Aus der IHK Hannover ins Wirtschaftsarchiv Wolfenbüttel: Dort werden jetzt sowohl das Firmenhandbuch Niedersachsen-Bremen als auch viele Jahresbände der Niedersächsischen Wirtschaft aufbewahrt.
Beim Umzug der IHK in das neue Gebäude wurden Bestände an Büchern und Publikationen durchgesehen und zusammengeführt. Darunter waren Ausgaben des Firmenhandbuchs Niedersachsen seit den 1920er Jahren. Aufgeführt sind darin die jeweils aktiven Unternehmen zunächst im Wirtschaftsraum Niedersachsen, später dann zusätzlich auch die in Bremen verzeichnet – geordnet nach Region und ebenso nach Branchen.
Das bereits vor 1946 von Niedersachsen gesprochen wurde, obwohl das Bundesland noch nicht gegründet war, dürfte am Engagement der IHK Hannover liegen: Die hatte sich spätestens seit 1921 für einen solchen Wirtschaftsraum stark gemacht, der grob skizziert die Provinz Hannover, Oldenburg, Schaumburg und Teile Ostwestfalens bis nach Bielefeldt umfasst. Das Firmenhandbuch erschien im hannoverschen Industrie- und Handelsverlag der mit der IHK eng verbunden war. Die bis in die 1980er Jahre reichenden Bände liegen jetzt im Niedersächsischen Wirtschaftsarchiv.
Jahrgängsbände der NW ebenfalls in Wolfenbüttel
Auch die Ursprünge der Niedersächsischen Wirtschaft oder kurz NW, in deren Webmagazin Sie sich gerade befinden, lassen sich über 100 Jahre zurückverfolgen. Bereits die erste Ausgabe vom 4. Januar 1921 wartete mit einem Leitartikel unter der Überschrift „Niedersachsen“ auf, unterzeichnet vom damaligen Handelskammer-Präsidenten und Pelikan-Chef Fritz Beindorff. Ab Sommer 1946 erschien dann die Niedersächsische Wirtschaft als gemeinsame Zeitschrift der Industrie- und Handelskammern im gerade entstehenden Bundesland. Viele Jahrgänge der Zeitschrift ab etwa 1950 wurden jetzt dem Wirtschaftsarchiv übergeben.
Das Wirtschaftsarchiv in Niedersachsen …
Das Niedersächsische Wirtschaftsarchiv ist eine Stiftung bürgerlichen Rechts, die vom Land Niedersachsen, der Nord/LB der Öffentlichen Versicherung Braunschweig und der IHK Braunschweig getragen wird. Es hat seinen Sitz im Gebäude der Abteilung Wolfenbüttel des Niedersächsischen Landesarchivs. Das NWA will das historisch wertvolle Schriftgut der Wirtschaft des Landes sichern, erschließen und der Forschung verfügbar machen. Es soll damit zur Traditionsbildung der Unternehmen und ihrer Mitarbeitenden ebenso beitragen wie zur Quellensicherung für die Geschichtswissenschaft. Dabei geht es sowohl um Schriftgut öffentlicher und privater Herkunft, das unter einem Dach nutzbar sein soll.
… und in anderen Bundesländern
Im Vergleich mit Wirtschaftsarchiven anderer Bundesländer ist die niedersächsische Einrichtung noch jung. Gegründet wurde das NWA 2005. Als ältestes regionales Wirtschaftsarchiv in Deutschland gilt das Rheinisch-Westfälische Wirtschaftsarchiv in Köln, dessen Geschichte bis 1906 zurückreicht und das organisatorisch der IHK Köln angeschlossen ist. Nordrhein-Westfalen verfügt sogar über gleich zwei solcher Einrichtungen: Seit 1941 gibt es das Westfälische Wirtschaftsarchiv in Dortmund als regionale Dokumentationsstelle für die Wirtschaft in Westfalen und Lippe. Auch dort geht es um das Archivgut von Unternehmen, Kammern, Verbänden und Persönlichkeiten der Wirtschaft.
Archiv-Tagung vor einem Jahr
Bereits im vergangenen Jahr fand in der IHK Hannover eine Tagung zu den Themen Unternehmensgeschichte und Wirtschaftsarchive statt. Mit den Beständen des Firmenhandbuchs und der Niedersächsischen Wirtschaft, die jetzt von der IHK übergeben wurden, soll nicht nur die Arbeit Niedersächsischen Wirtschaftsarchivs unterstützt werden: Es geht auch darum, auf eine Einrichtung aufmerksam zu machen, wie es sie in anderen Bundesländern mit erheblich längeren Traditionen gibt.