Junge Menschen aus Niedersachsen und aus den niedersächsischen Partnerregionen diskutierten in Hannover bei der Internationalen Jugendkonferenz über Zukunftsthemen und trugen die Ergebnisse auf die IdeenExpo. Dort warteten Ministerpräsident Stephan Weil und IHK-Hauptgeschäftsführerin Maike Bielfeldt auf ihre Fragen. Auch eine Gruppe aus der Ukraine in Hannover war dabei – und konnte sich über zehn von VW gespendete Kleinbusse freuen, die Schulwege wieder ermöglichen sollen.

Selbst ein so fröhliches Zukunftsfest wie die IdeenExpo spürt in manchen Augenblicken die Schatten dieser Tage. Etwa 60 Schülerinnen und Schüler aus sechs Ländern waren bei der Internationalen Jugendkonferenz nach Hannover und Braunschweig zusammengekommen gekommen. Was ist die größte Herausforderung, vor der ihr Land steht? Und – vielleicht noch wichtiger – welches Ziel leiten sie, die jungen Menschen an der Grenze zum Erwachsenwerden, daraus ab? Darüber sprachen die jungen Menschen.

Die größte Herausforderung für ihr Land: Migration. Das sagte die Sprecherin der französischen Gruppe auf der Bühne der IdeenExpo. Die Gegensätze überwinden, darauf hofft sie. Zu wenig Platz für Flüchtlinge in einem kleinen Land, so sehen es junge Menschen aus den Niederlanden. Oder: Es gelte, die auf Kohle gegründete Energieversorgung Polens zu verändern. Als wenn solche Aufgaben nicht schon groß genug wären.

„Wir werden nicht aufgeben!“

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus der Ukraine auf der IdeenExpo-Bühne.

Krieg und Gewalt: Das sind gerade ihre Herausforderung, sagte mit fester Stimme ein Mädchen aus Mykolajiw, einer Region in der Ukraine, mit der Niedersachsen erst vor wenigen Wochen eine Partnerschaftsabkommen geschlossen hat. Ein wieder aufblühendes, ein friedliches Land: Das ist Ziel und Hoffnung. Und später dann noch dieser Satz: „Wir werden nicht aufgeben.“

Ihre Zukunftsperspektiven spiegelten die jungen Leute an den Grundsätzen der Vereinten Nationen für nachhaltige Entwicklung – kurz SDG, was für Sustainable Development Goals steht. Etwa am Ziel 16, das Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen fordert.

Auf der IdeenExpo konnten sie dann ihre Fragen loswerden: Für die Politik stand Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil auf der Bühne, die Wirtschaft vertrat IHK-Hauptgeschäftsführerin Maike Bielfeldt.

Die Rolle der Wirtschaft

Und die hannoversche IHK-Chefin hatte beispielhaftes mitgebracht: eine Rose aus Stahl, und zwar aus nachhaltig erzeugten, also gewissermaßen grünem Stahl. Denn das war eine der Fragen aus der Jugendkonferenz: Welche Rolle spielen Unternehmen, spielt die Wirtschaft, wenn es darum geht, Nachhaltigkeitsziele zu erreichen?

Eine entscheidende, so Bielfeldt. Natürlich. Unternehmen können auf vielfältige Weise ihren Einfluss auf die Umwelt verringern, machte die Hauptgeschäftsführerin deutlich. Und sie tun das auch – zu sehen an der Rose in ihrer Hand. Weniger CO2-Emissionen, nachhaltige Lieferketten, Energieeffizienz und umweltfreundliche Produkte: Das sind Schritte auf dem Weg der Transformation.

Soziale Marktwirtschaft als Grundlage

Bielfeldt ließ es sich aber auch nicht nehmen, vor den Jugendlichen auf die Bedeutung der Sozialen Marktwirtschaft hinzuweisen: als Rahmen für eine erfolgreiche Wirtschaft und damit als Grundlage gesellschaftlicher Stabilität und als Halt für eine demokratische Ordnung, in der sich Unternehmen entfalten können.

Mag sein, dass die Jugendlichen – außer den ukrainischen und niedersächsischen Schülerinnen und Schülern kamen sie aus Polen, Frankreich, Spanien und den Niederlanden – in einer Stimmung zwischen Feierlaune und Auftrittsnervosität noch nicht voll erfassten. Umso wichtiger die Rose als Symbol: Ja, es geht, und zwar mit der Wirtschaft.

Stahl verzaubert: Das versprach die Salzgitter AG bei ihrem IdeenExpo-Auftritt und brachte die Herstellung solcher Rose als Projekt mit nach Hannover.

Aber der Bühnenauftritt auf der IdeenExpo kam allerdings auch nicht unvorbereitet. Schließlich hatten sich die jungen Menschen zwischen 14 und 17 bei der viertägigen Jugendkonferenz mit der Frage nach einem Europa in Frieden und Freiheit, Vielfalt und Demokratie befasst. Ministerpräsidenten Stephan Weil fand hier einen wesentlichen Wert der Konferenz: Leute aus unterschiedlichen Ländern, mit sehr verschiedenen Lebensumfeldern zusammenbringen. Denn: „Wir müssen reden“, sagte Weil auch unter dem Eindruck der Europawahl und dem Stimmverhalten gerade in den jüngeren Wählergruppen. Außerdem, bei allen Unterschieden: „Ihr lebt in der gleichen Welt, habt die gleiche Zukunft“, rief er den Jugendlichen mit Blick auf die globalen Herausforderungen zu.

Kontakt zu Volkswagen hergestellt

Aber eben nicht nur reden. Im Vorfeld der Konferenz hatte Weil einen Kontakt zwischen Mykolajiw und der Volkswagen AG hergestellt. In der ukrainischen Oblast sind viele Schulen zerstört, die Schulwege werden lang. Eine kleine Flotte von VW-Kleinbusse, die der Konzern spendet, soll Entlastung bringen. Gunnar Kilian, im VW-Konzernvorstand für Personal zuständig, sagte bei der symbolischen Übergabe während der IdeenExpo, man übernehme als Konzern gemeinsam mit dem Land und dem Malteser Hilfsdienst, der die Fahrzeuge übernimmt und für den Einsatz sorgt, Verantwortung und sende ein Signal an die Menschen in der Ukraine. „Mit den zehn Fahrzeugen wollen wir Kindern in der ukrainischen Oblast Mikolajiw helfen, wieder aktiv am Schulunterricht teilzunehmen und damit ein Stück Lebensnormalität zurückzugewinnen.“

Symbolisch ein VW-Bus, insgesamt sind es zehn: Ministerpräsident Stephan Weil mit Maike Bielfeldt und links neben ihm VW-Pesonalvorstand Gunnar Kllian. Von den Maltesern kamen Christoph Schmock (ganz links) und Maximilan Freiherr von Boeselager.

Ein Stück Normalität im Abnormen eines bereits zweieinhalb Jahre auszuhaltenden Angriffskriegs. Und bei den älteren Jugendlichen aus der Ukraine, die in Hannover auf der Bühne standen, schob sich unwillkürlich die Frage in den Vordergrund, was für sie nach Ende der Schulzeit kommt: Ausbildung oder Studium? Worüber sich Tausende Jugendliche auf der IdeenExpo informierten. Oder Wehrdienst und schlimmstenfalls Fronteinsatz. Soviel zu Schatten, der unvermeidlich bei der Jugendkonferenz durch die Messehalle zog.

„Die Jugend hat ’ne Stimme verdient …“

Umso mehr lohnte des, den Rappern zuzuhören, die zu Beginn der Veranstaltung auftraten: „Die Jugend hat ‘ne Stimme verdient“, hieß eine Zeile. Und später: „Dafür schlägt mein Herz.“

 

 

 

 

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