Auch ein leichter Anstieg des Konjunkturklimaindikators kann nicht darüber hinwegtäuschen: Die niedersächsische Wirtschaft stagniert. Das zeigen die aktuellen Zahlen der IHK-Konjunkturumfrage.

 

Niedersachsens Wirtschaft kommt aus der Stagnation und verharrt dort: Der Konjunkturklimaindikator steigt in der Umfrage zum Jahreswechsel um zwei auf 77 Punkte gegenüber den Herbst-Zahlen. Als Hoffnungsschimmer will Maike Bielfeldt, Hauptgeschäftsführerin der IHK Niedersachsen, das aber nicht sehen: „Fast Null“, so stuft sie die Aufwärtsbewegung ein.

Immerhin nicht noch schlechter geworden

„Es passiert nichts“, so Bielfeldt. Wobei die IHKN-Hauptgeschäftsführerin fast im gleichen Atemzug die Frage stellte, ob nicht das bereits positiv zu werten sei: „Ist die gute Nachricht, dass es nicht noch schlechter geworden ist?“

Sprunghafte Wirtschaftspolitik in der Kritik

Unter den vielen belastenden Faktoren von Bürokratie über Energiepreis bis zum Arbeitskräftemangel sticht einer hervor: die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen. Unter den Top-Risiken aus Sicht der Unternehmen liegt die Unzufriedenheit mit der sprunghaften Wirtschaftspolitik jetzt ganz oben mit rund 67 Prozent. „Seit rund 15 Jahren fragen wir die Unternehmen nach den Risiken. Bei der Wirtschaftspolitik war dieser Wert noch nie so hoch“, stellte Maike Bielfeldt fest und forderte ausdrücklich ein positives Signal: „Was auf jeden Fall fehlt, ist ein Schub von Seiten der Wirtschaftspolitik.“

Einzig beim Export lässt sich eine gewisse Bewegung erkennen. Die Erwartungen stiegen hier von minus 18 auf minus fünf. Das liegt noch weit unter dem langjährigen Durchschnitt, zeigt aber wenigstens eine etwas deutlichere Tendenz nach oben.

Reallohnsteigerungen könnte Konsum wecken

Hoffnung setzen könne man außerdem auf den privaten Konsum, so Bielfeldt, sobald die Reallohnsteigerungen ankämen und wieder mehr gekauft werde. Aktuell allerdings ist die Konsumneigung im Keller: „Das Weihnachtsgeschäft ist fast ausgefallen.“ Sollten sich aber der Trend bei den Ausfuhren und beim Konsum bestätigen und sollten die notwendigen Signale aus der Politik dazukommen, könne man vielleicht auf eine leichte Belebung im zweiten Halbjahr setzen, machte die IHKN-Hauptgeschäftsführerin deutlich.

Wenig überraschend: Das Gastgewerbe war zwar mit dem Jahresende 2023 durchaus zufrieden. Wegen der wieder angehobenen Umsatzsteuer auf Speisen und der erwarteten Zurückhaltung ihrer Gäste rechnen die Unternehmen mehrheitlich mit einer ungünstigen Entwicklung.

Stillstand oder Warnsignale

Ansonsten zeigt die Konjunkturfrage unter rund 1800 niedersächsischen Unternehmen im Wesentlichen entweder Stillstand oder Warnsignale. Die Geschäftslage der energieintensiven Industrie – Chemie, Metallerzeugung, Glas oder Papier und Pappe zum Beispiel – ist weiterhin deutlich schlechter als in der Investitionsgüter-Industrie. Immerhin ist der Abwärtstrend fast zum Stehen gekommen: Die Bewegung ist nur noch gering, allerdings mit negativem Vorzeichen bei den energieintensiven Unternehmen und einem positiven bei Elektrotechnik, Automobil- oder Maschinenbau. Die Schere geht damit weiter auseinander.

Die Konjunkturfachleute der IHK Niedersachsen: Dr. Martin Knufinke, Maike Bielfeldt die Dr. Mirko-Daniel Hoppe (v.l.)

Die Beschäftigungspläne der Unternehmen werden weiter zurückgefahren.  Investieren wollen die Unternehmen verstärkt, um alte Anlagen zu ersetzen. Kapazitätsausweitung dagegen ist als Investitionsziel seit Mitte 2020 auf dem Rückzug. Bei Zielen für Auslandsinvestitionen haben die Eurozone, Nordamerika und auch China zugelegt, obwohl die Volksrepublik weit von den Höchstständen entfernt ist.

Notwendige Maßnahmen

Was in dieser Situation zu tun ist, bringt Maike Bielfeldt so auf den Punkt: „Deutschland muss schneller werden, seine Energieangebote ausbauen, die Fachkräfteeinwanderung reformieren, um nur die wichtigsten Punkte zu nennen. Eine verlässliche und möglichst bürokratiearme Politik kann wesentlichen dazu beitragen, Investitionen wieder attraktiv zu machen.“

 

 

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