Anfang März, als das Thema Coronavirus noch klein war, hat die NW die Rhomtuft GmbH in Emmerthal besucht. Das Unternehmen ist der älteste Hersteller von Badteppichen in Deutschland und das einzige, das hierzulande noch produziert.

Unsere Familie macht seit fast 150 Jahren in Matten. Im Volksmund sagt man ja Badematten oder Vorleger“, beginnt Stefan Golze das Gespräch. „Rhomtuft ist der älteste Hersteller von Badteppichen in Deutschland. Wir haben von Anfang an eine Nische besetzt für hochwertige und auch für individuelle Badteppiche“, so der Geschäftsführer des Unternehmens, das seit 1986 seinen Sitz in Emmerthal an der Weser hat.
Den Grundstein des Unternehmens legte Stefan Golzes Urgroßvater, Wilhelm Golze, 1873 in Landsberg an der Warthe (heute Polen) mit einem Seilergeschäft. Der Seilermeister flocht bald auch Matten. Sein Sohn Otto und dessen Sohn Dr. Egon Golze stellten später in Hameln Läufer sowie Auto-, Fuß- und ab 1959 auch Badematten her. „Rhomtuft“ war geboren. „Der Firmenname kommt von den diagonal getufteten Rhomben, die in den ersten Jahren das Design der Badteppiche bestimmten, und vom Herstellungsverfahren Tuften“, erklärt Golze.

Das Firmengebäude von Rhomtuft in Emmerthal, unweit des Kernkraftwerks Grohnde. Fotos: Christian Burkert

Auch heute liegt der Fokus des an der Weser, vis-à-vis des Kernkraftwerks Grohnde gelegenen Unternehmens, auf der Produktion von hochwertigen Badteppichen im Premiumbereich. Die Kunden können zwischen drei Materialien wählen – Baumwolle, Polyacryl- oder Polyamidgarn. „Wir sind das einzige Unternehmen, das seine Badteppiche noch in Deutschland herstellt“, sagt Golze. Die Mitbewerber bezögen ihre Polyamid-Teppiche meist aus China. Bei Baumwolle sei Indien ganz stark. „Der Anspruch unserer Kunden ist aber so hoch, dass wir uns noch nie in der Lage fühlten, in Asien einzukaufen“, so der 67-Jährige. Seit 1985 leitet er in vierter Generation das Unternehmen, das aktuell 40 Mitarbeiter beschäftigt. Mit seiner Tochter Gloria (30) ist seit Kurzem die fünfte Generation aktiv.

Die beidseitig verwendbaren Badezimmerteppiche werden zuerst aus rohweißer Baumwolle getuftet und danach gefärbt. Foto: Christian Burkert

Im Lauf der Jahre hinzugekommen sind Badtextilien wie Handtücher oder Bademäntel sowie eine kleine Auswahl von Badezimmermöbeln, die von Zulieferern in Italien oder Portugal produziert werden. „Aktuell sind es fünf verschiedene Frottierkollektionen, farblich abgestimmt auf die Badteppiche, beides miteinander kombinierbar.“ Neben einem Programm, das viele Standardmaße abdeckt, produziert Rhomtuft auch Wunschgrößen. „Badteppiche aus Baumwolle, Polyamid- und Polyacrylgarn werden in der Manufaktur individuell nach Kundenwunsch gefertigt. Dabei können Größe, Form und Farbe, ebenso wie Motive, individuell bestimmt werden“, so der Firmenchef. Und immer fällt das Wort Manufaktur: „Wir sind noch eine Manufaktur, weil viel mit der Hand gefertigt wird. Das ist in Deutschland sehr kostenintensiv.“
Auf der Heimtextil, der größten internationalen Fachmesse für Wohn- und Objekttextilien, die im Januar in Frankfurt stattfand, hat das Unternehmen seine komplett überarbeitete Kollektion und einen neuen Katalog vorgestellt. Alle drei Jahre bringt Rhomtuft ein neues Produktprogramm auf den Markt. „Wir sind nicht so abhängig von der Mode wie die Oberbekleidungsbranche“, erklärt Golze. Die getufteten oder gewebten, beidseitig verwendbaren Baumwoll-Teppiche gibt es in über 20 Farben. Drei Viertel des Umsatzes in diesem Segment werden mit sogenannten „Non-Colours“ wie Weiß, Perlgrau, Taupe oder Stone erzielt. Bei den Polyacryl-Teppichen können die Kunden unter 100 Farben wählen, insgesamt liegen 200 Farben für Spezialaufträge im Lager.

Für Badteppiche aus Polyamid stehen insgesamt rund 200 Farben zur Verfügung. Foto: Christian Burkert

Seit etwa 15 Jahren hat Rhomtuft die Lizenz von JOOP! für Badteppiche. „Joop ist eine sehr erfolgreiche Marke“, so Golze. Das Programm wird hauptsächlich in den Heimtextilabteilungen größerer Möbelhäuser vermarktet. Bei allen anderen Produkten arbeitet Rhomtuft eng mit dem gehobenen Facheinzelhandel, etwa Raumausstattern oder Bettenhäusern, zusammen und ist dort mit Katalogen und Materialmustern präsent. Gerade werden 2000 neue Farbmuster für diesen Vertriebsweg aufwändig in Emmerthal hergestellt. „Wir können auf die Farbwünsche unserer Kunden eingehen und fertigen auch Sondermaße. Deswegen arbeiten wir eng mit dem Facheinzelhandel zusammen.“ Auch einige Versender wie Pro Idee oder Torquato bieten eine Produkt-Auswahl an.

Eine Mitarbeiterin beim Nähen eines Joop-Badezimmerteppichs mit einer 12-Nadel-Tuftmaschine. Foto: Christian Burkert

Hauptabsatzmarkt ist mit 80 Prozent des Umsatzes Deutschland, aber auch in Österreich, der Schweiz, Norditalien und Benelux sind Rhomtuft-Produkte erhältlich. „Es gibt aber auch einige Adressen, die wir in aller Welt haben“, sagt der Firmenchef. Und nennt Australien, die USA, Hongkong und Dubai.
Vor Kurzem hat Rhomtuft einen Großauftrag für das Königshaus von Kuwait bekommen. Dabei galt es, mit goldfarbenem Lurexgarn eine bourgonische Lilie auf einen schwarzgrundigen Badeteppich zu tuften. In dieser Nische im Premium-Bereich fühlt sich Rhomtuft gut aufgehoben. „Wir wollen auch gar nicht versuchen, uns ins mittlere Preissegment zu bewegen, weil wir da mit ganz anderen Wettbewerbsstrukturen zu tun hätten“, so Golze.

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