Die Unternehmen zwischen Harz und Nordsee sind im vergangenen Jahr bei der Digitalisierung deutlich vorangekommen und setzen zunehmend auch auf Künstliche Intelligenz. Gleichzeitig bescheinigen sie der öffentlichen Verwaltung massiven Nachholbedarf. Und etwa jedes sechste Unternehmen könnte Ziel eines Cyberangriffs gewesen sein.

 

Die Zahlen sind deutlich: Auf einer Skala von 1 bis 6 – voll entwickelt bis wenig entwickelt – bewertet heute fast jedes vierte niedersächsische Unternehmen den Stand der eigenen Digitalisierung mit einer 2. Ein Jahr zuvor stuften sich lediglich sieben Prozent so gut ein. Und der Anteil der Unternehmen, die sich immerhin bei einer 3 sehen, hat sich von 17,5 Prozent 2022 auf jetzt 43 Prozent mehr als verdoppelt.

Diese Entwicklung spiegelt sich auch am unteren Rand der Skala wider. Gaben sich vor rund einem Jahr von 25 Prozent der Unternehmen sich selbst eine glatte 5, so sind es jetzt noch 5 Prozent. Diese Zahlen ergeben sich aus der Niedersachsen-Auswertung der jährlichen Digitalisierungsumfrage der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) unter bundesweit mehr als 4000 Unternehmen. Aus Niedersachen haben gut 280 Firmen teilgenommen.

IHKN: Die angekündigte Digitalbonus-Neuauflage muss auch kommen

Monika Scherf, Hauptgeschäftsführerin der IHK Niedersachsen, sieht diese Entwicklung als Beleg dafür, dass viele Unternehmen im Land intensiv an der digitalen Transformation arbeiten. Sie mahnte aber auch eine weitere Förderung an: „Dazu gehört die angekündigte, bislang aber nicht realisierte Neuauflage des Digitalbonus.“

Sicherheit ist ein Thema für die Unternehmen

Rund 17 Prozent der Unternehmen gaben an, im vergangenen Jahr tatsächlich oder vermutlich von Cyberangriffen betroffen gewesen zu sein. 92 Prozent der Unternehmen fertigen regelmäßige Sicherheitskopien an, knapp 81 Prozent aktualisieren ihre IT-Sicherheitsmaßnahmen regelmäßig und 69 Prozent haben heute ein aktives Identifikationsmanagement zum Beispiel zur Authentifizierung von Mitarbeitenden.

So sehr die Unternehmen aus eigener Sicht bei der Digitalisierung vorankommen, so kritisch bewerten sie die öffentliche Verwaltung. Fast 70 Prozent versehen den Digitalisierungsgrad dort mit einer 4 oder einer 5. Weniger als 20 Prozent geben die Schulnoten 1 bis 3.

Wichtig im Umgang mit der Bürokratie

„Es besteht seitens des Landes großer Handlungsbedarf, denn digitale Zugänge und Prozesse machen Planungs- und Genehmigungsverfahren schneller und einfacher“, macht Maike Bielfeldt deutlich, die wie Scherf Hauptgeschäftsführerin der IHK Niedersachen ist. Das betreffe nicht nur die Landesebene, sondern auch die Kommunen. Um einen digitalen Flickenteppich zu vermeiden, müssten die Kommunen seitens des Landes stärker unterstützt werden.

„Die Bürokratie und die Dauer der Verfahren sind eine Bürde für die wirtschaftliche Entwicklung Niedersachsens. Wir hemmen uns selbst. Die Digitalisierung, den Klimaschutz und den demografischen Wandel werden wir nur mit einer deutlichen Beschleunigung und Digitalisierung auch von Verwaltungsvorgängen hinbekommen“, so wiederum Monika Scherf.

KI steht bei den meisten Unternehmen auf der Tagesordnung

Den Umfrageergebnissen zufolge nutzen bereits 22 Prozent der Unternehmen in Niedersachsen Künstliche Intelligenz. Weitere 39 Prozent planen den Einsatz innerhalb der nächsten drei Jahre. „Der zunehmende Einsatz von Künstlicher Intelligenz in den Unternehmen macht Mut für eine wettbewerbsfähige Zukunft“, meint Michael Wilkens, IHKN-Sprecher Digitalisierung.

Breitbandausbau weiter fördern

Mehr als zwei Drittel der Unternehmen verfügen über eine aktuell bedarfsgerechte Internetanbindung. Wilkens weist allerdings auf künftig steigende Anforderungen hin: „Unser Ziel muss sein, jedes Unternehmen und jeden Haushalt mit Glasfaser zu versorgen. Wir müssen bei der Breitbandanbindung in die Zukunft schauen. Wenn heute 70 Prozent der Unternehmen zufrieden sind, ist das gut, doch die Ansprüche werden wachsen.“ Die niedersächsischen Industrie- und Handelskammern fordern deshalb eine Fortführung des von Bund und Land gemeinsam geförderten Breitbandausbaus über 2024 hinaus

Als Hauptgründe, die Digitalisierung in ihrem Unternehmen voranzubringen, nennen die Befragten vor allem die Verbesserung der Qualität (72 %) und die Reduzierung von Kosten (70 %). Größte Herausforderungen sind auch 2023 wieder die mangelnde Zeit (63 %) und die Komplexität (61 %).

Eine Gesamtübersicht über die bundesweite DIHK-Digitalisierungsumfrage finden Sie unter: www.dihk.de

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