Der Einbecker Konzern KWS Saat ist sowohl in der Ukraine als auch in Russland mit größeren Produktionsstandorten vertreten. Die Verbindungen
in die Region mit ihren fruchtbaren Böden haben bereits anderen Krisen standgehalten. Wie KWS die eigenen Beschäftigten schützt und einen wichtigen Beitrag zur Lebensmittelversorgung leistet, erklärt Vorstandssprecher Dr. Hagen Duenbostel im Gespräch.
Die Beziehungen von KWS Saat zu seinen Kunden aus der Landwirtschaft sind eng. Das macht es leichter in Krisenzeiten. Was das heißt, konnte der Saatgutkonzern in der Ukraine in den ersten Tagen nach Kriegsbeginn erleben. Denn der Angriff Russlands fiel genau in den Zeitraum der Auslieferung des Saatguts an die landwirtschaftlichen Betriebe. „Es war unglaublich, mit welchem Einsatz unsere Kolleginnen und Kollegen in dieser Zeit und den herausfordernden Bedingungen sichergestellt haben, dass das Saatgut zu den Landwirten und auf die Äcker gelangt“, berichtet Dr. Hagen Duenbostel, Vorstandssprecher der KWS Saat.
Auch Landwirte taten sich zusammen und brachten Hilfsgüter in die Region Kiew – inmitten einer unübersichtlichen und teils lebensgefährlichen Lage, die zu dieser Zeit auch in der Hauptstadt herrschte. Auf dem Rückweg übergaben ihnen Mitarbeiter der KWS Zuckerrübensaatgut aus den Lagern, die dann zu den landwirtschaftlichen Betrieben in anderen Regionen gebracht wurden, um eine Aussaat zu ermöglichen. Zudem gab es auch Ukrainer, die das Saatgut aus den umkämpften Gebieten herausholten, damit es nicht den
Russen in die Hände fiel. Experten gehen davon aus, dass durch den enormen Einsatz etwa drei Viertel der üblichen Anbauflächen für Mais bestellt werden konnten. Auch Zuckerrüben und Getreide konnten in ähnlichem Umfang ausgesät werden. Für die Versorgung der Welt mit Weizen, Sonnenblumenöl und anderen Nahrungsmitteln sind das gute Nachrichten, auch wenn aktuell ungewiss ist, wie, ob und in welchem Umfang die Ernte eingefahren werden kann.
Der unglaubliche Einsatz der Ukrainer beeindruckt auch den Vorstandssprecher von KWS Saat, zugleich ist er für ihn absolut nachvollziehbar. „Es wäre unverantwortlich, in der Region nichts auszusäen, in der weltweit die besten Ernteerträge erzielt werden“, sagt Duenbostel. Und das gelte auch für Russland. Schließlich sei Saatgut aus gutem Grund schon seit jeher völkerrechtlich geschützt und explizit von Sanktionen jeglicher Art ausgeschlossen. Für KWS, das sich mehr als globales Familienunternehmen sieht und weniger als Konzern, heißt das, dass man sich auch in
Krisenzeiten auf seine Arbeit konzentrieren muss, die einen wichtigen Beitrag zur
Versorgung der Welt mit Nahrungsmitteln leistet. „Konflikte und Zuspitzungen haben wir in den vergangenen Jahrzehnten auch schon an anderen Orten in der Welt erfahren“, erklärt der Vorstandssprecher des Unternehmens, das in 70 Ländern weltweit geschäftlich engagiert ist.
Was aber nicht heißt, dass der Krieg das Unternehmen kalt lässt – im Gegenteil: „Die persönliche Betroffenheit, Frustration, Wut verspürt man ja nicht nur als Privatperson“, erklärt Duenbostel. Die Lage mit ihren vielen Unsicherheiten beschäftige natürlich auch das Unternehmen.
Einsatz für die Beschäftigten in der Ukraine
Das Unternehmen mit Hauptsitz in Einbeck hat enormen Einsatz nicht nur in den ersten Kriegstagen gezeigt, um den eigenen Beschäftigten und ihren Angehörigen Schutz zu bieten. So bot KWS seinen rund 170 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus der Ukraine an, am Standort in Kamjanets-Podolskyi im Westen der Ukraine Zuflucht zu suchen, dicht an der Grenze zu Rumänien. Auch in Einbeck habe man 30 Menschen aufgenommen, vor allem Mütter mit Kindern, erklärt der Vorstand. Auch wenn aktuell nicht absehbar ist, wie es weitergeht, ist der Konzern bereits fest entschlossen: „Wir wollen in der Ukraine aktiv bleiben und werden dort auch kräftig investieren“, sagt Duenbostel. Neben dem Hauptsitz in Kiew gibt es mehrere über das Land verteilte Standorte für Forschung und Züchtung sowie Produktion im Umland der Hauptstadt, in Dnipropetrowsk und Kamjanets-Podolskyi. Darüber hinaus sind diverse Mitarbeiter im Vertrieb beschäftigt und über nahezu sämtliche
Regionen des Landes verteilt.
In Russland beschäftigt KWS rund 200 Mitarbeitende. Der Großteil ist in der Region Lipezk im zentralen Westen an zwei Standorten tätig, wo es unter anderem eine Produktionsanlage für Zuckerrübensaatgut gibt. Ein weiterer Standort für den Bereich Maissaatgut befindet sich in Krasnodar im Südwesten Russlands. Darüber hinaus gibt es
ein Büro in der Hauptstadt Moskau sowie Züchtungsstationen und Versuchsflächen in verschiedenen Landesteilen. In Russland plant KWS aktuell keine Investitionen. Allerdings sieht sich auch hier KWS in der Verantwortung, die Versorgung mit Lebensmitteln zu gewährleisten und die eigenen Beschäftigten nicht im Stich zu lassen. „Wir versorgen die Landwirte über Grenzen hinweg mit Saatgut und leisten damit einen Beitrag zur weltweiten Lebensmittelsicherheit – und das werden wir auch weiter tun.“
Georg Thomas
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