Wichtig für den Neustart des Einzelhandels nach Corona: Was zieht Kundinnen und Kunden in ein Geschäft, und was hält sie ab? Top-Argument für den Kauf vor Ort: Die Ware begutachten zu können. Eine aktuelle Studie zeigt aber für Deutschland im europäischen Vergleich Auffälligkeiten. Zum Beispiel scheinen Geschäfte zu fehlen.
Das, was man kauft, sehen und vielleicht auch ausprobieren zu können: So lauten die beiden wichtigsten Argumente, um im stationären Handel einzukaufen. In Deutschland ist für 63 Prozent der Kundinnen und Kunden zumindest der Blick aufs Produkt entscheidend für den Ladenbesuch. Das entspricht exakt auch dem Durchschnitt der anderen europäischer Länder, die in einer aktuellen Studie untersucht wurden. Der Wunsch nach einem Test ist dagegen auch in Deutschland mit 52 Prozent ausgeprägt, aber weniger stark als woanders. Skandinavien liegt hier vorn: In Dänemark gehen 64 Prozent der Kundinnen und Kunden, in Schweden 63 Prozent in ein Ladengeschäft, um ihre Käufe vorher auszuprobieren.
Was den stationären Einzelhandel attraktiv macht – und was nicht
Sehen, anfassen, testen: Das bleibt ein wesentliches Motiv, weshalb nach Ende der Pandemie Käuferinnen und Käufer in die Geschäfte zurückkehren. Das internationale Meinungsforschungsinstitut Yougov hat in einer weltweit angelegten Untersuchung – in Europa außerdem in Frankreich, Großbritannien, Italien, Spanien und Polen – weitere Zahlen zu Tage gefördert. In jedem Land äußerten sich gut 1000 Befragte zu Beweggründen und Hemmnissen sowohl für den Einkauf stationär als auch online.
Gemeinsames Shopping-Erlebnis in Deutschland ausgeprägt
Zugegeben: Dass die Chance, ein Produkt vor Ort zu erleben, wesentliches Motiv für den Besuch im Laden, überrascht nicht wirklich. Aber die Yougov-Studie zeigt einige für Deutschland interessante Ergebnisse. Gemeinsam mit anderen Einkaufen: Das zum Beispiel nennen 27 Prozent der in Deutschland Befragten als Grund, um im stationären Handel einzukaufen. Im Vergleich zu den anderen untersuchten Ländern bedeutet das Platz zwei. Nur in Italien wird Gruppen-Shopping mit 32 Prozent noch häufiger genannt. In den anderen untersuchten Ländern liegen die Werte zwischen 14 und 20 Prozent.
Hemmnis für den Einkauf: Kein passendes Geschäft vor Ort
Auffällig ein weiterer Punkt: Unter den acht untersuchten Ländern sagen nirgendwo so viele Menschen wie in Deutschland, dass ihnen ein stationäres Geschäft mit dem passenden Angebot in ihrer Umgebung fehlt. Rund 42 Prozent sehen hier ein Hemmnis für den Einkauf vor Ort. Allenfalls bewegt sich noch Großbritannien in dieser Größenordnung, und mit 31 Prozent auch nur annähernd. In Dänemark vermissen dagegen nur 16 Prozent passende, erreichbare Geschäfte. Dazu passt ein anderes Ergebnis: Ein Drittel der Einkaufenden in Deutschland und knapp davor noch in Polen findet die angebotene Produktpalette in stationären Geschäften nicht ausreichend.
Vertrauensvorschuss des stationären Handels in Deutschland geringer
Und noch ein Aspekt, der im deutschen Handel für Nachdenken sorgen könnte: In keinem anderen der acht untersuchten Länder genießt der stationäre Handel – und an dieser Stelle muss man noch einmal betonen: nach den Ergebnissen der Yougov-Umfrage – einen so geringen Vertrauensvorschuss. Rund 18 Prozent der Deutschen stellen sich als Grund für einen Einkauf vor Ort hinter die Aussage: „Ich traue stationären Geschäften mehr als Online-Stores.“ Dänemark, Frankreich und Spanien führen hier mit Werten zwischen 27 und 30 Prozent.
Parkmöglichkeiten spielen eine Rolle
Wenn es um Erreichbarkeit geht, zeichnet sich unter den Ländern der Yougov-Umfrage eine Zweiteilung ab: In Deutschland sehen 28 Prozent fehlende Parkmöglichkeiten als Hemmnis für den Einkauf im stationären Handel. In Großbritannien, Polen, Italien und Spanien wird das ähnlich bewertet. Anders in Dänemark, Frankreich und Schweden: Dort hält das nur 14 bis 18 Prozent der Befragten vom Einkaufen vor Ort ab.
Deutsche schätzen die Vergleichsmöglichkeiten online
Ein Ausgangspunkt der Befragung war der Trend zum Online-Handel während der Corona-Pandemie. Untersucht wurden daher nicht nur Motivation und Hindernisse für den Einkauf in stationären Geschäften, sondern auch online. Zwei Aspekte stechen bei deutschen Konsumenten hervor. Stärker als in den anderen europäischen Ländern schlägt bei ihnen der Produktvergleich durch: 55 Prozent sehen das als Triebfeder, um im Internet zu kaufen. Auf Platz zwei folgt Italien mit 40 Prozent. Und, angesichts der intensiven Debatten um den Datenschutz fast überraschend: In Deutschland sind Sorgen um die persönlichen Daten im Vergleich zu Frankreich, Großbritannien, Polen oder Spanien vergleichsweise gering ausgeprägt.
Übrigens: Kein Hemmnis für den Online-Einkauf ist in allen acht untersuchten Ländern der Internet-Zugang.
Die Yougov-Studie gibt es zum kostenlosen Download, wenn man im Gegenzug einige Daten angibt.