Das Deutsche Stuhlmuseum Eimbeckhausen e.V. (Bad Münder) veranschaulicht die Geschichte der Holzstuhlindustrie, die die Region einmal stark prägte. Bis heute ziert ein Stuhl das Wappen des damals 800 Seelen-Dörfchens, das bis heute noch als Stuhldorf bezeichnet wird und das heute 2100 Einwohnerinnen und Einwohner zählt. 

Südwestlich von Hannover, im Deister-Süntel-Tal, befindet sich im Bad Münderaner Ortsteil Eimbeckhausen das Deutsche Stuhlmuseum Eimbeckhausen e,.V. Von 1820 bis in die 1970er Jahre hinein war der Stuhlbau ein bedeutender Wirtschaftsfaktor in dieser Region. Aufgrund des Holzreichtums der umliegenden Wälder von Deister und Süntel gab es in Eimbeckhausen viele handwerkliche Stuhlbauer, die im 19. Jahrhundert auch in Genossenschaften organisiert waren. Zur Zeit der Industrialisierung haben sich in Eimbeckhausen mehrere Stuhlfabriken angesiedelt wie die Friedrich Bormann ohGSitzmöbelfabrik (bis 1972), die Wilhelm Wellner Stuhlfabrik (bis 1991), die Wente & Söhne Stilmöbelfabrik (bis 1999) oder Wilhelm Benze Sitzmöbel (1997). Letztlich übriggeblieben ist aber nur die 1907 von Friedrich Hahne und Christian Wilkening gegründete Stuhlfabrik, die bis heute unter den Namen Wilkhahn Büromöbel herstellt und erfolgreich international vertreibt.

In der Blütezeit nach dem zweiten Weltkrieg fanden weit über 10.000 Menschen Arbeit und Brot in diesem Berufsfeld. 1930 wurden allein in Eimbeckhausen über 350 verschiedene Stuhlmodelle gefertigt, 1937 wurden rund 400.000 Stühle produziert. Kurz nach 1950 war das Deister-Süntel-Tal mit 22.000 Stühlen am Tag die größte Stuhlerzeugungsstätte Deutschlands – das entspricht ca. 4,4 Millionen Stühlen jährlich.

Das Stuhlmuseum ist seit 2003 in der ehemaligen Stuhlfabrik Wente & Söhne beheimatet. Die Dauerausstellung erzählt und präsentiert die Geschichte des Sitzens sowie die Technik der Stuhlherstellung des 19. und 20. Jahrhunderts. Das Museum zeigt anschaulich, wie der Stuhl die Menschen durch die Epochen hinweg begleitet hat, mit welchen einfachen Mitteln Handwerker vor mehr als 100 Jahren Sitzmöbel erschaffen haben und wie sich die handwerklichen Arbeitsweisen durch die Industriealisierung verändert haben.

Die Sammlung des Museums wurde ab 1996 zusammengestellt und umfasst inzwischen mehr als 1500 Stühle aus Holz, Kunststoff und Metall aus verschiedensten Stilepochen. Davon wird im Museum jeweils eine wechselnde Auswahl präsentiert. Viele der Exponate wurden in den museumseigenen Werkstätten aufgearbeitet. So präsentiert das Stuhlmuseum nicht nur eine beeindruckende Stuhlvielfalt, sondern hält auch handwerkliche Fähigkeit und Kompetenz lebendig. Schritt für Schritt entsteht dadurch ein Kompetenzzentrum rund um das Thema Holzstuhl in Norddeutschland. Als weitere Sammlungen zeigt das Museum die „Vielfalt des Sitzens“ und „Vom Baum zum Stuhl“, eine spannende „Parade“ aus 25, zum Teil historischen Holzverabeitungsmaschinen, alle betriebsbereit und präsentiert in aufwändiger moderner Museumstechnik.

In dem dreistöckigen Industriegebäude aus den 1950er Jahren befinden sich neben der Ausstellung mehrere Werkstätten, in denen Stühle aufgearbeitet, gepolstert, geflochten und repariert werden und ein Besucher-Café. In einem Nebengebäude sind die früheren Trockenkammer sowie Holzlager untergebracht.
Das Museum finanziert sich ausschließlich aus ehrenamtlichem Engagement, in den Werkstätten wie im Museums Café

Die Ausstellung und das Café sind während der Sommersaison (April bis 6. November) sonntags von 14 bis 18 Uhr, die Werkstätten sind ganzjährig dienstags und mittwochs von 8.30 bis 12.30 Uhr geöffnet. Das Museum bietet auf Anfrage auch werktags Führungen (mit Bewirtung) an.

 

 

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