Die Themen der Hannover Messe haben in diesem Tagen noch an Bedeutung gewonnen. Das wurde auch bei der Eröffnung der Messe nur allzu deutlich.

 

Bei ihrem Neustart nach der erzwungenen Corona-Pause findet sich die Hannover Messe in einer neuen, zumindest aber in einer erweiterten Rolle wieder. Die Themen des Industriegipfels haben seit Beginn des russischen Krieges gegen die Ukraine auch eine strategische Bedeutung. Weder der Krieg noch Corona hätten der industriellen Transformation, dem zentralen Messethema, etwas an Dringlichkeit genommen, sagte Bundeskanzler Olaf Scholz bei der Eröffnung: Unabhängig zu werden von fossiler Energie, das sei nicht nur klimapolitisch und angesichts steigender Preise wirtschaftlich vernünftig: „Energieunabhängigkeit ist auch ein Gebot unserer nationalen Sicherheit.“

Bestätigung also von höchster Stelle für Messechef Joachim Köckler, der bereits wenige Tage zuvor davon gesprochen hatte, die Messe sei so relevant wie nie zuvor. Der Klimawandel bleibt als große Herausforderung, der angestrebte schnellere Umstieg auf andere Energieträger würde hier helfen, muss aber bewältigt werden. Gleichzeitig läuft die Digitalisierung, und ein sich abzeichnender Systemwettlauf kann nur über Innovationen gewonnen werden.

Das alles sind die Themen der mehr als 2500 ausstellenden Unternehmen und Institutionen, die noch bis zum 2. Juni in Hannover ihre Lösungen für die Zukunft der Industrie. Als Beispiel werden gerne die rund 250 Ausstellenden genannt, die sich mit Wasserstoff beschäftigen: Wenn man so will, geht es an nahezu jedem zehnten Stand in irgendeiner Form um diese energetische Zukunftshoffnung.

Auch das diesjährige Partnerland Portugal kommt mit dem Hinweis nach Hannover, als Standort für erneuerbare Energien bestens geeignet zu sein: Wer denkt nicht an Sonne und Wind? Knapp 60 Prozent des Stromverbrauchs in Portugal wurden letztes Jahr durch Erneuerbare gedeckt. Das Land will in Hannover aber auch seine High-Tech-Seite zeigen: Man habe sich zum größten Softwareentwicklungszentrum für die deutsche Autoindustrie außerhalb Deutschlands entwickelt und liege bei der Zahl der Hochschulabsolventen im Ingenieurwesen auf Platz drei in Europa, heißt es zum Beispiel.

Dass mit Portugal in diesem Jahr ein EU-Mitglied Partnerland der Messe ist, passt noch in anderer Hinsicht ins Bild. Der Löwenanteil der Ausstellenden kommt in diesem Jahr aus der EU. Fast 2000 sind es, dagegen nur knapp 280 aus Ostasien, 140 aus Nordamerika: Folgen der Pandemie. Aber auch gefühlt wie eine Welt ohne Globalisierung. Umso mehr wurde bei der Eröffnung der Hannover Messe für die internationale Zusammenarbeit plädiert: Wir brauchen mehr davon, sagte Olaf Scholz. Und angesichts eines Rückgangs der internationalen Vernetzung wandte er sich gegen Forderungen nach Deglobalisierung: „Ich halte das für einen gefährlichen Irrweg.“ Internationale Arbeitsteilung und globaler Wissenstransfer hätten weltweit für wachsenden Wohlstand. Und: „Keine der großen Herausforderungen, vor denen wir international stehen, lässt sich im nationalen Alleingang bewältigen.“ Allerdings werden an die Globalisierung künftig auch verstärkt wirtschaftsethische Fragen gestellt: Darauf wie Hannovers Oberbürgermeister Belit Onay bei der Eröffnung der Hannover Messe 2022 hin.

 

Die Hannover Messe 2022 dauert vier Tage vom 30. Mai bis zum 2. Juni.

 

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