Es ist ungewiss, wann und wie der von Russland begonnene Krieg enden wird – und dennoch
richtet sich der Blick bereits heute auf den Wiederaufbau der Ukraine: Vor wenigen Wochen reiste die
IHK mit 30 Unternehmen aus der Region zur Rebuild Ukraine nach Warschau, um Kontakte zu knüpfen und sich aus erster Hand über Chancen und Potenziale zu informieren.
Obwohl sich die Ukraine seit Februar 2022 im Krieg gegen Russland befindet, werden die internationalen Wiederaufbauaktivitäten bereits vorangetrieben. Das erklärte Ziel von Deutschland und vielen anderen Staaten ist es, die Ukraine dabei zu unterstützen, die Wirtschaft und das tägliche Leben – dort wo möglich – am Laufen zu halten. So haben beispielsweise Europäische Union und Bundesregierung bereits vor einigen Monaten die ersten Programme aufgelegt, um Geld für die verschiedensten Verwendungszwecke und branchenübergreifend zur Verfügung zu stellen, um den Aufbau des Landes jetzt und in der Zeit nach dem Krieg anzugehen.
Rund 100 Unternehmen informierten sich bereits bei einer Veranstaltung von IHK Hannover und Hannoverimpuls im August über die Möglichkeiten und potenzielle geschäftliche Aktivitäten sowohl beim Export als auch beim Import. Die Fachleute beleuchteten wichtige ukrainische Sektoren wie die Agrar- und Ernährungswirtschaft, Bau, Umwelt und das Gesundheitswesen und in diesen Bereichen laufende Ausschreibungsgeschäfte, flankiert von wichtigen Werkzeugen für die Unternehmenspraxis im Bereich Finanzierung und Recht. Das Interesse der Teilnehmenden an Einzelgesprächen mit den Referentinnen und Referenten war so groß, dass nur mit Mühe alle Wünsche erfüllt werden konnten. Neben dem direkten Geschäftsaufbau zu ukrainischen Unternehmen gibt es aber auch andere Wege, um den Wiederaufbau einzuleiten. So zeigte Irmgard Starmann, die bei der Stadt Lingen für die Kommunalpartnerschaft mit der Stadt Lanivzi verantwortlich ist, eindrücklich, dass auch die sogenannten Kommunal- oder Solidaritätspartnerschaften durchaus Potenzial für unternehmerisches Engagement in Richtung Ukraine bergen. Viele Menschen in der Ukraine schätzten den direkten Draht zu den niedersächsischen Städten und Gemeinden. Allein in Niedersachsen sind 21 Städte oder Gemeinden in Kommunalpartnerschaften mit ukrainischen Orten verbunden. Sechs davon wurden von Kommunen aus dem Bereich der IHK Hannover eingegangen.
Deutsche Kommune ➝ Ukrainische Partnerkommune
Barsinghausen ➝ Kovel
Bad Nenndorf ➝ Turijsk
Göttingen ➝ Ochtyrka
Hannover ➝ Stadt Mykolajiw
Northeim ➝ Nadwirna
Radolfshausen ➝ Werchowyna
Die IHK Hannover plant in Zukunft weitere Veranstaltungen, die dann auch Informationen zu Themen wie Finanzierung, Fördermittel und Beschaffung, branchenrelevante Inhalte sowie Hinweise für den Kontaktaufbau zu potenziellen Kooperationspartnern in der Ukraine bieten sollen.
Am 13. November machten sich 30 Unternehmen mit der IHK Hannover und Hannoverimpuls auf den Weg zur „Rebuild Ukraine“ nach Warschau, um vor Ort Kontakte zu ukrainischen und internationalen Entscheidern sowie potenziellen Kooperationspartnern aufzubauen und das Wissen um den Wiederaufbau der Ukraine zu vertiefen. Auf der Messe waren mehr als 50 Interessenten unter dem Dach des bundesdeutschen Gemeinschaftsstandes vertreten – unter anderem auch das niedersächsische Wirtschaftsministerium mit einem Informationsstand, an dem die niedersächsischen Delegationsteilnehmenden mit ukrainischen und internationalen Interessierten zusammenkamen. Betreut und unterstützt wurde dies von der Partnerin des Landes Niedersachsen in Polen, Patrycja Kosta.
Am Vorabend der Messe waren alle Ausstellenden des deutschen Gemeinschaftsstandes und die Delegation aus Niedersachsen von der Deutschen Botschaft in Warschau zu einem Empfang mit informellem Austausch eingeladen worden. Daran nahmen auch Menschen aus der hannoverschen Partnerstadt Mykolajiw sowie der Städte Sumy, Lwiw und Kiew sowie einige polnische Unternehmen teil.
Die zwei Messetage waren für die Delegation intensiv, viele neue Kontakte wurden geknüpft und Kooperationen ausgelotet. Am nationalen Pavillon der ukrainischen Städte und Gemeinden erhielten die Teilnehmenden Informationen und tauschten sich bilateral mit ukrainischen Städten und Gemeinden zu anstehenden und aktuell laufenden Projekten im Bereich Agrar- und Landwirtschaft, Energie, Infrastruktur und Gesundheitswirtschaft aus. Von beiden Seiten ganz besonders rege und engagiert gestaltete sich der Austausch mit der Stadt Mykolajiw. Das Interesse an einer Zusammenarbeit in Infrastrukturfragen, insbesondere in den Bereichen Abfall und Abwasser, aber auch bei der Instandsetzung von Krankenhäusern, bis hin zur Implementierung eines umfassenden Gesundheitssystems und einer Logistikinfrastruktur standen dabei im Fokus der Gespräche.
Fazit der Reise: Die niedersächsischen Teilnehmenden konnten hochkarätige ukrainische Ansprechpartner und Entscheider treffen, kennenlernen und sich austauschen. Eine Vielzahl an Projekten, über alle Branchen hinweg, befinden sich entweder in der Entstehung oder suchen bereits Kooperationspartner. Internationale Mittelgeber sichern die Finanzierung für viele Projekte. Interessierte Unternehmen können sich über – deutsche, europäische, ukrainische – Plattformen zu den in der Ukraine laufenden Projekten informieren, ihre Projektskizzen mit ukrainischen Partnern einreichen oder an Ausschreibungen teilnehmen.
Gerade der persönliche Kontakt zur Stadt Mykolajiw war für die Delegation aus Niedersachsen immens wichtig und wertvoll. Aus erster Hand erfuhr die Gruppe, welche Aktivitäten die Stadt aktuell plant und wo es gemeinsame Ansätze gibt. Mehr noch, es konnten neue Ideen und Projekte platziert werden, die auf ukrainischer Seite möglicherweise in weitere Planungen einfließen. Die Kontakte zu Ukrainern und Ukrainerinnen, die einen Einblick in ihr tägliches Leben und ihre Herausforderungen beim Wiederaufbau in Kriegszeiten zuließen, haben die Reise nachhaltig geprägt. Die Vertreter aus Mykolajiw sprachen am Rande der Messe an, welche Güter aktuell in der Stadt dringend benötigt werden, um den Alltag vor Ort zu bewältigen. Dazu gehören unter anderem Kleinbusse und Busse, um etwa Kinder in den Kindergarten zu bringen oder Menschen innerhalb der Stadt sicher zu befördern. Das Team aus dem Bereich International der IHK Hannover wird solche Hinweise zukünftig intensiv beleuchten und dringende Anfragen und/oder Angebote direkt aus Mykolajiw über die IHK-Medien an Mitgliedsunternehmen weitergeben. Melden Sie dazu gern kostenfrei für unseren Infoservice Newsletter an.