Noch bis zum 6. Dezember zeigt die IHK Hannover aktuell eine Ausstellung zur Entstehung der Sozialen Marktwirtschaft: „Alfred Müller-Armack und das große ‚S‘“ wurde konzipiert von der Aktions­gemeinschaft Soziale Marktwirtschaft e.V. in Tübingen und war be­reits an verschiedenen Orten in Deutschland zu sehen.

„Wir wollen deutlich machen, dass die Soziale Marktwirtschaft schon in den vergangenen gut 75 Jahren eine entscheidende Grund­lage für den wirtschaftlichen Erfolg Deutschlands war und es auch künftig sein kann“, erklärt dazu IHK-Hauptgeschäftsführerin Maike Bielfeldt. Sie verwies darauf, dass Alfred Müller-Armack, der den Begriff Soziale Marktwirtschaft in dieser Form prägte, ausdrücklich eine Anpassung des Systems an die jeweils aktuellen Erfordernisse vorgesehen hat: „Wir haben heute eine Menge an Aufgaben, um die deutsche Wirtschaft markt- und wettbewerbsfähig zu machen“, so Bielfeldt. „Die Idee der Sozialen Marktwirtschaft liefert dabei die Orientierung, um den gesellschaftlichen Konsens nicht aus den Augen zu verlieren.“

Für die Soziale Marktwirtschaft werben

Die 1953 gegründete Aktionsgemeinschaft Soziale Marktwirtschaft (ASM) wendet sich mit der Ausstellung an eine interessierte Öffentlichkeit und insbesondere auch an junge Menschen. Neben der Förderung der Sozialen Marktwirtschaft ist die ökonomische Bildung erklärtes Ziel der Aktionsgemeinschaft. Die jetzt in der IHK Hannover gezeigte Ausstellung soll auf die Idee und die Bedeutung dieser Wirtschaftsordnung hinweisen, aber auch auf die Notwendigkeit, sie ständig weiterzuentwickeln. Die Soziale Marktwirtschaft dürfe in der nachwachsenden Generation nicht als inhaltsleere Floskel wahrgenommen werden, so der ASM-Vorsitzende Professor Dr. Nils Goldschmidt: „Um das Konzept der Sozialen Marktwirtschaft in einer dynamischen, vernetzten Welt lebendig und lebensnah in die Praxis umzusetzen, bedarf es vieler Impulse und unterschiedlicher Perspektiven.“

Müller-Armack im Mittelpunkt

Die Ausstellung dreht sich um Alfred Müller-Armack (1901–1978), der, wie insbesondere auch Walter Eucken, zu den Vordenkern der Sozialen Marktwirtschaft gehörte und das Konzept an der Seite von Wirtschaftsminister Ludwig Erhard umsetzte. Schautafeln, histo­rische Exponate und eine Videostation machen Ursprünge und Ent­stehung der Sozialen Marktwirtschaft deutlich. Für historisches Flair sorgen Einrichtungsgegenstände aus einem Kloster im west­fälischen Vreden, wo Müller-Armack seit 1943 kriegsbedingt arbeitete und wo er die Idee einer marktwirtschaftlichen Ordnung hatte, in der das Soziale betont und tatsächlich großgeschrieben wird – eben mit großem S.

Früh ein Thema in der IHK

Die Ausstellung der Aktionsgemeinschaft wird ergänzt durch Material, dass die IHK Hannover beitragen konnte. So wurde bereits im Anfang 1947 erschienenen IHK-Geschäftsbericht für eine Wirtschaftsordnung geworben, die „eine lebendige Synthese zwischen freier Initiative und sozialem Willen“ ermöglicht. Unterzeichnet war der Beitrag von Franz Henkel, dem ersten Nachkriegspräsidenten der IHK Hannover. Kurze Zeit später war Müller-Armack in Hannover. Sein Vortrag war Anlass für einen Beitrag in der Niedersächsischen Wirtschaft, in dem die „soziale Marktwirtschaft“, zunächst noch mit kleinem s geschrieben, ausdrücklich zur Aussprache gestellt wurde.

Neben verschiedenen marktwirtschaftlichen Schulen gilt unter anderem die katholische Soziallehre als wesentliche Quelle für die Soziale Marktwirtschaft. Der erste Chefredakteur der Niedersächsischen Wirtschaft, Dr. Johannes Niggemann, vertrat als überzeugter Katholik Vorstellungen, wie sie seit den 1930er Jahren von Oswald von Nell-Breuning und in den Wirtschaftswunder-Jahren ab 1950 unter anderem von Joseph Höffner, später Kardinal, entwickelt und vorangetrieben wurden. Niggemann, der neben seiner politischen Tätigkeit im hannoverschen Stadtrat auch in kirchlichen Organisationen aktiv war, setzte sich 1949 zum Beispiel mit Müller-Armacks Buch „Jahrhundert ohne Gott“ auseinander.

Die Ausstellung kann während der Geschäftszeiten der IHK besichtigt werden. Auch ein Besuch von Gruppen und Schulklassen ist möglich; Kontakt für Terminabsprachen: IHK Hannover, Kommunikation, Klaus Pohlmann, Tel. 0511 3107-269, klaus.pohlmann@hannover.ihk.de

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