf den Vertrauensverlust der Unternehmen in die Wirtschaftspolitik hin.

Wachstumsinitiative könnte entlasten

Allerdings wurden die Unternehmen befragt, bevor die Wachstumsinitiative der Bundesregierung auf dem Tisch lag. Die geht aus Sicht von Maike Bielfeldt in die richtige Richtung. IHK-Konjunkturexperte Dr. Mirko Hoppe formulierte es so: Was in der Initiative steht, „liest sich teils sehr gut.“ Allerdings müsse es auch umgesetzt werden. Und hier schlägt wieder das mittlerweile fehlende Vertrauen der Unternehmen  in das Handeln  der Regierung durch.

Entscheidend ist auf jeden Fall, was bei den Unternehmen tatsächlich ankommt, betonte Maike Bielfeldt: „Alles, was gute Stimmung und Vertrauen erzeugt, ist gut für den Standort.“ Wesentliche Aufgaben sieht sie bei Steuererleichterungen für Unternehmen und bei der Anreizen, um Innovationen und Investitionen zu ermöglichen. Dabei geht es zum Beispiel um Forschungsförderung oder Abschreibungsmöglichkeiten für Investitionen.

Beim Thema Bürokratie sieht Bielfeldt neben der EU und dem Bund auch das Land in der Pflicht: „Verwaltungsvereinfachung geht auch in Niedersachsen“, sagte sie und wies darauf hin, dass zum Beispiel bei der Fachkräfteeinwanderung schlankere Abläufe möglich sind. Denn auch die Sorge um Fachkräfte belastet Unternehmen weiterhin in hohem Maße. Entsprechend erneuerte Bielfeldt die IHK-Forderung, auch für Ausbildende ein Deutschland-Ticket einzuführen, wie es für Studierende gerade beschlossen wurde. Die Ausbildung sei ein wesentliches Instrument, um den Fachkräftenachwuchs zu sichern. Entsprechend müsse man die Wertschätzung für diese Form des Berufseinstiegs in jeder Hinsicht deutlich machen.

Hier weitere Informationen zur IHKN-Konjunkturumfrage.

 

 

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