„2023 war ein durchaus zufriedenstellendes Jahr für die Sparkassen in Niedersachsen mit der klaren Erkenntnis, dass Steuern sowie Abgaben in Deutschland im internationalen Vergleich zu hoch sind und die Bürokratie strangulierend wirkt“, erklärte Thomas Mang bei der Vorstellung der Jahreszahlen 2023 der Sparkassen in Niedersachsen. Der Präsident des Sparkassenverbandes Niedersachsen, zu dem 39 Sparkassen gehören, ruft dazu auf, „klar und entschlossen die Entbürokratisierung voranzutreiben und für ein angemessenes Niveau bei Steuern und Abgaben zu sorgen, um die gravierenden Wettbewerbsnachteile für die deutsche Wirtschaft zu lindern und ein positives Klima für Investitionen zu schaffen“. Dabei ist der Sparkassenpräsident optimistisch, da es eine gute technologische Ausgangslage in den Betrieben und hoch motivierte und treue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gebe sowie einen guten, wenn auch noch steigerungsfähigen, Digitalisierungsgrad. Wichtig sei es, in Deutschland das Vertrauen in den eigenen Standort wieder herzustellen, so Mang in seiner letzten Jahrespressekonferenz. Thomas Mang hat das Amt seit 2003 inne und geht Ende Juni in den Ruhestand. Sein Nachfolger wird Cord Bockhop (56), Landrat des Landkreises Diepholz.
Die Bilanzsumme der Sparkassen schrumpfte 2023 um 0,9 Prozent auf 135,1 Mrd. Euro. Die Einlagen verringerten sich um 2,5 Prozent auf 101,1 Mrd. Euro, das Kreditvolumen stieg leicht um 0,7 Prozent auf 101,5 Mrd. Euro. Die Ergebnisse im Detail:
Weniger Kredite nachgefragt
Bei den Krediten sind die Neugeschäftszahlen der Sparkassen in Niedersachsen zurückgegangen: Das gesamte Neukreditgeschäft ging über alle Kundengruppen hinweg um annähernd 6 Mrd. Euro auf 13,2 Mrd. Euro zurück. Dabei konnten die Sparkassen den Kreditbestand mit 101,5 Mrd. Euro auf Vorjahresniveau halten. Das Neukreditgeschäft mit Unternehmen und Selbstständigen ist um rund 2,8 Mrd. Euro im Vergleich zum Vorjahr auf etwa 7,8 Mrd. Euro zurückgegangen, bei einem Bestandswachstum um 650 Mio. Euro auf 53,1 Mrd. Euro. Bei den privaten Kundinnen und Kunden ist der Nachfragerückgang deutlicher, wobei die Sparkassen während der Niedrigzinsphase auch enorme Steigerungsraten zu verzeichnen hatten. Die Neuzusagen gingen im Vergleich zum Vorjahr um 3,1 Mrd. Euro auf 4,5 Mrd. Euro zurück.
Das Wohnimmobilienkreditgeschäft ist nach jahrelangen immensen Zuwachsraten um 2,9 Mrd. Euro auf 3,7 Mrd. Euro eingebrochen. Angesichts der angespannten Wohnsituation in Deutschland hält es der Sparkassenpräsident „für dringend erforderlich, der wohnungsbauwirtschaftlichen Förderkulisse neues Leben einzuhauchen und beispielsweise auch die Grunderwerbsteuer auf selbstgenutztes Wohneigentum signifikant zu senken, besser aufzuheben. Denn über die Grunderwerbsteuer frisst der Fiskus große Teile des Eigenkapitals unserer Kundschaft auf. Bestrebungen, die Vergabe von Wohnimmobilienkrediten an ein Mindesteinkommen zu koppeln, sind in diesem Kontext kontraproduktiv und unsozial. Es sollte wieder machbar sein, dass sich normale Einkommensbezieher und Familien Wohneigentum leisten können, damit wir an die Eigentumsquoten anderer Länder Anschluss finden. Schließlich ist Wohneigentum der große Traum junger Leute und Familien.“ Im Ergebnis ging der Bestand an Krediten der privaten Kundinnen und Kunden nur um rund 170 Mio. Euro auf knapp 43,5 Mrd. Euro zurück.
Höher verzinsliche Einlagen steigen stark
Bei den Kundeneinlagen verzeichnen die Sparkassen in Niedersachsen seit langer Zeit einen leichten Rückgang und damit eine Bestandsverringerung um 2,6 Mrd. Euro auf 101,1 Mrd. Euro. „Zum einen ist die Inflation mit deutlich gestiegenen Konsumausgaben Grund für den Rückgang. Zum anderen haben unsere Kundinnen und Kunden durch die Rückkehr der Zinsen die täglich fälligen Gelder und Sparguthaben auch in höher verzinsliche Einlagen umgeschichtet und wieder vermehrt Gelder in Wertpapieren angelegt“, erläutert Thomas Mang diese Entwicklung. Bei den Sichteinlagen verringerte sich der Bestand um etwa 8,3 Mrd. Euro auf 69,5 Mrd. Euro, bei den Spareinlagen um 3,4 Mrd. Euro auf etwa 19,2 Mrd. Euro. Deutliche Zuwächse gibt es bei Eigenemissionen mit rund 4,2 Mrd. Euro auf insgesamt ca. 6,3 Mrd. Euro und Termingeldern mit 4,9 Mrd. Euro auf nunmehr etwa 6 Mrd. Euro. Laut Sparkassenpräsident sei das vor allem auf eine gute sowie kundenorientierte Beratung der Sparkassen zurückzuführen.
Wertpapiergeschäft wächst
Im Wertpapiergeschäft liegen die Sparkassen mit 2,9 Mrd. Euro etwa 150 Mio. Euro über dem Vorjahres-Nettoabsatz, bei einem um rund 3 Mrd. Euro auf 13,5 Mrd. Euro gestiegenen Umsatz. Dieser Weg soll nach Ansicht von Thomas Mang weiter forciert werden, „damit unsere Kundinnen und Kunden vom bestehenden Zinsniveau weiterhin profitieren können“.
Ertragslage bessert sich
Der Zinsüberschuss der Sparkassen in Niedersachsen hat 2023 einen ordentlichen Satz nach vorne gemacht. Zum Jahresende steigt er gegenüber dem Vorjahr um voraussichtlich 770 Mio. Euro auf rund 2,8 Mrd. Euro an (2,07 % der DBS). Der Provisionsüberschuss wird mit einem Anstieg von 20 Mio. Euro auf 920 Mio. Euro vorhergesagt (0,69 % der DBS). Der Sach- und Personalaufwand steigt um 100 Mio. Euro auf voraussichtlich rund 2 Mrd. Euro (1,50 % der DBS). Der Tarifabschluss wird den Personalaufwand ab 2024 weiter deutlich ansteigen lassen.
Insgesamt rechnen die Sparkassen 2023 mit einem gegenüber 2022 stark verbesserten Betriebsergebnis vor Bewertung, das um etwa 680 Mio. Euro höher ausfallen dürfte. Es würde damit auf 1,28 Prozent der DBS und absolut auf 1,7 Mrd. Euro ansteigen. „Wir benötigen auch eine derartige Ertragslage, um steigende Eigenkapitalanforderungen erfüllen zu können und um notwendige Investitionen in den Markt vorzunehmen. Wir wollen nach wie vor Marktführer bleiben und auch die dafür erforderlichen Investitionen tätigen“, betont der Sparkassenpräsident.
Insgesamt ist Thomas Mang zuversichtlich „die durchaus optimistischen Planzahlen in 2024 wieder zu erreichen.“