Das Ergebnis auf 220 Mio. Euro zu steigern, war eigentlich ein Ziel, das erst in vier Jahren erreicht werden sollte. Nun hat es die enercity AG annähernd bereits im Geschäftsjahr 2021 erreicht, mit einem EBIT von 211,8 Mio. Euro.
„Wir sind sehr stolz darauf, vor allem aufgrund eines starken Kundenwachstums so ein gutes Ergebnis erzielt zu haben“, sagte Dr. Susanna Zapreva, enercity-CEO bei der Vorstellung der Bilanz am 31. März. Auch der Umsatz konnte deutlich um 29 Prozent auf nun mehr als fünf Mrd. Euro gesteigert werden. Vor allem die Neukunden, die das Unternehmen gewinnen konnte, trugen zur deutlichen Steigerung des Ergebnisses bei. Dabei profitierte enercity insbesondere von seinen verstärkten Aktivitäten im Bereich der Dienstleistungen im Bereich Erneuerbare Energien, wie etwa beim Thema Ladestationen oder dem Ausbau von Photovoltaik für Gewerbe- und Privatkunden. Zugewinne bei Kunden ergaben sich aber auch durch das Scheitern von Discountanbietern im Herbst vergangen Jahres. Enercity konnte die Betroffenen kurzfristig in die Grundversorgung aufnehmen.
Ausstieg aus Kohle und Erdgas – enercity sieht Bestätigung für eigenen Kurs
Angesichts der Unsicherheiten auf den Energiemärkten im Zuge des Kriegs in Ukraine sieht sich enercity in dem Kurs, die Energiewende umzusetzen – ohne dabei auf Erdgas als Übergangstechnologie zu setzen – bestätigt. „Die derzeitigen geopolitischen Entwicklungen mit ihren Auswirkungen auf die Energiemärkte zeigen, dass wir uns unabhängig von fossilen Energieimporten machen müssen. Unsere Strategie, aus der Kohle auszusteigen und keine neuen Gaskraftwerke zu bauen, erweist sich einmal mehr als goldrichtig“, sagte Zapreva. Zudem müsse gerade jetzt der Ausbau erneuerbarer Energien weiter forciert werden. „Beide strategischen Schwerpunkte setzen wir um“, so die Vorstandsvorsitzende. Dies betreffe einerseits das Engagement im Windkraft- und PV-Sektor, andererseits erneuerbare Wärmequellen. Um im Bereich Photovoltaik zu wachsen hat sich enercity am Montageplattformanbieter Installion beteiligt. Das Start-up setzt über seine digitale Plattform Montagearbeiten von PV-Systemen, E-Ladeboxen und Speichern um.
Bau von Ersatzkraftwerken für Kohleausstieg im Plan
Auf Nachfrage erklärte Dr. Susanna Zapreva, dass enercity auch in der aktuellen Lage an allen ambitionierten Plänen zum Kohle- und Gasausstieg festhalte. In einem Szenario ausbleibender Gaslieferungen hielte sie es aber für denkbar, dass durch Anordnung staatlicher Stellen ein Weiterbetrieb der Kraftwerke durchgesetzt werden könnte.
Um den Kohleausstieg zu schaffen, baut enercity mehrere Ersatzkraftwerke. Nach Erhalt der Baugenehmigung durch das Gewerbeaufsichtsamt startet nun der Bau eines neuen Altholz-Heizkraftwerks und zweier Biomethan-Blockheizkraftwerke (BHKW). Mit Abschaltung von Block 1 des Kohlemeilers in Hannover-Stöcken kann enercity die Wärmeerzeugung insbesondere durch die Energieträger Abfall, Altholz und Klärschlamm ersetzen. Auch die Klärschlammverwertungsanlage in Hannover-Lahe wird gerade errichtet. Allein für die Ersatzanlagen für das Kohlekraftwerk investiert enercity mehr als 500 Mio. Euro.
Der Ausbau des Fernwärme-Netzes ist ein weiterer Schwerpunkt der Aktivitäten von enercity. „In den kommenden zehn Jahren gehen wir vom Anschluss von insgesamt rund 60.000 Wohnungen und Gewerbeeinheiten ans Fernwärmenetz aus. Allein hierfür investieren wir weit mehr als 200 Mio. Euro“, so Zapreva.
enercity baut Ladeinfrastruktur weiter aus
Nachdem der Ausbau der Ladeinfrastruktur in Hannover vor einiger Zeit noch etwas hinter den Erwartungen zurückblieb, hat sich die Landeshauptstadt mit durchschnittlich 122 öffentlichen Ladepunkten pro 100.000 Einwohner inzwischen den Spitzenplatz im Ranking der Großstädte mit mehr als 500.000 Einwohnern gesichert. „Bis Ende April werden wir das mit der Stadt vereinbarte Ziel von 440 Ladepunkten erreichen“, sagte Zapreva.
Trotz widriger Umstände erwartet enercity, Umsatz und Ergebnis 2022 stabil zu halten „Dennoch stellt uns die derzeitige Lage hinsichtlich der Versorgungssicherheit mit Gas vor riesige Herausforderungen und erhöht unsere Risikopositionen extrem stark. Sollte es zu Lieferunterbrechungen kommen, was ich nicht hoffe, werden wir die größte Krise zu meistern haben, die unsere Branche in den vergangenen Jahrzenten erlebt hat“, sagte Zapreva.