Unternehmen, die kommen und gehen: Zwölf Jahre alt wird eine Firmen heute im Durchschnitt. Ein unaufhörlicher Strom, der sich durch die Wirtschaftsgeschichte zieht. Die Erinnerung selbst an große Unternehmen jedoch verblasst schnell. Von manchen Unternehmen bleibt nichts. Von anderen kaum mehr als Fundstücke aus dem Wirtschaftsarchiv.

 

Drei Konservenetiketten verwahrt das Niedersächsische Wirtschaftsarchiv: Mischpilze, auch geschält, steht drauf. Teils mit botanischer Nachhilfe: Grünling – Marone – Sandröhrling. Und mittendrin immer ein rotgewandeter Wichtel: Epi W. Hunte GmbH, zunächst in Linden, später in Ahlem bei Hannover.

Etiketten und ein Straßenname

Das war’s. Die Etiketten sind über eine Sammlung ins Archiv gekommen. Mehr zum Unternehmen findet man zunächst nicht. Ganz klein aber scheint Epi aber nicht gewesen zu sein. Denn im hannoverschen Stadtteil Ahlem gibt es immerhin bis heute den Epiweg: „Hier befand sich von 1954 bis 1973 die Champignonzucht der von Wilhelm Hunte gegründeteten Firma Epi“, schreibt Christian Hanke in seinem Buch über die Straßennamen Hannovers.

Aber auch, wenn es diese Straße gibt: Wer wird noch wissen, warum sie so heißt? Zumal in genau dieser Ahlemer Wohngegend zurzeit ganz andere Fragen wichtig sind, weil darunter Asphaltstollen liegen: Schatten der Wirtschaftsgeschichte. Aber das ist eine andere Geschichte.

Wie wenig man weiß

Das Archivinformationssystem Arcinsys lässt immerhin noch erkennen, dass Epi zuerst in Linden zu Hause war und dann erst nach Ahlem zog. Das gibt ein Verweis auf Akten des Kriegsschädenamtes in den 40er Jahren her: Hunte, Wilhelm. Inhaber der Firma „Epi“. Geboren am 12. Dezember 1904, wohnhaft Spinnereistraße. Und dann? Wird es dünn mit Informationen über das Unternehmen. Selbst, ob Epi Champignons oder die Mischpilze in den Eiskellern am Lindener Berg zog, bleibt unklar. Bis ins Jahr 2000 wurden in diesen Stollen aus dem 18. Jahrhundert Pilze angebaut.

Und doch verbirgt sich hinter den Etiketten ein Lebenswerk, steckt hinter den wenigen Archiveinträgen eine wohl rund 30 Jahre währende Unternehmensgeschichte. Wenn man so will, nur ein Tropfen im Strom vieler tausend Unternehmensgeschichten. Erinnerungen an Unternehmen, die sich verlieren – wie Tränen im Regen. Kino- und Science-fiction-Enthusiasten gleichermaßen mögen jetzt wissen, woher dieses Bild kommt. Aus dem Klassiker Blade Runner – es ist eine zentrale Szene des Films, in der es um nichts anders geht als die Trauer um unnötig verlorene Erinnerungen. Zu sentimental?

Natürlich, Kaufleute pflegen die Nüchternheit. Was zählt, ist die Gegenwart, das hier und jetzt. Zukunft ist ein Thema. Vergangenheit oft nicht. Doch wer will, dass vom Lebenswerk mehr bleibt als Aufkleber für Konservendosen mit Pilzen und Wichteln oder vielleicht ein Straßenname, der wird dafür etwas tun müssen. Möglichkeiten gibt es genug. Denn sonst – bleiben nur Tränen im Regen.

 

Auch Sie hüten Schätze aus Niedersachsens Wirtschaftsgeschichte? Wenden können Sie sich an das Niedersächsische Wirtschaftsarchiv, Forstweg 2, 38302 Wolfenbüttel, Tel. 05531 935-0, wolfenbuettel@nla.niedersachsen.de

Mehr zum Wirtschaftsarchiv

www.ndswa.de

 

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