Die wirtschaftliche und politische Lage drückt auf das Konsumklima. Das spürt die Langenhagener Expert-Gruppe. Sie schätzt die eigene Entwicklung aber besser als die ihres Marktumfeldes. Unter dem Strich bedeutet das: Solide entwickelt, Position gestärkt. Insbesondere in einem Bereich will Expert aber jetzt Kosten senken.

 

Seitwärtsbewegung: Der Innenumsatz der Expert-Gruppe, zu dem ganz wesentlich das Geschäft mit den 186 Gesellschaftern zählt, lag im Geschäftsjahr 2023/24 mit 2,23 Mrd. Euro leicht um 0,3 Prozent unter dem Vorjahr. Gerade die beiden letzten, wegen des Weihnachtsgeschäfts aber wichtigen Quartale – das Expert-Geschäftsjahr endet am 31. März – verliefen „nicht wie gewünscht“, so Dr. Stephan Müller, Vorstandschef der expert SE.

Maßstab für die Ertragsstärke ist bei Expert als Handelsverbund die Bonusausschüttung an die Gesellschafter: Sie erreichte im vergangenen Geschäftsjahr 229 Mio. Euro und lag damit unter dem Wert des Vorjahres mit 237 Mio. Euro.

Gegenüber dem Markt die Nase vorn

Während der Innenumsatz mit Industrieabgabepreisen ohne Mehrwertsteuer erfasst wird, vergleicht sich Expert beim Außenumsatz mit den anderen Handelsunternehmen oder Verbundgruppen im Markt. Und schneidet nach eigenen Angaben in einem insgesamt rückläufigen Markt besser ab. Während der Expert-Außenumsatz insgesamt um 2,7 Prozent zurückging, verloren der Markt vier Prozent und die vergleichbaren Handelsgruppen gut 5 Prozent. Entsprechend habe man die starke Position weiter ausbauen können, heißt es bei Expert.

Expert ist bundesweit an 385 Standorten mit Geschäften unterschiedlicher Größe und 140 Service-Werkstätten, mit einer Verkaufsfläche von rund 455.000 Quadratmetern. Bei den Fachmärkten über 800 Quadratmeter liefert sich die Gruppe ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit MediaMarkt. Expert ist gegen Jahresende 2023 mit 287 auf Rang zwei gerutscht und liegt damit zwischen MediaMarkt (290) und Saturn (108), die aber beide zum  Ceconomy-Konzern gehören und auch enger zusammenarbeiten wollen.

Nur in einem Bereich hat der Außenumsatz der Expert-Gruppe im vergangenen Geschäftsjahr zugelegt: Family Entertainment umfasst unter anderem Computerspiele oder auch E-Roller und wuchs um gut 30 Prozent. IT und Computer sowie Unterhaltungselektronik, also unter anderem Fernseher, verloren jeweils im einstelligen Prozentbereich.

EM bringt Schung in den TV-Absatz

Obwohl im Sog der Fußball-EM in den ersten beiden Monaten des laufenden Geschäftsjahres die TV-Geräte den Umsatz in der Unterhaltungselektronik nach oben trieben, und auch in den meisten anderen Bereichen leichte Zuwächse verzeichnet wurden, erwartet der Expert-Chef zunächst keine grundlegende Wende beim Konsum. Die Stimmung angesichts weltweiter Krisen und Preissteigerungen Krisen bleibt gedrückt. Jetzt angeschaffte Fernseher ordnet Müller als vorgezogene Käufe ein und sieht vor allem Gastronomie und Reisen nach Corona vorn, was die Konsumausgaben angeht. Hoffnung bieten derzeit lediglich Konjunkturprognosen, die eine Besserung im zweiten Halbjahr 2025 erwarten. Darauf verwies Michael Grandin, Expert-Finanzvorstand.

Entsprechend arbeitet die Expert-Gruppe an ihrer Organisation: „Der zunehmende Kosten- und Ertragsdruck zwingt uns dazu, Maßnahmen zu ergreifen“, heißt es. Besonders im Blick sind dabei die eigenen Handelsaktivitäten der Langenhagener Zentrale. Hier ist in den vergangenen Jahren eine Struktur gewachsen mit sieben regionalen Gruppen und insgesamt 67 Standort. Deren Verwaltung mit zurzeit insgesamt rund 120 Jobs bundesweit soll in den kommenden beiden Jahren nach Langenhagen geholt werden. Sie sollen dann von einem gemeinsamen Vertriebs- und Verwaltungscenter in Langenhagen gesteuert werden, in dem insgesamt höchstens 55 Stellen vorgesehen sind.

Grundsätzlich will Expert die Zahl die eigenen, von der Zentrale betriebenen Filialen verringern. In zwei Fällen ist da im vergangenen Jahr auch schon geschehen. Überhaupt würde man mit heutigem Wissen eine Struktur, wie sie jetzt besteht, wohl nicht mehr aufbauen, machte Stefan Müller deutlich.

Vorankommen will Expert auch bei der Digitalstrategie. Online-Verkauf ist für eine Handelskooperation komplex, weil die Verkäufe der selbstständigen Expert-Partnerunternehmen vor Ort zählen. Neben der Expert-App geht es vor allem um die Präsenz auf Online-Marktplätzen. Auch hier geht es um die Frage, welche Angebote von Expert-Händler zu welchem Preis angeboten werden. Wenn aber 50 Prozent aller Produktrecherchen online starten, so Handelsvorstand Christoph Komor, kommt man an den Plattformen nicht vorbei. Kaufland steht bereits auf der Liste. Das wird nicht ausreichen, um die angestrebten Ziele zu erreichen. Weitere Marktplätze wollten die Expert-Verantwortlichen aber noch nicht nennen.

Schließlich will Expert auch an seinem Logistik-Konzept arbeiten. Dazu gibt es bereits ein Konzept bei Großgeräten, wonach jeweils die kundennächsten Fachmärkte zum Zuge kommen. Bislang nehmen 39 Gesellschafter mit 189 Standorten teil, rund 69 Prozent Deutschlands werden abgedeckt. Ziel sind 80 Prozent mit entsprechenden Einsparungen bei den gefahrenen Kilometern und entsprechend höherer Effizienz.

Jetzt Artikel teilen!