Dr. Dirk Stenkamp, Vorstandsvorsitzender des TÜV Nord, geht nach einem erfolgreichen Geschäftsjahr 2019 „mit Grundoptimismus“ in die kommenden Monate.
[vc_row][vc_column][vc_column_text]Der TÜV Nord hat ein erfolgreiches Geschäftsjahr 2019 hinter sich. Aber die Halbwertszeit solcher guten Nachrichten ist derzeit kurz wie nie: Was passiert in diesem Jahr? Gerade erfasst der Konzern bei den rund 70 Tochtergesellschaften weltweit die Lage, um auf Basis dieses Zahlen bis Mitte April zu einem fundierten Ausblick für das laufende Jahr zu kommen. Erst dann wird es einen Ausblick für 2020 geben. Die Zahlen für 2019 veröffentlichte der Konzern in einer Telefonrunde: Der Umsatz stieg um 4,3 Prozent auf 1,28 Mrd. Euro, das Betriebsergebnis lag mit 75,2 Mio. Euro um 6,2 Prozent unter dem Vorjahreswert. Grund seien verstärkte Investitionen: 56,7 Mio. Euro gab der TÜV dafür aus, weitere 7,4 Mio. Euro flossen in Zukäufe.
TÜV-Prüfungen: Aufgeschoben, nicht aufgehoben
Auch wenn die Datengrundlage für den Ausblick noch nicht vorliegt: TÜV-Vorstandschef Dr. Dirk Stenkamp geht mit „Grundoptimismus“ in die kommenden Monaten. Er selbst hat gerade eine Zeit häuslicher Quarantäne hinter sich, nachdem ein Gesprächspartner positiv getestet wurde und auch erkrankte. Stenkamps Test fiel negativ aus.
Die grundsätzliche Zuversicht für das Geschäft 2020 zieht er unter anderem aus dem gesellschaftlichen Auftrag des TÜV und den rechtlich vorgeschriebenen technischen Prüfungen – auch, wenn manche jetzt nicht möglich seien: „Aufgeschoben ist nicht aufgehoben.“
Qualitätskontrolle für Schutzausrüstung
In der grassierenden Corona-Pandemie prüft, testet und inspiziert der hannoversche Konzern weiter, unterstützt zum Beispiel Energieerzeuger und Netzbetreiber: „Wir leisten systemerhaltende Beiträge, damit dieses Land weiter funktioniert“, so Dirk Stenkamp. Die TÜV-Stationen sind weiter geöffnet. Und einige Aufgaben haben sich in den Vordergrund geschoben: Teams des Unternehmens sind unterwegs, um an Flughäfen und bei Herstellern die Qualität dringend benötigter Schutzausrüstungen wie Masken oder Handschuhe zu prüfen und die Verteilung an klinische Einrichtungen sicherzustellen. Außerdem unterstützt die Tochtergesellschaft TÜViT Behörden und Unternehmen beim Schutz vor Hackerangriffen im Home Office. Seit über 20 Jahren arbeitet der TÜV in diesem Bereich. Und 2018 startete in Berlin ein TÜV-Nord-Unternehmen, das sich um die Sicherheit im Mobilfunk kümmert.
Home Office und Kurzarbeit
Der Konzern hat in der aktuellen Situation viele Mitarbeiter ins Home Office geschickt: Genau beziffern lässt sich das nicht, sagt Pressesprecher Sven Ulbrich, der auch zur Corona-Task-Force im Unternehmen gehört. Die Gesundheit der Mitarbeiter habe auf jeden Fall Vorrang. Neben Urlaubsausgleich wird aber auch Kurzarbeit ein Thema, insbesondere dort, wo der TÜV Seminare und Weiterbildung anbietet. Weltweit zählt der Konzern knapp 11.300 Jobs. Im vergangenen Jahr kamen ziemlich genau 500 hinzu. Gemessen an der Wertschöpfung liegt der Konzern in Niedersachsen im aktuellen Nord/LB-Ranking auf Platz 10.
Vorstandschef Stenkamp sieht die aktuellen Beschränkungen aber auch als Initialzündung für digitale Prüfung und Kontrolle auf Distanz, ohne dass TÜV-Mitarbeiter überhaupt vor Ort sein müssen. In Polen etwa seien derzeit keine Kontrollen möglich, weil die Prüfer gar nicht in die Unternehmen kommen. Bei der Typ-Prüfung von Fahrzeugen werden erstmals Live-Digitaltechniken eingesetzt, Audits und Inspektionen erfolgen „remote“, also aus der Ferne. Allein 300 Unternehmen seien weltweit in den vergangenen Wochen auf diese Weise auditiert worden. An solchen Lösungen arbeitet der TÜV bereits seit längerem, das zahlt sich jetzt aus: „Wir haben gut daran getan, in den vergangenen Jahre in diesen Bereich zu investieren“, so Stenkamp.
Veränderte Welt nach der Pandemie
Für die Zeit nach der Pandemie erwartet Stenkamp grundsätzliche Veränderungen: Er teilt Überlegungen zu einer Glokalisierung, was bedeutet: die Globalisierung wird nach der Krise anders gelebt: Weniger Mobilität, deutlich lokaler orientiert, dezentrale Zulieferung statt Konzentration auf eine Quelle. Für den TÜV aber bedeutet das: Es muss mehr geprüft werden als heute. Und der Konzern, sagt Stenkamp, nutzt jeden Freiheitsgrad, um Lösungen zu schaffen für die veränderte Welt nach Ende der Pandemie. [/vc_column_text][/vc_column][/vc_row]