Trotz eines schwierigen Umfelds und angesichts großer Herausforderungen sind die Erwartungen an die Hannover Messe hoch: Nichts weniger als Aufbruchssignale kündigte Messechef Dr. Jochen Köckler an.
Vielleicht sind es in diesen Zeiten die Nebensätze, auf die sich zu hören besonders lohnt: „Dass Menschen zusammenkommen: Dafür machen wir die Hannover Messe.“ So Messechef Dr. Jochen Köckler. Um genau zu sein: Natürlich auch dafür, dass Menschen zusammenkommen. Denn vor allem machen die rund 4000 ausstellende Unternehmen und Institutionen aus 60 Ländern in der kommenden Woche vom 22. bis 26. April Hannover zum Nabel der Industrie-Welt. Neben Deutschland kommen die meisten Ausstellenden aus China, der Türkei, den USA und Italien. Gezeigt wird das, was Antworten auf die großen, drängenden Herausforderungen dieser Tage bietet. Jedenfalls, soweit sie sich technologisch lösen lassen.
Das allerdings gilt für ganz wesentliche Herausforderungen der Gegenwart: Die Antworten sind technologisch, so der Messechef. Klimaschutz und nachhaltige Produktion, Digitalisierung und Automation auch angesichts knapper werdender Fachkräfte. Und darauf aufbauend wirtschaftliches Wachstum – „das in Deutschland alles andere als zufriedenstellend ist“, wie Köckler mit Blick auf jüngsten Prognosen sagte. Umso mehr strahlte er bewusst Zuversicht aus und sieht in der Hannover Messe bereits im Vorfeld Zeichen für den Aufschwung.
Krisenherde und Innovationstempo
Die Ausgabe 2024 der weltgrößten und wohl auch wichtigsten Industriemesse weltweit findet unter noch einmal ganz besonderen Bedingungen statt. Natürlich gehört dazu das, was – zuletzt noch einmal verschärft – unter „geopolitische Spannungen“ gefasst wird. Und in diesem Zusammenhang kann man auch Köcklers Hinweis sehen, dass in Hannover Menschen zusammenkommen: Voraussichtlich aus 172 Ländern dieser Erde, so der Stand der Vorbuchungen wenige Tage vor Messebeginn. Das sagte der Messechef mit spürbarem Stolz: „Die Themen der Messe ziehen.“ Und Hannover ist ein Treffpunkt, ein Ort internationaler Begegnung: nicht zu unterschätzen in diesen Zeiten.
Aber noch etwas anderes neben den weltweiten Krisen prägt den Rahmen für die „Industryshow“ – dieser Begriff findet sich jetzt in einem Claim der Messe – wie kaum jemals zuvor: die Innovationsgeschwindigkeit. In den zehn Jahren, in denen er in Hannover verantwortlich ist, habe er das so noch nicht erlebt, sagte Jochen Köckler. Und immerhin war dieses vergangene Jahrzehnt geprägt von der Idee der Industrie 4.0.
Industrie 4.0: Die ist noch immer Thema auf dem Messegelände, ergänzt um Manufacturing X als Plan für einen gemeinsamen Datenraum. Getrieben werden die Innovationen aber von Künstlicher Intelligenz. „KI ist nichts theoretisches mehr, sondern wird vom Mittelstand für den Mittelstand gemacht“, sagte Köckler.
Beispielhafte Innovationen
Die drei Nominierten für den Hermes Award, dem Technologiepreis der Hannover Messe, bilden dabei ziemlich gut ab, was während der fünf Messe-Tage die Industriewelt bewegt. Die schwäbische Schunk SE & Co. KG kommt mit einem Roboterarm, dessen Greiftechnik nicht nur durch KI-Elemente gesteuert wird, sondern der ausdrücklich auch leicht bedienbar sein soll. Es reichen Fotos, um der Maschine klar zu machen, wie etwas gegriffen werden muss: keine Spezialisten zur Programmierung erforderlich. Nehmen, bewegen, sortieren – einfache Arbeiten einfach automatisieren.
Die Bosch-Rexroth AG bietet eine Anlage zum Recycling von E-Auto-Batterien an und bewirbt sich damit um den Hermes Award. Es geht dabei um Flexibilität: unterschiedliche Batterietypen erkennen und entsprechend behandeln. Und um Sicherheit: Unter anderem müssen die Batterien komplett entladen werden. Die dafür notwendige Zeit habe man von 24 Stunden auf 15 Minuten verkürzt, so Bosch-Rexroth. Und es geht angesichts der großen Mengen von Batterien um Automatisierung und Effizienz: Hier spielt der digitale Zwilling ebenso eine Rolle wie Künstliche Intelligenz.
Aus dem Siemens-Konzern geht eine kleine Einheit mit 16 Mitarbeitenden ins Rennen um den Hermes Award: SiGreen arbeitet an einer Lösung, um den CO2 -Fußabdruck von Produkten zu bestimmen. Der entsteht zum weitaus überwiegenden Teil in der Lieferkette – und die ist komplex, intransparent und global, heißt es bei SiGreen. Gearbeitet wird dabei heute vor allem mit Annahmen und Durchschnittswerten – und davon will SiGreen weg, indem spezifische Daten erfasst werden. So könne man auch Verbesserungen in der Lieferkette berücksichtigen und damit konkret belegen, wenn sich der Fußabdruck um einige Schuhnummern verkleinert.
Allein diese drei Beispiele – übrigens zwei aus Bayern, eines aus Baden-Württemberg, keines aus dem Ausland, doch das ist ein eigenes Thema – stehen für wesentliche Themen der Hannover Messe 2024. Industrie 4.0 und Manufacturing X, Energie und Nachhaltigkeit in Industrie, Künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen, CO2-neutrale Produktion. So fasst es Jochen Köckler zusammen.
Und: Wasserstoff. Dabei bringt nicht nur das Partnerland Norwegen jede Menge nach Hannover mit. Mit der Salzgitter AG liegt aber eine Paradebeispiel für die H2-Nutzung direkt vor der Haustür der Messe.
IHK unterstreicht die Bedeutung der Messe
Dass der Nabel der industriellen Welt für fünf Tage mitten in Niedersachsen liegt, ist aus Sicht der IHK jedenfalls ein nicht zu unterschätzender Faktor: „Wir freuen uns, dass Hannover ab Montag wieder die Hauptstadt der industriellen Innovation sein wird. Die Schwerpunkte der Hannover Messe mit dem Fokus auf neue Energielösungen, KI und Maschinelles Lernen oder auch CO2-neutrale Produktion sind Zukunftsthemen für uns alle. Besonders gut passt da auch das diesjährige Partnerland Norwegen, das vor allem durch das Feld Energie auf Rang 1 der niedersächsischen Importländer liegt“, sagt Gerhard Oppermann, Präsident der IHK Hannover.
Die IHK Hannover wird in Halle 4 (Stand J15) auch selbst mit einem international ausgerichteten Service- und Informationsangebot für die regionale Wirtschaft und die Messegäste präsent sein. Auf dem gemeinsam mit der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) organisierten Stand werden jeden Tag auch zahlreiche Experten aus dem Netzwerk der deutschen Auslandshandelskammern zu Gast sein und Beratungen zu ihren jeweiligen Märkten anbieten.
Tickets für die Messe
Zusammen mit der Deutschen Messe AG bietet die IHK für Mitgliedsunternehmen Tickets für den Besuch auf der Hannover Messe an. Senden Sie dafür eine Mail mit Ihrer Firmenadresse und dem Stichwort „Ticket“ an international@hannover.ihk.de. Sie erhalten dann einen Link, über den Sie ein kostenfreies Ticket generieren können.