Erstmals wurden jetzt in einem Startup-Monitor die innovativen, wachstumsorientierten Gründungen in Niedersachsen untersucht. Tenor: Das Startup-Ökosystem des Landes muss sich im bundesweiten Vergleich nicht verstecken.

Bei der Gründung von Startups-Unternehmen steht Niedersachsen nach dem Corona-Jahr bundesweit vergleichsweise gut da. Der Bundesverband Deutsche Startups zählte 2020 zwischen Nordsee und Harz insgesamt 106 neue Unternehmen in dieser Kategorie und damit 19 Prozent mehr als im Vorjahr. Das entspricht einem Anteil von 8,3 Prozent an den Startup-Gründungen in Deutschland insgesamt. Niedersachsen schafft es damit auf Rang fünf hinter Nordrhein-Westfalen (19,1 %), Berlin (17,7 %), Baden-Württemberg (12,3 %) und Bayern (11,8 %).

Hannover liegt vorn

Weitere Aspekte aus dem erstmals vorgelegten Niedersachsen Startup Monitor, dessen Zahlen aus der entsprechenden bundesweiten Studie des Startup-Verbandes abgeleitet sind: In Niedersachsen ist Hannover unangefochten das Zentrum der Startup-Szene mit 43 Gründungen in diesem Bereich. Braunschweig und der Raum Osnabrück folgen mit Abstand und jeweils neun Gründungen, dahinter platziert sich Göttingen mit sieben. Das belegt eine weitere Schlussfolgerung der Studie, die auf Daten von insgesamt 161 Startups mit ihren mehr als 1000 Mitarbeitenden beruht: Vor allem die Nähe zu Hochschulen und eine stark technische Ausrichtung prägen das so genannte Startup-Ökosystem in Niedersachsen. Das wird ebenfalls deutlich, wenn man sich die Gründungen solcher Unternehmen auf 100.000 Einwohner bezieht: Dann schiebt sich Göttingen in Niedersachsen auf Platz zwei. Bundesweit liegen in dieser Rangliste Berlin und München vorn. Dann folgt aber bereits Aachen, traditionsreicher Standort einer technischen Hochschule.

Innovativ und/oder wachstumsorientiert

Startups: Damit sind junge Unternehmen gemeint, die bestimmte Kriterien erfüllen. Nach der Definition des Startup-Verbandes sind sie jünger als zehn Jahre. Entscheidend aber ist aber vor allem, dass sie mindestens eines von zwei weiteren Merkmalen aufweisen: ein innovatives Geschäftsmodell sowie das Ziel, bei Umsatz und Mitarbeitern deutlich zu wachsen. Der Startup-Verband sammelt für den Monitor Meldungen neuer Unternehmen im gesamten Bundesgebiet. Auf dieser Basis werden dann einzelne Bundesländer oder Regionen verglichen.

Ohne Startup-Ökosystem geht der Anschluss verloren

Für Niedersachsens Wirtschaftsminister Bernd Althusmann, der die Studie zusammen mit Startup-Verbandspräsident Christian Miele vorstellte, sind innovative, wachstumsstarke Gründungen von entscheidender Bedeutung: Wo die Bedingungen fehlen, unter denen sich solche Unternehmen entwickeln können, geht der Anschluss verloren, machte Althusmann deutlich. Er sieht die bisherige Strategie der Landesregierung bei der Startup-Förderung bestätigt. Dazu gehört die Unterstützung regionaler Startup-Zentren, wofür 2020 und 2021 über 2 Mio. Euro vorgesehen waren, ebenso wie die Plattform Startup Niedersachsen. Dort wurde auch zu Deutschen Startup-Verband der Niedersachsen-Monitor erstellt. Verbandschef Miele nahm vor allem die ländlichen Regionen in den Blick und forderte mehr Gründungen in den ländlichen Regionen. Tatsächlich weist der Monitor für knapp 20 niedersächsische Kommunen 2020 keine einzige Startup-Gründung aus.

Vielfalt der Talente nutzen

Dr. Stephanie Birkner, Mitglied des niedersächsischen Startup-Beirats, sprach sich bei der Vorstellung der Zahlen für eine ausdrückliche Betonung der Diversität bei der Gründungsförderung aus. Man brauche die Vielfalt der Talente, um Antworten auf die vielfältigen aktuellen Herausforderungen zu finden. Ein kleiner Pluspunkt für Niedersachsen ist der im Bundesvergleich etwas höhere Frauenanteil mit 20 gegenüber 16 Prozent bei den Startup-Gründungen, allerdings auf Basis relativ niedriger absoluter Zahlen: Aus Birkners Sicht aber ein wichtiges Signal dafür, dass das Potenzial unternehmerischer Vielfalt im niedersächsischen Gründungsökosystem anerkannt werde.

Noch zwei weitere Aspekte des aktuellen niedersächsischen Startup-Monitors: 50 Prozent der niedersächsischen Gründerinnen und Gründer fühlen sich der ökologischen Nachhaltigkeit verpflichtet. Damit liegt Niedersachsen über dem bundesweiten Durchschnitt, der bei 43 Prozent liegt. Und 59 Prozent der befragten Unternehmen bewerten ihre künftige Geschäftslage als positiv.

Wachstumsfonds: Ziel sind 100 Mio. Euro

Die Bewertung des niedersächsischen Startup-Ökosystems fiel in der Befragung ebenfalls überwiegend positiv aus. Das Land hat im Oktober 2020 seine Startup-Strategie verabschiedet: Basis, um die Schwächen des Standorts anzugehen. Startups in der Region sehen sich mit Schwierigkeiten bei den Themen Kapital, Köpfe und Kooperationen konfrontiert. Rund zwei Drittel der befragten Startups wünschen sich bessere Finanzierungsmöglichkeiten durch Wagniskapital oder Business Angels. Hilfe könnte hier ein Wachstumsfonds bringen, den Wirtschaftsminister Althusmann vorstellte. Das Land stellt 50 Mio. Euro bereit, die gleiche Summe soll von privaten Investoren kommen. Dafür wird gerade erst geworben: Deshalb könne er noch keine konkreten Zahlen nennen, sagte Althusmann. Über die Verwendung der Mittel soll nicht zentral vom Land, sondern in den Regionen entschieden werden.

Das Stichwort Köpfe zielt auf Fachkräfte: Nur 14 Prozent der Unternehmen haben aktuell mehr als zehn Mitarbeitende. Jedoch planen 89 Prozent der befragten Startups, trotz Krise noch in diesem Jahr neues Personal einzustellen. Und bei der Vernetzung mit etablierten Unternehmen könnte es aus Sicht junger, innovativer Unternehmen in Niedersachsen besser laufen: Hier gibt es Luft nach oben.

www.startup.nds.de/monitor2021

 

 

 

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